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Der Feuerthron

Der Feuerthron

Titel: Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Careela gar nicht im Regen standen. Der Wolkenbruch begann wenige Schritte vor ihren Füßen und reichte gerade über das grüne Bassin hinaus, das sich nun mit Wasser füllte.
    »Das gibt es doch gar nicht!«, stieß Girdhan aus.
    Mera atmete erleichtert auf. »Der Großen Blauen Göttin seiDank!« Kaum hatte sie das gesagt, stoben grüne Funken aus dem Becken, und sie glaubte, ein verhaltenes Lachen zu hören. Als sie sich jedoch umdrehte, war niemand zu sehen.
    »Wir sollten den Wasserschlauch aus dem Boot holen und ihn füllen!« Praktisch veranlagt dachte Girdhan an das Nächstliegende. Während er zum Ufer lief und zur »Seeschäumer« hinüberwatete, trat Mera ans Becken, tauchte ihre Hände ins Wasser und begann, ihren Durst zu stillen.
    Das Wasser schmeckte grün, anders konnte sie es nicht beschreiben. Es brannte ein wenig auf ihrem Gaumen und war dennoch erfrischend. Noch während Mera überlegte, ob sie jetzt dem grünen Dämon dankbar sein musste oder lieber ihrer eigenen Göttin, bemerkte sie, dass Careela Anstalten machte, über den Rand des Beckens zu steigen.
    »He, was soll das?«, rief sie und hielt die Prinzessin fest.
    Diese versuchte sich loszureißen. »Ich will baden! Ich bin ganz schmutzig und rieche bereits unangenehm!«
    »Wegen mir kannst du baden, aber erst wenn wir unsere Trinkwasservorräte aufgefrischt haben!«, schnauzte Kip sie an und kam Mera zu Hilfe. Gemeinsam gelang es ihnen, Careela daran zu hindern, in das Bassin zu klettern. Die Prinzessin fauchte wütend und wollte nicht nachgeben. Unterdessen kehrte Girdhan mit dem Wasserschlauch und allen Gefäßen zurück, die er auf der »Seeschäumer« gefunden hatte, und begann diese zu füllen.
    »Was ist denn los?«, fragte er, als er sah, dass Mera und Kip Careela festhielten.
    »Ihre Hoheit wollte ein Bad nehmen«, gab Kip zurück.
    »Gar keine so schlechte Idee! Das sollten wir dann auch tun.«
    »Aber erst wenn der Schlauch voll ist! Ich mag nämlich kein Trinkwasser, in dem jemand vorher seine Füße gewaschen hat, auch wenn es die Füße einer Prinzessin sind.« Kip stieß Careela ein paar Schritte zurück und half Girdhan, den Wassersack so prall zu füllen, wie es ihnen möglich war. Es regnete zwar noch immer,aber nicht mehr so heftig wie am Anfang. Da das Bassin bereits an zwei, drei Stellen überlief, waren sie froh, nicht mehr in einem Wolkenbruch stehen zu müssen.
    Auch wenn sie nun über genug Wasser verfügten, kam es Mera wie eine Entweihung vor, sich in diesem Becken den Schmutz abzuwaschen. Daher wies sie auf das Ufer. »Baden sollten wir im Meer. Wir können hinterher Süßwasser aus dem Becken schöpfen und uns das Salz abwaschen. Hineinsteigen möchte ich lieber nicht. Wer weiß, ob nicht andere Schiffer das Wasser brauchen.«
    Kip wackelte mit dem Kopf und winkte dann ab. »Glaube ich nicht. In diese Ecke kommen keine Fischer aus Ilyndhir oder Wardania.«
    »Aber vielleicht Leute aus anderen Gegenden. Der Sage nach soll es jenseits der See von Runia noch andere Länder geben.«
    »Wenn das so wäre, hätten wir sie sicher schon entdeckt.« Kip mochte nichts von anderen Inseln wissen, denn sie hatten in ihrer Heimat genug Probleme.
    Mera gab nicht nach. »Was ist, wenn Runier hierherkommen, um Wasser zu holen? Wenn sie sehen, dass wir es verdreckt haben, werden sie zornig sein.«
    Kips Miene verriet deutlich, was er von Meras Einwänden hielt. Schon um ihr zu zeigen, wer hier der Kapitän war, überlegte er, in das Bassin zu steigen und dort zu baden. In dem Augenblick endete der Regen mit einem weiteren hallenden Donner. Kip stürzte zu Boden und sah dann verwundert, dass seine Freunde und Careela noch auf den Beinen standen.
    »Da... da... das Becken ist verhext!«, stotterte er und wich mit bleichem Gesicht zurück.
    Mera half Girdhan, den Wasserschlauch zu verschnüren, nahm dann zwei große Krüge und füllte sie. Das Wasser reichte jedoch noch immer bis an den Rand des Beckens, so als hätten sie bisher noch gar nichts abgeschöpft. Sie schnaufte kurz durch und sah Kip an.
    »Was hältst du davon, wenn wir das Fass für die Goldgarnelen ebenfalls mit Süßwasser füllen? Du wirst ja auf unserer Fahrt sicher keine Garnelen fangen wollen.«
    Kip winkte ab. »Das Wasser würde sich nicht zum Trinken eignen, weil sich das Holz schon voll Salz gesogen hat.«
    »Aber wir könnten uns damit waschen. Das ist angenehmer, als wenn wir reines Salzwasser dafür nehmen würden.« Dagegen hatte Kip nichts einzuwenden.

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