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Der Feuerthron

Der Feuerthron

Titel: Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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all dieses Wissen nahm, winkte der Steuerschätzer verächtlich ab. »Die geheimnisvollen Bewohner von Runia verlassen ihre Insel niemals, noch zeigen sie sich je einem anderen Wesen. Ausgerechnet sie sollen damals nach Gurrland gezogen sein, um die Bedrohung durch den Feuerthron zu beenden? Dein Verstand, altes Weib, ist mit den Jahren geschwunden. Und jetzt will ich solchen Unsinn nicht mehr hören. Mädchen, fülle mir meinen Krug.«
    Girdhan nahm das leere Gefäß und reichte es Mera. Dabei bemerkte er nicht, wie feindselig der Beamte ihn musterte.
    »Wenn ihr einen Gurrländer sehen wollt, dann schaut euch doch diesen Lümmel genauer an«, sagte Berrell im gehässigen Tonfall. Mera wollte Girdhan verteidigen, doch in dem Augenblick riefihre Mutter, dass die nächsten Portionen Suppe fertig seien. Während sie den Bierkrug in den Bottich mit frischem Wasser tauchte und anschließend mit einem sauberen Tuch abwischte, lief Girdhan in die Küche und kehrte mit einem Tablett voller Näpfe zurück. Um zu den Gästen zu kommen, die Suppe bestellt hatten, musste der Junge an dem Steuerschätzer vorbeigehen, und genau in dem Augenblick stellte Berrell ihm ein Bein. Girdhan stolperte, verlor das Gleichgewicht und fiel samt dem Tablett hin, so dass die tönernen Näpfe zerschellten und ihr Inhalt durch den Gastraum spritzte.
    Girdhans rundliches Gesicht mit der leicht vorspringenden Kieferpartie wirkte so erschrocken, dass einige Fischer unwillkürlich lachten. Als er aufstehen wollte, trat Berrell ihn so heftig, dass er erneut zu Boden stürzte.
    »Wie diesem Kerl soll es allen dreckigen Gurrländern ergehen! Eine Schande, dass so einer noch frei herumlaufen darf!«
    Meras Augen funkelten vor Wut. Sie war mit Girdhan zusammen aufgewachsen, und er gehörte trotz seines Gurrlandblutes mehr zu ihrer kleinen Welt als dieser aufgeblasene königliche Beamte, der aus seiner Verachtung für die Menschen, die südlich des Flusses lebten, keinen Hehl machte. Ohne über die Konsequenzen nachzudenken, packte sie den Krug, den sie eben gefüllt hatte, und wollte Berrell den Inhalt ins Gesicht schütten.
    Da hielt jemand ihre Hand fest. Sie sah sich um und blickte in das Gesicht ihrer Großmutter. »Wenn du das tust, Kind, wird der Kerl deiner Mutter so viel Steuern aufhalsen, dass wir sie nicht mehr zahlen können und den ›Blauen Fisch‹ verlieren.«
    Großmutter hatte recht, sagte Mera sich, aber sie wusste nicht, wie sie ihren Zorn bändigen sollte. Es war einfach ungerecht, dass ein missgünstiger Mensch wie dieser Beamte so viel Macht über andere Leute ausüben konnte. Immerhin hatte die Königin bei ihrer Krönung schwören müssen, ihre Herrschaft weise und gerecht auszuüben. Doch wenn Ilna V. solche Leute wie Berrell als Steuerschätzer einsetzte, brach sie in Meras Augen ihren Eid. Wütend,weil sie den Mann weder mit dem Bier taufen noch ihm den aus hartem Holz gefertigten Krug über den Schädel hauen durfte, ging sie zu seinem Tisch, packte sein Bein, mit dem er Girdhan auf den Boden presste, und stellte es kurzerhand beiseite.
    »Ich hoffe, Ihr seid genauso mutig, wenn Ihr einem echten Gurrländer gegenübersteht und nicht einem armen Jungen, der nichts für seine Eltern kann!«
    Hannez und einigen anderen Fischern, die Girdhan seit Jahren als braven, flinken Schankburschen kannten, der keiner Fliege etwas zu Leide tat, passte der Auftritt des Steuerschätzers ebenso wenig. Daher standen sie demonstrativ auf und halfen dem Jungen, die Scherben aufzuheben und den Boden zu wischen.
    Berrell schnaubte verärgert. »Wo bleibt mein Bier?«, rief er und beschwerte sich lautstark über die schlechte Bedienung.
    Bevor Mera den Krug nehmen und ihm den Inhalt doch noch über den Kopf schütten konnte, nahm die Großmutter das Gefäß und stellte es dem Mann hin. »Wohl bekomm’s! Um es mit den Worten meiner Enkelin zu sagen: Wir vertrauen auf den Schutz solcher Helden wie Euch!«
    Einige der Fischer, die glaubten, in ihrer Ecke unerkannt zu bleiben, spotteten nun über den Steuerschätzer, der einen tonnenförmigen Leib besaß und Beine, so dünn wie Trommelstöcke. Auch konnten seine kurzen, weißen Finger höchstens eine Schreibfeder halten, doch niemals ein Schwert. So stellten sie sich wahrlich keinen Helden vor.
    Berrell warf der alten Frau einen bitterbösen Blick zu. »Wenn du mich aufziehen willst, muss ich dich warnen! Und das gilt auch für alle, die hier drinnen nichts Besseres zu tun haben, als ihr Geld zu

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