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Der Feuerthron

Der Feuerthron

Titel: Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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aber auch nur bei dem guten Bier im ›Blauen Fisch‹!« Girdhan lachte, stapfte über den rasch ansteigenden Meeresboden und stand kurz darauf am Ufer der Insel. Kip folgte ihm auf dem Fuß. Sogar Careela, die sonst immer verlangte, bedient zu werden, kletterte über den Bug ins seichtere Wasser und lief mit gerafften Röcken hinter den beiden Jungen her. Nass wurde sie dennoch, wie Mera mit heimlicher Zufriedenheit bemerkte.
    Sie selbst stieg vom Mast, holte das Segel ein und wollte das Boot ebenfalls verlassen, stockte aber mitten in der Bewegung. »He, Kip! Sollte nicht einer von uns als Wache auf dem Boot bleiben?«
    Der Junge drehte sich kurz zu ihr um und feixte. »Das machst du doch schon!« Danach kletterte er flink wie eine Eidechse die Uferfelsen hoch und verschwand aus Meras Blickfeld. Auch Girdhan zog sich an einer Felskante hoch und war gleich darauf nicht mehrzu sehen. Careela aber blieb zurück und schimpfte auf die beiden, weil keiner ihr half.
    »Mir hilft auch keiner«, sagte Mera zu sich selbst und setzte sich auf die Ruderbank. Timpo folgte ihr, steckte seinen Kopf unter ihr Hemd und winselte, so als hätte er Angst. Auch Fleckchen blieb bei ihr, obwohl sie bereits die Zunge heraushängen ließ und immer wieder zum Wassersack hinüberschielte. Mera wunderte sich ein wenig, denn die Hündin hätte das Wasser auf der Insel wittern müssen.
    Sie musste nicht lange warten, bis sich dieses Rätsel löste. Plötzlich tauchte Kip wieder auf und setzte sich auf einen der Felsen am Ufer. Mit der Rechten las er kleine Steine auf und warf sie mit wütender Miene in die Brandung.
    »Was ist denn los?«, rief Mera ihm zu.
    »Auf dieser elenden Insel gibt es keinen einzigen Tropfen Wasser! Sie ist so trocken wie ein ausgelaufenes Fass.« Ein weiterer Stein flog in die Wellen und noch einer.
    Mera konnte es nicht fassen. »Aber das ist unmöglich!«, rief sie, sprang über Bord und rannte auf das Ufer zu. Das Boot war in diesem Augenblick vergessen. Anders als Careela kletterte sie leichtfüßig das Ufer hoch und sah nun die gesamte Insel vor sich. Sie besaß die Form eines unregelmäßigen Sechsecks, und so weit das Auge reichte, gab es nur blanken Fels. In der Mitte befand sich eine Art Bassin, das von dem scharfen Seewind glatt geschliffen worden war. Es bestand aus einem einzigen grünlichen Stein, der wie eine Schale mit wulstigem Rand geformt war, und lag weit genug vom Ufer entfernt, so dass auch bei Sturm kein Seewasser dorthin gelangen konnte. Als Mera davor stehen blieb, sah sie nichts als eine trockene, wie poliert wirkende Schale. Wasser würde es hier, wenn überhaupt, nur nach einem starken Regen geben, und danach sah es derzeit nicht aus.
    Kip war ihr gefolgt und packte sie am Ärmel. »Es war der grüne Dämon! Der hat dich in die Irre geleitet. Der grüne Dämon soll ihn holen!«
    Er begriff die Sinnlosigkeit seines Ausspruchs erst, als Girdhan sich an den Kopf langte. »Selber wird er sich wohl kaum holen können. Aber alles Schimpfen hilft uns nicht weiter. Wir stehen ohne Wasser da. Wie lange, meinst du, wird es dauern, bis wir wieder Land erreichen?«
    »Wenn ich wüsste, wo das nächste Land liegt! Ich habe nämlich nicht die geringste Ahnung, wo unsere große Hexe uns in der Nacht hingeschafft hat! Und das alles, weil sie mal wieder einen Zauber ausprobieren musste, obwohl sie nicht das Geringste davon versteht!« Kip war außer sich vor Wut und trat gegen den Felsen, der das Bassin umschloss.
    Mera verschränkte die Arme vor der Brust und funkelte ihn warnend an. »Sag ja nicht, dass der grüne Dämon mich holen soll, sonst setzt es was!«
    »Wie es aussieht, wird er uns alle holen. Warum bin ich bloß so dumm gewesen, mit euch zu kommen!« Kip stieß den schlimmsten Fischerfluch aus, den er kannte. Er war so widerlich, dass sogar Mera rot wurde, obwohl sie im »Blauen Fisch« einiges mitbekommen hatte, das nicht für die Ohren eines Kindes geeignet gewesen war. Ehe sie Kip zurechtweisen konnte, hallte ein gewaltiger Donnerschlag über die Insel, und der Boden zitterte so stark, dass sie alle zu Boden gerissen wurden. Im gleichen Augenblick öffneten sich die Schleusen des Himmels, und das Wasser stürzte wie aus Kübeln gegossen herab.
    Kip sah von einem Augenblick zum anderen aus wie eine getaufte Ratte. Er starrte ungläubig nach oben, streckte aber gleichzeitig die Hände aus und fing das Regenwasser auf. Mera wollte es ihm nachmachen und merkte dann, dass sie selbst, Girdhan und

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