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Der Feuerthron

Der Feuerthron

Titel: Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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lieber als die meisten anderen Jungen in der Fischervorstadt, denn er war immer bereit, ihr oder jemand anders zu helfen, und er griff überall zu, wo es nötig war.
    Verärgert, weil ihre Gedanken schon wieder auf die Reise gingen, begann Mera sich zu waschen. Die Seife, die ihre Großmutter selbst herstellte, roch köstlich nach Lavendel und auch ein wenig nach Rosmarin, auch wenn Mera dieses Gewürz lieber im Essen schmeckte.
    Gerade als sie nach dem Handtuch griff, klopfte es draußen an der Haustür. »Wir haben noch nicht geöffnet! Komm in einer Stunde wieder«, rief Meras Mutter.
    Da klopfte es erneut und noch um einiges heftiger. »Im Namen Ihrer Majestät, der Königin! Macht auf!«
    So schnell wie diesmal hatte Mera sich noch nie abgetrocknet.Noch halb nass schlüpfte sie in Hemd und Kleid und lief zur Gaststube. Dabei hinterließen ihre nackten Füße feuchte Abdrücke auf den Steinplatten.
    Als sie die Tür erreichte, schob ihre Mutter gerade den Riegel zurück. Die Vorschriften besagten, dass die Gasthäuser der Fischervorstadt erst öffnen durften, wenn der Fischmarkt zu Ende gegangen war, und durch die angelehnten Fenster drang noch immer der Singsang, mit dem die Händler ihre Ware anpriesen. Jemand, der um diese Zeit in den »Blauen Fisch« wollte, hätte eigentlich den Hintereingang benutzen müssen. Bemerkte einer der Büttel, dass der Eingang der Gastwirtschaft vor der Zeit geöffnet wurde, war ein Strafgeld fällig.
    Mera schob die bittere Betrachtung all der Einschränkungen, denen ihre Mutter und sie unterworfen waren, schnell beiseite, als sie erkannte, wer da so vehement Einlass begehrte. Vor der Tür stand niemand anderes als der Geheime Staatsrat Hemor. Er trug einen langen, blauen Rock, eng anliegende Kniehosen aus reliefartig gewirkter Seide und blau gefärbte Lederschuhe, die mit Silberschnallen besetzt waren.
    Die vier Bewaffneten, die ihn begleiteten, staken in Harnischen, stählernen Arm- und Beinschienen sowie bis zum Kinn hinabgezogenen Helmen. In den Händen hielten sie versilberte Hellebarden, und die breiten blauen Schärpen quer über der Brust wiesen sie als Mitglieder der königlichen Garde aus.
    Meraneh betrachtete die Schar kaum weniger verwundert als ihre Tochter, kam aber nicht dazu, nach dem Begehr der ungewöhnlichen Besucher zu fragen, denn Hemor baute sich mit strenger Miene vor ihr auf.
    »Gestern ist der Hofmagier Ihrer allerhöchsten Majestät, Königin Ilna V., hier erschienen, um die ehemalige Heilerin und Wahrsagerin Merala an den königlichen Hof zu rufen. Beide sind bisher nicht im Palast eingetroffen. Daher habe ich mich auf die Suche nach ihnen gemacht. Sind sie noch hier?«
    »Der Magier und meine Mutter haben sich gestern Abend noch vor dem Anschlagen des Mitternachtsgongs auf den Weg in die Oberstadt gemacht. Bei der Blauen Göttin, hoffentlich sind sie nicht in den Fluss gestürzt! Die Brücke ist arg baufällig und besitzt kein Geländer«, rief Meraneh erschrocken und blickte ihre Tochter an, als suche sie Hilfe.
    Der geheime Staatsrat hatte unterdessen Girdhan entdeckt und musterte ihn misstrauisch. »Der Bursche da ist doch ein Gurrländer!«
    Sein verächtlicher Tonfall reizte Mera. »Girdhan ist hier in Ilynrah geboren und aufgewachsen. Er mag vielleicht einen kleinen Anteil Gurrlandblut besitzen, aber er ist ein richtiger Mensch!«
    »Seine Mutter gehörte zu den Flüchtlingen aus Girdania, das zu jener Zeit von Groß-Gurrland erobert wurde. Dort sollen viele Mischlinge von Gurrländern und Menschen gelebt haben«, setzte Meraneh erklärend hinzu.
    Der Edelmann schien Girdhan jedenfalls nicht zu trauen, denn er winkte zwei seiner Begleiter, sich zwischen ihn und den Jungen zu stellen. Mera zwang sich mühsam, nicht mit ihrem Finger gegen die Stirn zu tippen. In ihren Augen war Hemor nicht nur eingebildet – eine Eigenschaft, die er mit Berrell und den meisten königlichen Höflingen und Beamten teilte –, sondern auch dumm.
    Sie wich zurück, bis sie neben Girdhan stand, und sah ihn kopfschüttelnd an. »Wenn der sich weiter so aufbläht, platzt er gleich!«
    Der Junge interessierte sich nicht für den Edelmann, sondern fragte besorgt: »Was ist mit der Großmutter?«
    Über ihren Ärger mit dem königlichen Boten hatte Mera beinahe vergessen, dass ihre Großmutter angeblich verschwunden war. Nun erinnerte sie sich an ihren Traum und presste die Hände so fest gegeneinander, dass sie schmerzten. Irgendetwas Schlimmes war da draußen in der Bucht

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