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Der Findling

Der Findling

Titel: Der Findling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Findling gewiß höchst zufrieden sein: binnen sechs Monaten, seit dem Eintreffen in Dublin, hatte er sein Capital verdreifacht.
Zwölftes Capitel.
Das Wiederfinden.
    »Wer irgendwelche Mittheilungen über die Familie Martin Mac Carthy »(früheren Pächter der Farm von Kerwan, Grafschaft Kerry, Kirchspiel Silton) »zu machen im Stande ist, wird dringend gebeten, diese der Firma »Little Boy »and Co., Bedford-Street, Dublin, zugehen zu lassen.«
    Diese Anzeige in der Nummer vom 3. April 1884 der Gazette de Dublin hatte unser junger Held selbst aufgegeben und mit zwei Schillingen für die Zeile bezahlt. Am nächsten Tage stand derselbe Aufruf auch in den andern Blättern der Hauptstadt. Findling hätte eine halbe Guinee gar nicht besser anzuwenden gewußt, denn wie hätte er, das Adoptivkind der unglücklichen Familie, die ihm so viele Wohlthaten erwiesen hatte, diese jemals vergessen können? Er hielt es für seine Pflicht, alles zu versuchen, um sie wiederzufinden, ihr nach Kräften zu helfen, und er freute sich schon im voraus von ganzem Herzen darauf, der Familie an Lebensglück zurückerstatten zu können, was er an Liebe von ihr empfangen hatte.
    Wie konnte er aber wissen, wo die Leute jetzt ein Obdach gefunden hatten, ob sie in Irland geblieben waren und jetzt vielleicht ihr Brod von Tag zu Tag erwerben mußten, ob Murdock, um sich weiteren Verfolgungen zu entziehen, vielleicht ausgewandert war und ob dessen Angehörige etwa gar sein Exil in fernem Lande, in Australien oder Amerika, theilten. Er hatte auch keine Ahnung, ob Pat noch segelte, und der Gedanke, daß die brave Familie wahrscheinlich jetzt noch unter der Last des Unglücks seufzte, verursachte ihm recht schweren Kummer.
    Obwohl Findlings Aufruf jeden Sonnabend mehrere Wochen hindurch in allen Dubliner Blättern stand, blieb er doch erfolglos. Wäre Murdock in ein Gefängniß des Landes eingeliefert worden, so hätte er das jedenfalls erfahren. So konnte der Knabe nur annehmen, daß Martin Mac Carthy sich inzwischen mit den Seinigen nach Amerika oder Australien eingeschifft habe, von wo sie vielleicht nie mehr zurückkehrten, wenn sie da eine zweite Heimat gefunden hatten.
    Die Hypothese einer Auswanderung nach Australien wurde übrigens durch Nachrichten, die O’Brien von früheren Geschäftsfreunden einzog, bald bestätigt. Ein von Belfast eingetroffener Brief brachte die erste Aufklärung. Nach Angabe der Bücher einer Auswanderungsagentur hatten sich die Mac Carthy’s – drei Männer, zwei Frauen und ein Kind – vor fast zwei Jahren nach Melbourne eingeschifft. Hier ihre Spuren zu entdecken, war fast unmöglich, und alle Schritte, die O’Brien in dieser Richtung that, blieben ohne jeden Erfolg. Findling rechnete nun blos noch auf den zweiten Sohn Mac Carthy’s, vorausgesetzt, daß dieser noch auf einem Schiffe des Hauses Macuard von Liverpool in Diensten stand. Er schrieb also an den Chef dieser Firma, erhielt aber die Antwort, daß Pat vor fünfzehn Monaten aus seiner Stellung bei ihnen geschieden sei und sie nicht wüßten, auf welchem Schiffe er jetzt segelte.
    So blieb nur die einzige Hoffnung, daß Pat bei gelegentlicher Rückkehr nach Irland von der seine Familie betreffenden Anzeige Kenntniß erhielt, und an diese, wenn auch schwache Hoffnung wollte Findling sich vorläufig halten.
    O’Brien bemühte sich vergeblich, seinem jungen Abmiether mehr Zuversicht einzuflößen, und eines Tages, als sie von der gleichen Angelegenheit sprachen, sagte er:
    »Es sollte mich wundern, junger Freund, wenn Du die Familie Mac Carthy nicht früher oder später wiedersähest.
    – Jetzt, wo alle in Australien… Tausende von Meilen von hier weg sind, Herr O’Brien?
    – Wie kannst Du nur so sprechen, mein Kind! Australien gehört doch fast zu unsrer Stadt, es liegt beinahe vor unsrer Hausthür. Entfernungen giebt es heutigen Tages nicht mehr, die hat der Dampf zunichte gemacht. Jener Martin und seine Frau werden schon nach der Heimat zurückkehren. Irländer vergessen ihr Irland niemals, und haben sie da draußen etwas vor sich gebracht….
    – Könnte ich das wirklich erhoffen, Herr O’Brien? fragte Findling kopfschüttelnd.
    – Gewiß, wenn sie so tüchtige Arbeiter sind, wie Du sagst.
    – Muth und Einsicht genügen nicht immer, Herr O’Brien. Man muß auch etwas Glück haben, und das war den Mac Carthy’s fast stets versagt geblieben.
    – Was nicht ist, kann noch werden, mein Sohn! Glaubst Du etwa, daß ich selbst immer vom Glück

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