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Der Feuerstein

Der Feuerstein

Titel: Der Feuerstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rae Carson
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Bogenschützen verschwindet.
     
    Eine neue Botschaft von Cosmé erreicht uns per Brieftaube. Meine Finger zittern, als ich sie ausrolle, und Mara schaut mir beim Lesen über die Schulter.

     
    Elisa,
    Teile der südlichen Armee Inviernes haben sich von der Truppe getrennt und marschieren jetzt gegen Brisadulce. Fünf Animagi sind zu dir unterwegs, nur drei wurden zu den südlichen Besitzungen gesandt. Ich glaube, sie wissen, dass du in der Stadt bist. Wir versuchen weiterhin, die Nachhut des Heeres zu stören, aber die Perditos machen uns das zunehmend schwer. Sie haben damit begonnen, unsere Tauben abzuschießen. Dies wird meine letzte Nachricht sein.
    Pass auf dich auf,
    Cosmé

32

    A ls die Inviernos anrücken, verwandeln sich die feindlichen Linien erst in ein dunkles Band, das sich durch die Wüste schlängelt, und dann in einen breiten Fluss, der immer mehr anschwillt, bis es vom höchsten Turm der Stadtmauer so aussieht, als blickte man über ein Meer aus Flöhen, die über den Sand flitzen.
    Ich bleibe auf der Innenseite der Mauer bei den Bogenschützen, während mich der Feuerstein von innen auskühlt. Ich kann mich von dem seltsamen Anblick nicht losreißen. Die schmalen Schießscharten zwischen den Steinen verbreitern sich nach innen und bieten ein weites Sichtfeld. Wie alle anderen starre auch ich durch eine dieser Scharten, bis meine Augen vor Hitze tränen und brennen, und versuche, irgendetwas zu entdecken, das uns einen Hinweis auf ihren Angriffsplan verraten würde.
    Endlich zeigen sich auch die Animagi. Als Erstes entdecke ich das ungewöhnliche Weißblond ihrer Köpfe mitten in den Reihen der Inviernos. Dann lösen sie sich aus der Menge und stellen sich gegenüber unserem Haupttor auf. Es sind fünf, wie Cosmé gesagt hat, und sie alle tragen diese weichen
weißlichen Gewänder, die dunkel eingefassten Amulette baumeln vor ihrer Brust. Als sie die Augen zur Mauer erheben – diese feuersteinblauen Augen –, krümme ich mich vor eisigem Schmerz zusammen.
    »Majestät!«
    Als ich den Kopf hebe, sehe ich in das sonnengebräunte Gesicht von Hauptmann Lucio. »Es geht mir gut, vielen Dank.« Irgendwie bringe ich ein Lächeln zustande und richte mich wieder auf, und mein Innerstes erwärmt sich langsam von dem Gebet, das mit instinktiver Leichtigkeit aus meinem Herzen fließt. Inzwischen kann ich in allen Lebenslagen beten.
    Mir fällt wieder ein, was der General über die ermunternden Worte sagte, die jemand in das Ohr des Königs flüstern sollte, weshalb ich mich vom Hauptmann verabschiede und zur Straße hinuntersteige, wo mein Ehemann das Aufstapeln der Wasserfässer überwacht.
    Alejandro ist erleichtert, mich zu sehen. Er schlingt den Arm um meine Taille und hält mich fest – weniger, um mich zu trösten, sondern um selbst etwas Zuversicht zu gewinnen. »Das Fallgitter draußen wird standhalten«, erklärt er mir. »Selbst wenn sie das Tor niederbrennen.«
    Die Soldaten, die an uns vorübergehen, machen sich nicht die Mühe, ihr Grinsen zu verbergen. Sie wissen nicht, dass wir bisher noch nie das Bett miteinander geteilt haben, und es gefällt ihnen, dass sich ihr König und ihre Königin nahe sind. Also schließe ich meine Arme um Alejandro, obwohl es mir nicht gelingen will, auch ihm etwas Tröstliches zu sagen.

     
    Noch nie in meinem Leben habe ich so sehr gehofft, mich zu irren. Aber am nächsten Morgen, als unser gut durchfeuchtetes Tor allein schon unter der sengenden Sonne zu dampfen beginnt, greifen die Animagi genau so an, wie ich es vorhergesagt habe. Sie stehen nebeneinander, Schulter an Schulter, schlank wie Palmen, knapp außerhalb der Reichweite unserer Schusswaffen. Ich bete inbrünstiger als je zuvor, um meinen eingefrorenen Gliedern wieder etwas Leben einzuhauchen.
    Fünf Inviernos, barfüßige Gestalten mit verfilzten Haaren, treten aus der Menge der Soldaten hervor und stellen sich den Animagi gegenüber. Sie knien sich auf den Boden und legen die Köpfe in den Nacken. Eine Trompete ertönt, so unheimlich und klagend, wie ich noch nie ein Instrument gehört habe. Gleichzeitig ziehen die Animagi mit einer geschmeidigen Bewegung Dolche aus ihren schönen Gewändern. Zwar sehe ich nicht, wie die Klingen aufblitzend über die dargebotenen Hälse fahren, aber die Körper fallen zu Boden, und Blut strömt aus ihnen heraus, Blut, das leuchtend rot in der Sonne funkelt und kleine Lachen bildet, die nur allzu schnell im Wüstensand versickern.
    Nach dieser Opferung ihrer

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