Der Feuerthron
Meer zu einer Kuppel von beträchtlicher Höhe auf und sank wieder in sich zusammen.
»Der Göttin sei Dank! Wir waren weit genug weg«, murmelte Mera, obwohl das Schiff durch die Querwellen stark hin und her geworfen wurde. Ihre Erleichterung hielt jedoch nicht lange an, denn plötzlich begann Kip zu schreien, als steckte er am Spieß.
»Klippen direkt voraus!«
»Ich spüre nichts«, schrie Hekendialondilan entsetzt.
»Mera, kannst du die Verbindung mit Heke auch dann aufrechterhalten, wenn du auf den Mast kletterst und Ausschau hältst?«, fragte Girdhan, während er am Segel zerrte, um das Boot zu einer Richtungsänderung zu bewegen.
»Wir müssten es versuchen.« Mera löste sich aus Hekendialondilans Armen und eilte zum Mast. Doch als sie versuchte, an dem glatten Kristall hochzuklettern, aus dem er bestand, rutschte sie ab.
»Kip, komm her und steig auf meine Schultern!« Girdhan packte seinen Freund schwang ihn hoch. »Jetzt drück Mera nach oben. Vielleicht schafft sie es dann!«
Der Mast war höher, als Kip Mera hochschieben konnte, doch mit einem Mal erschien auf dem Segel eine Schlaufe, die ihr Halt bot. Also schien Hekendialondilan die Kontrolle über ihr Schiff nicht ganz verloren zu haben.
Kurz darauf hockte Mera ganz oben auf der Rah, klammerte sich an den kugelförmigen Abschluss des Mastes und starrte entgeistert auf das Gewirr von Klippen und kleinen Inseln, die zum Teil vom Meer überspült wurden und so schroff wirkten, dass die Drachenzähne ihrer Heimat dagegen harmlos anmuteten. Verzweifelt überlegte sie, wie sie die Klippen umgehen konnten. Als sie sich einen Überblick verschaffen wollte, sah sie, wie sich weniger als tausendSchritte entfernt ein größeres Schiff mit weißen Segeln durch die aufgewühlte See kämpfte. Eine auf die Entfernung winzig erscheinende Gestalt stand am Bug und blickte herüber.
»Sianderilneh!«
Die größere magische Kraft des anderen Schiffes hatte ausgereicht, sie auf dem letzten Stück beinahe einzuholen, und jeder Versuch, die Klippen zu umgehen, würde sie in die Hände der feindlichen Runi treiben.
»Wir müssen hindurchfahren!«, sendete sie Hekendialondilan zu und fühlte erleichtert, dass sie sich noch mit ihr verständigen konnte.
Das Runimädchen nickte und lenkte sein Boot in einen Spalt zwischen zwei Klippen, den Mera eben ausgemacht hatte. Die Angst, die Hekendialondilan eben noch beherrscht hatte, wich nun einer grimmigen Entschlossenheit, sich nicht fangen zu lassen. Die Chancen dafür standen nicht einmal so schlecht, denn ihr eigenes Boot war kleiner und wendiger als Sianderilnehs Schiff, und es hatte einen viel geringeren Tiefgang. In diesem Gewirr von Felsen und Wasser konnte das von entscheidendem Vorteil sein.
11
Sianderilneh bemerkte die Klippen beinahe zu spät. E rst im letzten Augenblick gelang es ihr, das Schiff herumzureißen und in die schmale Einfahrt zu lenken, durch die Hekendialondilans Boot geschlüpft war. Die Bordwand schrammte am blanken Fels entlang, und zwei ihrer Begleiter stürzten, konnten sich aber festhalten. Das Schiff winselte wie ein verletzter Hund, und Sianderilneh musste ihre gesamte Konzentration aufwenden, um es unter Kontrolle zu halten. Barsch befahl sie zwei ihrer Gefährten, sich um die Schädenan Bord zu kümmern, und richtete ihre Augen wieder auf das verfolgte Boot.
Hekendialondilan steuerte gut, doch ohne die Hilfe der blauen Hexe wäre sie nicht so weit gekommen. Sianderilneh sah Mera oben auf dem Mast sitzen und spürte das geistige Band zwischen den beiden Mädchen. Sie versuchte, diese Verbindung zu zerstören, doch die magischen Wirbel, die hier zwischen den Klippen noch wilder tobten als über der offenen See, begrenzten die Reichweite ihre Fähigkeiten auf eine schon lächerlich zu nennende Entfernung.
»Wir müssen näher heran!« Einen Augenblick erwog Sianderilneh, ihren Bogen zur Hand zu nehmen und dieses blaue Ärgernis durch einen schnellen Pfeil zu beseitigen. Da sie jedoch nicht mit Sicherheit sagen konnte, ob der Geist der blauen Hexe sich umgehend in Ilynas Seelendom begeben würde oder vom Sammelplatz der Seelen blauer Magier auf Ilynrah angezogen werden würde, ließ sie es sein. Diese Seelen mochten nur noch Schatten derer sein, die sie im Leben einmal gewesen waren, doch sie waren immer noch in der Lage, ein Geheimnis weiterzutragen und auch in begrenztem Maß zu handeln.
Das kleine Boot vor ihnen bog erneut in eine schmale Rinne zwischen zwei vom Wasser überspülte
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