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Der Feuerthron

Der Feuerthron

Titel: Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Grinsend füllte er den Kochtopf, den Girdhan ebenfalls mitgebracht hatte, und streckte ihn Careela hin. »Bring das zum Boot und hilf dann Mera, das Garnelenfass umzufüllen.«
    »Ich bin doch keine Dienstmagd«, rief die Prinzessin empört.
    »Aber auch kein zahlender Passagier, der Ansprüche stellen kann. Also stell dich nicht so an! Wenn du zugreifst, kommen wir eher von hier fort, und dann dauert es auch nicht mehr so lange, bis wir dich irgendwo abladen können.«
    So, wie Kip im Augenblick aussah, hätte er die Prinzessin am liebsten auf dieser einsamen Insel zurückgelassen. Aber hier gab es nichts, wovon ein Schiffbrüchiger hätte leben können, und so mussten sie sie weiter mitnehmen. Da er seinen Ärger nicht an Careela auslassen konnte, kehrte er seine Autorität als Kapitän heraus.
    »Jetzt macht schon! Oder wollt ihr hier festwachsen?«
    »Wenn du mithelfen würdest, ginge es schneller«, konterte Girdhan gelassen.
    »Du, das ist Meuterei! Ein Kapitän überwacht die Mannschaft, aber er arbeitet nicht selbst.«
    »Vorhin hast du mir auch geholfen. Also stell dich nicht so an.« Girdhan packte den Wassersack an einem Ende und wartete, bis Kip das andere aufnahm. Dann trugen sie das schwere Ding bis zu den Uferfelsen und legten dort eine Pause ein. Auf dem Boot war Mera bereits dabei, das Meerwasser aus dem Garnelenfass zu schöpfen. Careela hielt ebenfalls ein Gefäß in der Hand, stand aber nur daneben und schaute Mera zu.
    »Ihre Hoheit ist genauso doof wie die Edeldamen bei uns«, knurrte Kip und überlegte, was er von ihr als Lohn für ihre Rettung und die Passage verlangen konnte. Wenn dieses Abenteuer hier vorbei war, wollte er als Fischer mit eigenem Boot auf Fang gehen, und dazu benötigte er neben einigen anderen Ausrüstungsgegenständen ein Netz, und das war teuer.
14
    D er »Blaue Fisch« war so voll wie in den besten Tagen, aber es kam keine Stimmung auf. Niemand lachte, und es wurden auch keine Witze erzählt. Die Fischer saßen stumm auf ihren Bänken, hielten die Krüge in ihren Händen, und wenn einer eine Bemerkung machte, was selten genug geschah, erhielt er nur eine einsilbige Antwort.
    Auch der dickliche Steuerschätzer Berrell, der sonst das große Wort geschwungen hatte, saß nun stumm da. Es war wohl auch besser, dass er den Mund hielt, denn er hatte im Auftrag der Königin die Steuern erhöhen müssen, und nun wussten die meisten Fischer kaum mehr, von was sie noch leben sollten. Nicht wenige von ihnen ließen im »Blauen Fisch« anschreiben und versprachen Meras Mutter dafür einen Teil ihres nächsten Fangs. Der würde jedoch nicht mehr aus Goldgarnelen bestehen, denn kein Fischer aus Ilynrah traute sich noch in die Seegebiete, in denen diese kostbaren Meerestiere zu finden waren.
    Da Mera und Girdhan fort waren, half Hannez der Wirtin. Er füllte die Bierkrüge, teilte sie aus und sammelte sie wieder ein. Wenn Meraneh aus der Küche rief, dass die Fischsuppe oder die bestellte Fischmahlzeit fertig sei, servierte er den Gästen auch das Essen. Das tat er gerne, denn es war immer sein Wunsch gewesen, für die Wirtin des »Blauen Fischs« mehr zu sein als nur ein Gast.
    Doch wenn ihre Blicke sich nun trafen, sah er nur Sorgen in ihren Augen. Die Behörden der Königin hatten ihr genau wie ihm empfindliche Strafen aufgedrückt, weil sie einem gurrländischen Spion geholfen hätten. Er selbst war nur noch Mieter seines eigenen Bootes, das in Staatsbesitz übergegangen war, und Meras Mutter hatte sich von Freunden und Bekannten Geld leihen müssen, um ihre Gastwirtschaft nicht zu verlieren.
    In dieser Zeit wurden nur Männer wie Berrell reich, weil die eingenommenen Steuern durch deren Hände flossen und etliche Münzen daran kleben blieben. Der Beamte erpresste die Leute seines Steuerbezirks, die mehr besaßen als das tägliche Brot, und zwang sie, ihm da und dort Vorteile einzuräumen. Da die meisten fürchteten, andernfalls noch mehr Steuern zahlen zu müssen, gingen sie darauf ein. Auch Meraneh ließ zu, dass der Steuerschätzer im »Blauen Fisch« kostenlos aß und trank.
    Als Berrell den nächsten Krug Bier bestellte, füllte Hannez ein Gefäß und stellte es mit einem »Wohl bekomm’s!« vor ihn hin. Seinen wahren Wunsch durfte er leider nicht aussprechen.
    »Sag der Wirtin, dass ich einen Teller Goldgarnelen serviert haben will«, erklärte Berrell so hochmütig, als hätte er es mit einem seiner eigenen Lakaien zu tun.
    Einer der anderen Fischer kam Hannez zuvor. »Die

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