Der Findling
Wahrlich, O’Bodkins von der Lumpenschule hätte seine Sache auch nicht besser machen können.
Vornehme Damen leerten das Spielwaarenlager (S. 356.)
In dem Bazar von Little Boy fand man etwas von allem, was in diesem Stadttheil vorwiegend gebraucht wurde. Was der Papierhändler, der Kurzwaaren-, der Eisenwaaren-, der Buchhändler and andre ihren Kunden einzeln boten, das vereinigte der Laden Findlings an einer Stelle. Im Bazar »Zum kleinen Geldbeutel« konnte man nahezu alles zu festem, aber billigem Preis haben Neben den eigentlichen Bedarfsgegenständen enthielt der Laden noch eine reiche Auswahl von Spielwaaren aller Art, doch nur solche für Kinder von fünf bis zu zwölf Jahren. Diese Abtheilung besorgte Bob mit besondrer Vorliebe und bemühte sich, sie in bester Ordnung zu halten, wenn er sich auch nicht überwinden konnte, das eine oder das andre Spielzeug einmal selbst zu versuchen. Vorzüglich beschäftigte er sich da mit den Schiffen und Booten – für wenige Pence – wobei er sich sorglich hütete, dieselben irgendwie zu beschädigen, denn der Principal scherzte damit nicht und ermahnte ihn manchmal.
»Sei doch ernsthaft, Bob! Wenn Du das jetzt nicht bist, könnte man glauben, daß Du es niemals würdest!«
Wir haben nicht nöthig, Tag für Tag die Fortschritte zu verfolgen, die der Bazar von Little Boy and Co. in der Achtung und dem Vertrauen der Leute machte. Auf jeden Fall erfreute er sich des besten Erfolges. O’Brien konnte sich nicht genug wundern über die Gewandtheit und den richtigen Blick seines jungen Miethers, der stets vortheilhaft einzukaufen und wieder zu verkaufen verstand. So hatte es auch der alte Kaufmann gemacht und sich dadurch ein recht schönes Vermögen erworben Freilich begann er sein Geschäft im Alter von fünfundzwanzig Jahren, nicht in dem von zwölf Jahren. Auch O’Brien theilte bald die Ansicht Grips, daß es Findling gar nicht fehlen könne, bald zu Vermögen zu kommen.
Zur Erklärung des wirklich außergewöhnlichen Erfolges, dessen sich der Bazar »Zum kleinen Geldbeutel« erfreute, diene die Bemerkung, daß es sich in der ganzen Stadt mit Windeseile verbreitet hatte, daß dieses Geschäft von einem kaum den Schuljahren entwachsenen Knaben begründet worden war, und von ihm nur mit Unterstützung eines noch weit jüngeren Knaben geführt wurde. Das genügte, um Findlings Laden sozusagen in die Mode zu bringen. Findling hatte auch nicht unterlassen, sich durch einige Annoncen in den Blättern zu empfehlen, die er recht theuer bezahlen mußte. Bald begannen aber die hervorragendsten Blätter der Hauptstadt seines ungewöhnlichen Geschäftes auch aus freien Stücken Erwähnung zu thun, und nun stellten sich viele Reporter ein, die Little Boy and Co. – ja, auch Bob selbst! – mit ebenso vieler Sorgfalt interviewten, als wenn es dem Lord Gladstone gegolten hätte. Ueberall sprach man schon von dem jugendlichen Kaufmann der Bedford-Street und von seinem Unternehmen, dem sich die allgemeine Theilnahme zuwandte. Er wurde der Held des Tages und – was das wichtigste ist – die Leute drängten sich, seinen Bazar zu besuchen.
Natürlich wurde hier die Kundschaft mit größter Höflichkeit und Zuvorkommenheit behandelt. Findling hatte die Augen überall und Bob mit dem Lockenkopfe sprang hin und her, um jeden nach Wunsch zu bedienen. Sogar Damen aus dem vornehmen Viertel kamen zu Wagen an und machten es sich zum Vergnügen, wenigstens das Spielwaarenlager Findlings bald zu vermindern oder gar zu leeren.
Mit einem Worte, Findling konnte sich eines glänzenden Erfolges rühmen, und um sich diesen auch weiter zu sichern, ließ er’s an keiner Mühe fehlen.
Als der »Vulcan« in Dublin wieder eingelaufen war, galt der erste Ausgang Grips natürlich seinen Freunden. Ueber den Bazar in der Bedford-Street konnte er seiner Verwunderung gar nicht laut genug Ausdruck verleihen; ja, seiner Meinung nach hatte sich die ganze Straße dadurch so verwandelt, daß sie wenigstens der Sackevillestraße hier in Dublin, womöglich auch gar dem Strand in London, dem Broadway in Newyork, dem
Boulevard des italiens
in Paris gleichkam. Bei jedem Besuche hielt er sich für verpflichtet, etwas zu kaufen, »um das Geschäft in Gang zu erhalten«, wie er sagte, obgleich er das gewiß nicht nöthig hatte.
Einmal wählte er eine Brieftasche, um diejenige zu ersetzen, die er… niemals besessen hatte, ein andermal eine hübsche, bunt angestrichene Brigg, die er den Kindern eines seiner
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