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Der Feuerstein

Der Feuerstein

Titel: Der Feuerstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rae Carson
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hässlichen Anhänger – und denke über die leeren Siege nach, die sie symbolisieren. Mit den Malficio habe ich in Wirklichkeit nichts erreicht. Es ist mir nicht gelungen, meinen Feuerstein so gegen den Feind einzusetzen, wie Homer es vorhergesagt hat. Vielleicht wird ein Priester einige Jahrhunderte später einem anderen jungen Träger die Liste der von Gott Erwählten zeigen und vielleicht wird er dann auf meinen Namen deuten und sagen: »Ach ja, Lucero-Elisa. Eine von den gescheiterten Trägerinnen.«
    Mein Blick fällt auf Alejandros kleinen Sohn. Vielleicht habe ich doch eine letzte Chance, zumindest etwas richtig
zu machen. Wenn die Animagi das Tor durchbrechen, dann muss jemand den Prinzen in Sicherheit bringen. Es mag mir nicht gelungen sein, Joya d’Arena zu retten, vielleicht aber wenigstens seinen Erben.
    »Ximena! Nein, warte. Mara.« Mara wird wissen, was mitzunehmen und was einzupacken ist. »Geh hinunter zu den Küchen und Vorratsräumen und stelle Reiseproviant zusammen. So, dass es für uns vier zwei Wochen lang reicht. Beeil dich!« Es sollte jede Menge getrocknete Lebensmittel geben, denn Alejandros Haushalt hat schon seit Monaten Vorräte angelegt.
    »Gehen wir auf eine Reise?«, fragt Rosario.
    »So bald wie möglich. Aber ich muss noch ein bisschen bleiben.«
    Er seufzt. »Weil du deine Feuersteine noch nicht wiedergefunden hast.«
    »Ja.«
    »Ich glaube, dass die Condesa sie hat.«
    »Was?«, rufe ich aus. Ximena hebt ruckartig den Kopf.
    »Dreimal habe ich versucht, in ihre Gemächer zu gehen. Aber ihre Zofe sagt immer, sie bräuchte Ruhe. Was sind monatliche Regeln?«
    Beinahe beiße ich mir auf die Lippe. »Ähm … das ist dann, wenn eine Frau sich eine Zeit lang nicht wohlfühlt.«
    »Oh. Na ja, Condesa Ariña hat das jedenfalls schon ziemlich lange.«
    Tatsächlich hat sich Ariña sehr rar gemacht. Zwar ist sie bei meiner Krönung kurz erschienen, aber seitdem habe ich sie nicht mehr gesehen. Ich frage mich, ob Alejandro sein Versprechen gehalten hat und sie wirklich überwachen lässt.
    »Wieso glaubst du, dass sie die Steine hat?«
    »Weil ich überall sonst gesucht habe.«
    Das passt zusammen. Als Cosmé mit mir verschwand, hat Ariña zweifelsohne die Gelegenheit genutzt, meine Räume genau in Augenschein zu nehmen. Es stellt sich nur die Frage, ob sie die Palme aus reiner Gehässigkeit mitgenommen hat oder ob sie wusste, dass die Feuersteine darin verborgen waren.
    »Nun, Hoheit, ich denke, dann sollten wir der Condesa sofort einen Besuch abstatten.« Ich beuge mich verschwörerisch zu ihm hinunter. »Ich werde sie ablenken, und dann kannst du graben.«
     
    Eine blasse Frau mit graubraunem Haar öffnet die Tür. »Die Condesa empfängt zurzeit keinen Besuch … oh, Majestät.« Sie knickst hastig und ungelenk.
    »Dürfen wir eintreten?« Beruhigend drücke ich Rosarios Hand. Vielleicht will ich mir aber damit auch nur selbst Mut zusprechen.
    Sie versperrt mit ihrem Körper weiterhin die Tür und hindert mich daran, ins Innere des Raumes zu sehen. »Nun, Majestät, ich bedaure, aber die Condesa fühlt sich nicht…«
    Wir haben für diese Spielchen keine Zeit. Mit festem Blick sehe ich die Zofe an. »Ich bestehe darauf.«
    Mit gesenktem Kopf tritt sie zurück. »Jawohl, Majestät.«
    Ich dränge mich an ihr vorüber. Ariñas Gemächer sind meinen recht ähnlich, sie verfügen über ein großes Schlafzimmer und einen angrenzenden Badebereich. Allerdings bevorzugt Ariña dunklere Farben und üppige Verzierungen, was mich ein wenig überrascht; ich hätte erwartet, dass sie sich mit Weiß und Pastelltönen umgibt.

    Ariña liegt in einem Nachthemd von dunkler Pflaumenfarbe auf ihrem Himmelbett ausgestreckt, den einen Arm um ein schimmerndes smaragdgrünes Paradekissen geschlungen. Als sie mich hereinkommen sieht, hebt sie ein Weinglas. »Majestät!« Aus ihrem Mund klingt es trotz ihrer kindlichen Stimme wie eine Beschimpfung.
    »Hallo, Ariña.« Sie ist gar nicht so schön, wie ich sie in Erinnerung habe. Sicher, ihr Körper ist schlank und geschmeidig, und sie hat bemerkenswerte honiggoldene Augen. Aber sie ist wie Getreidespreu, völlig vertrocknet und leer.
    »Seid Ihr gekommen, um Euch an meinem Unglück zu weiden?«, fragt sie.
    Tatsächlich hatte ich nicht im Geringsten daran gedacht; mir ging es allein um die Feuersteine. Ich lächele freundlich. »Ich bin nur vorbeigekommen, um nach einer alten Freundin zu sehen.«
    An ihrem Kichern erkenne ich, dass sie betrunken

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