Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Feuerthron

Der Feuerthron

Titel: Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
Vom Netzwerk:
dorthin!«
6
    Sie erreichten die kleine, kaum dreißig Schritt du rchmessende Bucht im Licht der aufgehenden Sonne. Hinter den Felsen, welche den natürlichen Hafen gen Osten abschirmten, herrschte noch Dämmerung. Dem Boot gefiel die Stelle nicht, denn es lag zu viel schwarze Magie in der Luft, und es hatte Angst, Schaden zu nehmen.
    »Den einen Tag wirst du wohl überstehen«, schimpfte Hekendialondilan. »Sobald es Nacht wird, kannst du wieder aufs Meer hinausfahren und dort warten, bis ich dich rufe.«
    »Du willst doch nicht etwa hierbleiben?«
    »Sicher will ich das!«
    Das Boot war entsetzt, aber auch in seiner Ehre gekränkt. Wenn seine Herrin Girdanias schwarze Ausstrahlung ertragen wollte, würde es dies auch tun.
    »Wo soll ich mich verstecken?«, fragte es.
    Hekendialondilan sah sich um und deutete auf eine überhängende Felswand, die das Boot sowohl vom Land wie von der See aus vor Blicken verbergen würde.
    »Dort müsste es gehen! Schmiege dich eng an den Felsen, damit dich niemand sieht.«
    Allein der Gedanke, sich gegen den schwarzen Stein lehnen zu müssen, der so unangenehm brannte, empfand der Geist des Bootes als abstoßend. Er wagte jedoch keinen Widerspruch mehr, sondern legte an einer Stelle an, an der seine Passagiere aussteigen konnten. Mera, Hekendialondilan und die anderen sprangen von Bord, nicht ohne die Sachen aus Reodhendhors altem Schiff mitzunehmen, und sahen sich erst einmal um.
    »Nun, großer Held? Wie müssen wir jetzt gehen?«, fragte Kip Girdhan, der seltsam verwirrt am Ufer stand.
    Careela seufzte. »Wenn das nur keine Falle ist.«
    »Dann blase ich alle hinweg, die sich uns in den Weg stellen wollen!« Argo öffnete das Maul, um Funken zu sprühen. Da hörte er leise Schritte, die sich von oben dem felsigen Ufer näherten, und verwandelte sich auf einen Schlag wieder in einen Jungen.
    »He, was soll das?«, protestierte Kip. »Wenn wir dich brauchen ...«
    »... wird er sich gewiss wieder verwandeln. Aber vorerst ist es gut, wenn keiner sieht, was in ihm steckt«, wies Girdhan ihn zurecht.
    Careela hob den kleinen Nackedei auf und wickelte ihn kurzerhand in Kips neuen Umhang. Dabei strahlte sie trotz des gelben Tuchs so, als halte sie das schönste Geschenk der Welt in Händen. Seit sie sich um Argo kümmern durfte, fühlte sie sich alsTeilhaberin eines großen Geheimnisses, und sie freute sich, dass sie von den anderen nun als vollwertige Gefährtin anerkannt wurde. Sie küsste den Jungen, der sich die Zärtlichkeit kichernd gefallen ließ, und blickte dann wie die anderen die Felsen hoch, um zu sehen, wer sich ihnen näherte.
    Es handelte sich um eine junge Frau, beinahe noch ein Mädchen. Mera schätzte sie auf vielleicht siebzehn bis neunzehn Jahre. Sie war groß, ohne jedoch die Länge der Runi-Frauen zu erreichen, die Mera gesehen hatte, und wirkte auch nicht ganz so schmal. Allerdings war sie schlanker als die meisten anderen Menschenfrauen ihres Alters. Ihr Gesicht war länglich, ebenso die Nase, und sie hatte ein spitzes Kinn. Als sie die letzten Schritte vom Felsen herabkletterte und vor der Gruppe stehen blieb, bemerkte Mera ihre tiefschwarzen Augen, die sie an Girdhan erinnerten. Es wunderte sie nicht, dass die junge Frau pechschwarze Kleidung anhatte, die sich eng an ihren Körper schmiegte, um ihre Beweglichkeit nicht zu beeinträchtigen.
    Auf dem Rücken trug die Fremde einen Bogen, dessen Köcher allerdings nur noch zu einem Teil gefüllt war. An ihrer rechten Seite hing ein Dolch und an der linken ein kurzes, breites Schwert. Sie blieb hoch aufgerichtet im Schatten der Felsen stehen und betrachtete die Ankömmlinge.
    »Ein Runierbalg! Das hat mir gerade noch gefehlt.« Die Schwarze spie aus. »Ich habe euch bemerkt, als ihr auf die Insel zugehalten habt. Hätte ich nicht jemand bei euch gespürt, der zu uns gehört, hätte ich euch wahrscheinlich den Gurrköpfen überlassen. So aber wollte ich doch sehen, wer ihr seid.«
    Freundlichkeit hört sich anders an, fand Mera. Die Frau wirkte beinahe so arrogant wie Careela zu Beginn ihrer Reise. Da sie jedoch auf Hilfe angewiesen waren, beschloss sie, verbindlich zu sein. »Ich danke Euch, werte Dame, dass Ihr Euch unser annehmen wollt.«
    »Das habe ich nicht gesagt! Ich wollte mir nur ansehen, wer daso einfach in den Rachen der Gurrlandmonster schwimmt. Aber ich will nicht unhöflich sein: Ich bin Girdhala, die Anführerin der freien Girdanier in diesen Bergen.«
    Kip zupfte Girdhan am Ärmel. »Kann das eine

Weitere Kostenlose Bücher