Der Feuerthron
Weg zur Brücke eingeschlagen hatten, und kehrte dann in den »Blauen Fisch« zurück. Dort versperrte er auch die zweite Tür und sah sich dann im Gastraum um, ob noch etwas für ihn zu tun war.
Meraneh kam ihm mit einem Teller köstlich duftender Goldgarnelen entgegen. »Das sind die letzten, die ich hatte. Es ist besser, wir beide essen sie jetzt. Sonst findet diese Kröte sie bei der nächsten Durchsuchung und nimmt sie mir weg.«
Unbewusst leckte Hannez sich die Lippen. »Die sehen aber lecker aus. Willst du wirklich, dass ich mitesse?«
»Du bist doch mein bester Freund! Ohne deine Hilfe hätten Mera und Girdhan es nicht geschafft, dem Gesindel drüben im Palast zu entkommen. Manchmal wünsche ich mir wirklich, die Gurrländer kämen und würden dem Lotterleben der hohen Herrschaftenein Ende bereiten.« Meranehs Stimme klang zornig und hilflos zugleich.
Hannez wiegte den Kopf. Auch er wusste, dass auf der anderen Flussseite nicht alles so war, wie es sein sollte. Aber die Zustände konnte man noch ertragen. Bei dem Gedanken an die Gurrländer aber schauderte es ihn. »Du hast die Schwarzen Galeeren nicht gesehen, Meraneh. Die machen keinen Unterschied, ob du ein armer Fischer bist oder ein königlicher Admiral. Die bringen den einen wie den anderen um oder versklaven ihn. Ich habe mich nach dem Angriff auf meine Kameraden in den Goldgarnelengründen ein wenig umgehört, um zu erfahren, wie es auf Girdania, den Ardhunischen Inseln oder Südgelonda zugeht. Was ich gehört habe, ist einfach grauenvoll. Wir müssen hoffen, dass es der Marine und dem Heer der Königin gelingt, uns die Freiheit zu erhalten.«
»Du hast ja recht!«, antwortete Meras Mutter mit müder Stimme. »Aber ich kann denen da drüben nicht verzeihen, wie sie mit Girdhan umspringen wollten, und auch nicht die Tatsache, dass sie meine Tochter gejagt haben wie ein wildes Tier. Wie mag es den Kindern jetzt gehen?«
»Inzwischen dürften sie auf Malvone sein. Die heilige Farbe der Insel ist zwar grün, aber sie hat stärkere Wirkung auf die Adeligen und magisch Begabten als auf uns einfache Leute.«
»Mera hat Magierblut in den Adern!«
Hannez zog den Kopf ein. »Tut mir leid. Daran habe ich nicht gedacht. Für mich gehört sie zu uns und nicht zu dem hochnäsigen Volk im Magierturm.«
Dann begriff er, dass Meraneh als Meralas Tochter eigentlich auch zu jener Welt gehörte und nur hier war, weil ihre Mutter den »Blauen Fisch« gekauft hatte, um sich hier in der Fischervorstadt niederzulassen. »Es tut mir leid!«
»Was?« Meras Mutter sah ihn an und begriff, dass er sich für seine Worte schämte. Mit einem nachsichtigen Lächeln schob sie ihmdie beiden letzten Goldgarnelen hin und schenkte sich und ihm je einen Krug Bier ein.
»Stoß mit mir auf bessere Zeiten an und darauf, dass Mera, Girdhan und Kip in Sicherheit sind.«
»Darauf trinke ich gerne.« Hannez hob seinen Krug und blickte nach Süden, denn er nahm an, dass die Kinder dorthin gefahren waren. Er sah aber nur die Wand der Gaststube vor sich und das Regal mit den sauberen Krügen. In dieser kleinen, überschaubaren Welt hatte sich lange Zeit gut leben lassen, und er fragte sich, ob jene glücklichen Stunden wohl wiederkehren würden.
Auch Meraneh sah nach Süden, und ihr inneres Auge schweifte dabei in die Ferne. Aber etwas in ihr sagte, dass sie ihre Tochter dort nicht finden würde.
1
Die See leuchtet weiß!«, stellte Mera erstaunt fest.
Kip prustete und versicherte allen, das Wasser sei immer noch blau, wenn auch ein bisschen heller als vor Ilyndhir.
Careela tippte sich an die Stirn. »Wahrscheinlich hat unsere Hexe wieder eine Vision, die uns in Schwierigkeiten bringt.«
»Bis jetzt hat Mera uns aus allen Schwierigkeiten herausgeholt!«, sagte Girdhan. Er warf der Prinzessin einen zornigen Blick zu und zupfte an Meras Fischerhemd. »Mir gefällt das Wasser hier nicht. Es macht mir Angst. Ich glaube, ich würde ertrinken, wenn ich hineinfiele.«
Mera blickte ihn verwundert an. Zwar war er früher recht ängstlich gewesen, aber das hatte sich während ihrer Fahrt gegeben. An diesem Tag aber wirkten seine Augen noch schwärzer als sonst, und er zog ein Gesicht, als erwarte er jeden Augenblick, ein Monster aus der Tiefe auftauchen zu sehen. Nun bleckte er die Zähne, wie Fleckchen es tat, um ihre Abneigung gegen Careela zu bekunden, und seine Finger krümmten sich, als wolle er jemanden erwürgen.
Um ihn zu beruhigen, legte sie ihm die Hand auf
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