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Der Findling

Der Findling

Titel: Der Findling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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diese Stadt durch ihren Handel, ihre Industrie, doch auch durch wissenschaftliches Streben aus. Doch was konnte alles das einem Knaben von elf Jahren im Beginn seiner selbstständigen Laufbahn nützen? Er war ja vielleicht nur hierher gekommen, um die Zahl der Elenden, von denen es in den Seestädten des Vereinigten Königreichs wimmelt, noch weiter zu vermehren.
    Findling hatte nach Cork gewollt, er war jetzt da, freilich unter wenig günstigen Verhältnissen zur Durchführung seiner Zukunftspläne. Einst, als er noch auf dem Strande bei Galway umherschweifte, und später, als Pat Mac Carthy von seinen Reisen erzählte, da begeisterte er sich für das einträgliche Handelswesen. Waaren im Auslande zu kaufen und sie daheim theurer wieder abzusetzen… welch schöner Traum! Seit dem Weggange von Trelingarcastle hatte er aber tiefer nachdenken gelernt. Um aus dem Kinde vom Armenhaus in Donegal einen Befehlshaber eines schönen, tüchtigen Schiffes zu machen, das die Weltmeere durchkreuzte, mußte er von unten beginnen, als Schiffsjunge, als Leichtmatrose, als Vollmatrose und als Bootsmann dienen, dann erst konnte er hoffen, Officier und Kapitän für lange Fahrt zu werden. Jetzt aber, wo er für Bob und Birk zu sorgen hatte, war an so etwas nicht zu denken. Was hätte auch aus beiden werden sollen, wenn er sie verließ? Da er – mit Hilfe Birks – Bob das Leben gerettet hatte, fühlte er sich verpflichtet, es ihm zu erhalten.
    Am folgenden Tage einigte sich Findling mit dem Wirthe über den Miethzins für eine Dachkammer mit einfacher Strohmatratze, der übrigens nicht hoch war, nämlich zwei Pence, an jedem Morgen zu zahlen. Ihre Mahlzeiten wollten sie einnehmen, wo sich das gerade machen ließ. So gingen die beiden Knaben mit dem Hunde aus, als die Sonne eben die Morgennebel zerstreute.
    »Und die Schiffe?… fragte Bob.
    – Welche Schiffe?
    – Die von denen Du mir gesprochen hast.
    – Warte nur, bis wir an den Fluß kommen.«
    Nun trollten sie durch eine ausgedehnte Vorstadt von etwas ärmlichem Aussehen dahin, um die Schiffe zu suchen. Bei einem Bäcker unterwegs wurde ein Stück Brod erkauft. Wegen Birks brauchten sie sich nicht zu beunriihigen – der fand schon sein Futter in den Abraumhaufen auf den Straßen.
    Am Quai der Lee, die Cork mit zwei Armen umfaßt, lagen wohl einige Barken, doch keine Schiffe – wenigstens nicht solche, die den Canal Saint-Georges oder das irische Meer und gar den Atlantischen Ocean hätten überschreiten können.
    Der eigentliche Hafen liegt auch weiter stromabwärts bei Queenstown, dem alten Cowes, und dahin kann man mit mittelst rascher Dampffähre bequem und billig gelangen.
    Bob an der Hand führend, betrat Findling nun die eigentliche Stadt.
    Auf der Hauptinsel des Flusses erbaut, verbinden sie mehrere Brücken mit dem Festlande. Andre, weiter oben oder unten gelegene Inseln sind in Spaziergänge und Gärten verwandelt, die das herrlichste Grün und erquickenden Schatten bieten. Da und dort erheben sich einzelne Denkmäler, daneben eine stillose Kathedrale mit sehr altem Thurme, die Kirchen Sainte-Marie und Saint-Patrick. An Kirchen fehlt es in Irland überhaupt nicht, auch nicht an Armen-und Krankenanstalten und Workhouses. Im Lande Erins giebt es recht viele fromme Leute, doch auch ebenso viele Arme. Der Gedanke, etwa in eine solche Armenanstalt zurückkehren zu müssen, erfüllte Findling mit Abscheu und Schrecken. Ja, da hätte er das Queenscollege, ein prächtiges Gebäude, weit vorgezogen. Um da Aufnahme zu finden, wird freilich etwas mehr verlangt, als lesen, schreiben und rechnen zu können.
    Die Straßen der Stadt waren ziemlich belebt… belebt von Leuten, die schon frühzeitig ihre Arbeit beginnen; jetzt öffneten sich die Läden oder die Thüren der Häuser, aus denen die Dienstmädchen, den Besen in der Hand oder einen Korb am Arme, heraustraten, jetzt knarrten viele Wagen und zeigten sich viele Hausierer mit ihren zur Schau gelegten Kleinwaaren, und es summte auf den Märkten, wo die Lebensmittel für eine Bevölkerung von hunderttausend Seelen – Queenstown eingerechnet – feilgeboten werden. Auf dem Wege durch das Handels-und Industrieviertel sah man Fabriken für Leder, Papier und Tuche, Brennereien und Brauereien u. s. w., vom wirklichen Hafen-und Seeleben aber noch nichts.
    Nach einem angenehmen Spaziergange ließen sich Findling und Bob auf der Steinbank an der Ecke eines großen Gebäudes nieder. Hier »roch« es schon mehr nach Welthandel, denn

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