Der Feuerthron
erhob.
Mera befahl dem Boot anzulegen und ließ ein wenig von ihrer Magie in es hineinfließen. Sie spürte, wie das Blau gierig aufgenommen wurde und der Geist des Schiffes sofort an ihr sog, um mehr zu bekommen. Erschrocken brach sie die Verbindung ab und sah zu, wie der Rumpf sich an die Felskante lehnte, die das Becken halbmondförmig säumte.
Ein Zittern ging durch das Boot, und dann war ein tiefer Seufzer zu vernehmen. Es war, als sei das Kristallgeschöpf, das während der letzten Stunden mehr geleistet hatte als in vielen Jahren zuvor, froh, endlich zur Ruhe zu kommen.
Im Gegensatz zu dem Boot, das sich erschöpft und erleichtert hängen ließ, befand sich Mera in Aufruhr; sie fühlte sich alles andere als sicher. Zuerst prüfte sie das Wasser in der Höhle und fand es seltsamerweise fast frei von Magie. Erleichtert, weil auch Hekendialondilan es würde trinken können, füllte sie den Zaubereimer und wartete, bis das Salz ausgeschieden war. Dann nahm sie einen Becher und flößte dem krank wirkenden Runimädchen vorsichtig Wasser ein.
Sie hatte ebenfalls Durst, und ihre Freunde starrten das Wasser an, als würden sie am liebsten das Gefäß auslecken. Als He kendialondilangenug getrunken hatte, war der Eimer leer, und so setzte Mera seine Magie ein zweites Mal und drittes Mal ein, um den Durst aller zu löschen. Inzwischen kam auch die Runi wieder zu sich. Noch halb betäubt steckte sie sich eine Handvoll Wunschbeeren in den Mund, ohne sich vorzustellen, wonach sie schmecken sollten. Nun spürte auch Mera, dass sie essen musste, denn ihr Körper war nach den Anstrengungen der riskanten Flucht völlig ausgepumpt.
Als sie halbwegs satt und wieder ein wenig zu Kräften gekommen war, sah sie die anderen fragend an. »Sianderilneh haben wir fürs Erste abgehängt. Doch was machen wir jetzt?«
Hekendialondilan spürte die Wucht des schwarzen Sturms trotz der dicken Felswände und schüttelte sich. »Vorerst gar nichts! Wir bleiben am besten alle hier, bis sich das Wetter beruhigt hat.«
»Hoffentlich dauert das nicht zu lange, denn unsere Vorräte sind arg geschrumpft!« Kip trauerte um die Wunschbeeren, die er ausgeschüttet hatte, um den Korb zum Schöpfen zu benutzen. Sie waren längst über Bord geschwemmt worden.
Girdhan winkte ab. »Hier drinnen gibt es genug Fische und anderes Meeresgetier! Da müssen wir nicht hungern.«
Da er die weißen Beeren nur mit Mühe hatte essen können, freute er sich darauf, etwas Nahrhafteres zwischen die Zähne zu bekommen. Kip, der als Fischer eher auf diese Idee hätte kommen müssen, wurde vor Verlegenheit rot, rettete sich aber in einen forschen Spruch. »Ich wollte nur mal ausprobieren, ob außer mir noch jemand anderes mitdenkt.«
»Morgen fange ich wieder an zu denken. Aber jetzt bin ich müde und muss schlafen!« Mera nahm eine Decke, die von selbst wieder trocken geworden war, und wickelte sich darin ein. Hekendialondilan machte es ihr nach und schmiegte sich an sie. Sie hatten sich kaum ausgestreckt, da schliefen sie schon ein. Beide hatten all ihre Kraft eingesetzt, um ihrer hartnäckigen Verfolgerin zu entkommen, und nun kamen Körper und Geist zu ihrem Recht.
Girdhan fühlte sich ebenfalls müde und gähnte, so dass seine unteren Eckzähne im Licht der Bootslampen glänzten. Doch er legte sich nicht hin, sondern stupste Kip an. »Wir beide sollten abwechselnd Wache halten. Ich glaube zwar nicht, dass während dieses magischen Sturmes etwas passiert, aber man sollte nicht leichtsinnig werden.«
»Übernimm du die erste Wache und wecke mich, wenn der Weißmond am Himmel steht«, murmelte Kip, dem ebenfalls die Augen zufielen.
Girdhan wollte ihn noch fragen, wie er den Stand der Monde hier in der Höhle erkennen sollte, doch da war sein Freund bereits eingeschlafen und gab leise Schnarchtöne von sich.
13
Der Sturm hielt länger an und schien auch st ärker zu sein als je der andere vor ihm. In ihren Träumen sah Mera, wie ein Wesen, das sie nur als schwarzen Umriss vor einem grellen Leuchten wahrnahm, die tobenden Gewalten mit Magie anheizte, um sie dann wie einen Rammbock gegen den Zauberschirm von Runia anrennen zu lassen. Sie zitterte beim Erwachen und war fest davon überzeugt, den Herrn des Feuerthrons gesehen zu haben. Doch das war alles, was sie und die drei anderen in der Höhle mitbekamen. Sie schliefen, wachten auf, aßen Wunschbeeren und die Krebse, die Kip und Girdhan mit der Hand fingen, und schliefen wieder ein, froh, nichts mehr von
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