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Der Findling

Der Findling

Titel: Der Findling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Kameraden vom »Vulcan« zum Geschenk machen wollte. Schließlich erwarb er sogar einmal eine ziemlich theure Pfeife aus falschem Meerschaum, deren Mundstück aus gelbem Bernstein geschnitzt war.
    Findling mußte von ihm natürlich wie von andern Leuten Bezahlung annehmen.
    »Siehst Du, mein Boy, die Sache macht sich!… Das geht ja wie mit hundert Schraubenumdrehungen, nicht wahr? Jetzt bist Du Befehlshaber an Bord des »Kleinen Geldbeutel« und brauchst nur darauf zu achten, daß das Feuer nicht ausgeht. Es ist lange her, daß wir zwei noch in Lumpen durch die Straßen von Galway trabten, oft Hunger und Kälte zu erleiden hatten, damals in der
Ragged-School
. Da fällt mir ein, ist Carker denn gehenkt worden?
    – So viel ich weiß, noch nicht, Grip.
    – Das kann aber nicht mehr lange dauern, und jedenfalls legst Du mir das Journal bei Seite, das darüber ausführlich berichtet!«
    Grip fuhr mit dem »Vulcan« wieder hinaus aufs weite Meer, und kaum von der Reise zurückkehrend, erschien er auch aufs neue im Bazar und ruinierte sich durch fortwährende Einkäufe.
    Da sagte Findling eines Tags zu ihm:
    »Glaubst Du es denn noch immer, Grip, daß ich es einmal zu einem gewissen Vermögen bringe?
    – Natürlich, mein Boy, so sicher, wie ich glaube, daß unser einstiger Kamerad Carker mit einem Strick um den Hals endigen wird!
    – Nun aber Du selbst, mein guter Grip, denkst Du denn niemals an die Zukunft?
    – Ich?… Weshalb sollte ich daran denken?… Hab ich nicht einen Beruf, den ich doch gegen keinen andern vertauschen möchte.
    – Einen beschwerlichen Beruf, der sich auch nicht besonders lohnt.
    – Wie?… Vier Pfund monatlich, und dazu Nahrung, Wohnung, Heizung, daß man zuweilen fast selbst gebraten wird?
    – Und das in einem Schiffe! fiel Bob ein, dessen größtes Glück es gewesen wäre, einmal auf dem Meere zu schwimmen.
    – Das thut nichts, Grip, fuhr Findling fort. Ein Heizer zu sein, hat noch niemand Vermögen gebracht, und Gott will, daß man auf Erden sein Glück sache….
    – Bist Du dessen so sicher? fragte Grip mit den Achseln zuckend. Steht das mit in seinen Geboten?
    – Ja, antwortete Findling. Er will, daß man etwas erwirbt, nicht um allein glücklich zu sein, sondern um auch die glücklich zu machen, die es nicht sind und doch zu sein verdienten!«
    In seinen Gedanken tauchte dabei die Erinnerung an Sissy auf, an seine Leidensgefährtin in der Hütte der Hard, und an die Familie Mac Carthy, deren Spuren er nicht zu entdecken vermocht hatte, sowie an sein Pathenkind Jenny, der es jetzt gewiß recht traurig erging, während er…
    »Nun, Grip, nahm er wieder das Wort, überlege Dir wohl, welche Antwort Du giebst. Warum willst Du nicht auf dem Lande bleiben?
    – Ich sollte den »Vulcan« verlassen?…
    – Ja, doch nur, um Dich mit mir zu associieren. Du weißt ja… Little Boy and Co…. ist durch Bob nicht hinreichend vertreten, doch wenn Du mit einträtest…
    – Ach, lieber, bester Grip, fiel Bob ein, das würde für uns beide das größte Vergnügen sein.
    – Für mich auch, meine Kinder, erwiderte Grip sehr gerührt von diesem Vorschlage, doch soll ich Euch etwas sagen?
    – So sprich, Grip.
    – Nun also… ich bin zu groß.
    – Zu groß?
    – Ja, wenn die Leute mich im Laden sähen, so einen langen Bengel, so ginge das Geschäft nicht mehr, da wär es nicht mehr Little Boy and Co…. and Co. muß klein sein, um die Leute heranzuziehen. Ich würde die Handelsgesellschaft stören, würde Euch Unrecht thun. Gerade weil Ihr noch Knaben seid, blüht das Geschäft so ganz besonders.
    – Vielleicht hast Du recht, Grip, antwortete Findling. Doch wir werden auch größer…
    – Natürlich werden wir alle Tage größer, versetzte Bob, sich auf den Zehen aufrichtend.
    – Gewiß, und hütet Euch nur, nicht allzuschnell zu wachsen!
    – Das kann man wohl nicht hindern, bemerkte Bob.
    – Nein, freilich nicht. Darum seht zu, daß Ihr Euer Geschäft gemacht habt, so lange Ihr noch Knaben seid. Zum Kuckuck, ich messe fünf Fuß sechs Zoll, und was über fünf Fuß ist, das paßt nicht in Euer Geschäft. Wenn ich übrigens Dein Geschäftstheilhaber nicht sein kann, Findling, so weißt Du doch, daß mein Geld Dir gehört….
    – Ich bedarf desselben nicht.
    – Na, wie es Dir beliebt. Wenn Du Dich indeß einmal vergrößern willst…
    – Dann könnten wir zwei dem Geschäft nicht gut mehr allein vorstehen….
    – Ei, warum nehmt Ihr nicht wenigstens eine Frau ins Haus, um Euch die

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