Der Feuerthron
Felsen ein. Sianderilneh folgte ihnen mit ebensolcher Entschlossenheit. So einfach könnt ihr kleinen Biester mich nicht abhängen, dachte die erfahrene Runi. Ihr Gefährt war immer noch schneller als Hekendialondilans Nussschale und würde diese bald eingeholt haben.
Ein Gegenfarbenblitz in der Nähe riss sie aus ihrer Konzentration, und der Rumpf ihres Schiffes schrammte an einem scharf geschliffenen Felsen vorbei. Erneut schrie der künstlich geschaffene magische Geist des Schiffes vor Schmerz auf. Jetzt mussten sich schon vier ihrer Begleiter darum kümmern, das Schiff mit ihren geistigen Fähigkeiten zu beruhigen und die Schäden, die es erlitten hatte, zu beseitigen. Daher blieben nur noch zwei, die die Segel bewegen konnten.
Eine Wolke schwarzer Magie zog über das Boot weg. Jetzt schrie auch Sianderilneh vor Schmerz auf, und ein Teil ihrer selbst fragte sich, wie der Verräter es aushalten konnte, auf einem schwarzen Thron zu sitzen. Sie selbst würde dabei innerlich verbrennen.
Sianderilneh schob diesen Gedanken wieder beiseite und richtete ihr ganzes Augenmerk auf die Fahrrinne. Es hätte für ihr Schiff bessere Durchlässe gegeben als die, die Hekendialondilan nahm. Aber da sie nicht wusste, wohin die anderen führten, blieb sie im Kielwasser des kleineren Bootes.
Nun kam eine etwas größere Insel in Sicht, die von einer ringförmigen Lagune umgeben war. Um Sianderilnehs Lippen spielte ein zufriedenes Lächeln. »Dort bekommen wir sie!«, dachte sie triumphierend, ließ ihr Schiff herumschwingen und fuhr im flotten Tempo auf den etwas breiteren Durchlass zu, den das andere Boot eben passierte. In ihrem Jagdeifer achtete sie nicht darauf, dass dessen Rumpf kurz durchgeschüttelt wurde und einen Herzschlag lang festsaß. In dem Mahlstrom der Magie fiel ihr auch der magische Stoß nicht auf, der Hekendialondilans Boot über das Hindernis trieb, denn sie hatte genug damit zu tun, ihr eigenes Schiff auf Kurs zu halten.
An Bord des verfolgten Bootes erschlaffte Mera, die ihre Kräfte verausgabt hatte, sie verlor den Halt und stürzte vom Mast. Girdhan konnte sie gerade noch auffangen und legte sie vorsichtig auf die Planken. Dann drehten sich die drei Menschen und die junge Runi entsetzt um, denn die Verfolger tauchten nun so dicht hinter ihnen auf, dass sie Sianderilnehs triumphierende Miene erkennen konnten. Ihr Schiff fuhr genau auf die Einfahrt der Lagune zu und schien geradezu einen Sprung nach vorne zu machen.
Hekendialondilan und die anderen glaubten sich schon eingeholt, da richtete sich der Bug des Verfolgerbootes steil auf. Gleichzeitig vernahmen sie ein nervenzerfetzendes Reißen und Knirschen. Dann sackte Sianderilnehs Schiff zurück und blieb stehen, als wäre es gegen eine Wand geprallt. Einen Herzschlag später spülte einegrößere Welle es wieder hinaus in das Gewirr der kleinen Schären und Klippen. Der Schiffskörper prallte seitlich gegen einen scharfen Felskamm, und diesmal erklang der magische Schmerzensschrei so durchdringend, dass sogar Kip und Careela ihn mitbekamen.
Sianderilneh begriff zunächst nicht, dass sie gescheitert war. Ihre Blicke suchten noch eine andere, tiefere Durchfahrt zur Lagune, als sie bereits bis zu den Knien im Wasser stand. Keiner ihrer Begleiter kümmerte sich noch um die Segel oder um ihre Befehle, denn jeder von ihnen setzte seine gesamte magische Kraft ein, um das Schiff am Sinken zu hindern. Doch die magischen Wirbel behinderten sie, und sie spürten zu allem Überfluss einen Zaubersturm in giftigem Schwarz, der offensichtlich von seiner Gegenfarbe angezogen wurde.
»Wir müssen fliehen!«, schrie einer der Runi Sianderilneh an, da seine geistige Verbindung zu ihr in dem dichter werdenden Schwarz zusammengebrochen war.
»Fliehen? Wo wir diese Bande gleich erwischt haben?« Sianderilneh wollte das Schiff erneut auf die letzte Barriere um die Insel zutreiben, doch diesmal versagte es ihr den Gehorsam.
»Ich bin beschädigt und werde den magischen Sturm, der da auf uns zukommt, nicht überstehen! Führ mich gefälligst heraus aus diesem Chaos der magischen Farben und mach mich heil!« Dabei sendete das Schiff Bilder, die seinen Wunsch unterstrichen, nach Hause zu fahren und geschickte Hände zu spüren, die es reparierten.
Sianderilneh empfand den Ungehorsam des Kunstgeschöpfs wie einen Schlag ins Gesicht. Empört sah sie ihre Gefährten an, doch auch deren Gedanken verrieten ihr, dass die jungen Männer keine Seemeile weiterfahren würden. Einer von
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