Der Flatbootmann
hinaufzuklettern. Dort lag ihm freilich der angeschossene Alligator im Weg, und wie er ihn nur berührte, schlug der wieder mit dem riesigen Schwanz aus und glitt ein paar Schritte nach vorn.
Der Dackel bekam dadurch natürlich einen Heidenschreck und schrie laut auf, erwischte aber noch glücklich den Stamm, von dem er heruntergerutscht war, lief dort so hoch hinauf, wie er kommen konnte, und bellte nun aus Leibeskräften nach dem sich unter ihm in den letzten Todeszuckungen windenden Alligator nieder.
Jack lachte laut auf, als er die wunderlichen Kapriolen sah, die der Hund machte. Kaum schallte aber das scharfe Bellen über die Bai hinüber, als die Bestien von allen Seiten wieder wie vorher rasch herbeigeschwommen kamen, und als der Dackel nichtsdestoweniger seine freche Herausforderung fortsetzte, sah er sich kaum fünf Minuten später von wenigstens zwanzig Alligatoren umgeben, die alle mit den kleinen tückischen Augen gierig nach ihm hinaufblinzelten und um den Stamm herumschwammen, mit dem sie für jetzt noch nichts anzufangen wußten.
»Das ist recht«, sagte Jack, dem es bei der Masse dieser gewaltigen Tiere doch anfing unbehaglich zu werden, während er sich schon die Zypressen ansah, ob er nicht im Fall der Not an einem oder dem anderen der glatten Stämme hinaufklettern könne. »Jetzt lädt sich der Dackel auch noch Gesellschaft ein und wird die Herren wohl mit seinem eigenen dürren Leichnam traktieren wollen. Und ich sitze jetzt hier im Belagerungszustand, auf zehn Fuß bei zwölf Fuß festem Boden, und kann da am Ende die ganze Nacht sitzen, ehe es den verdammten Bestien einfällt, wieder fortzugehen. Hunde haben heute Glück, das muß wahr sein, und ich denke, der Dackel da oben fängt an einzusehen, daß er eine Dummheit gemacht hat.«
Es schien wirklich fast so. Ob der Dackel nun bemerkt hatte, daß, je mehr er bellte, desto mehr Alligatoren herbeigeschwommen kamen, deren nähere Bekanntschaft er doch wahrscheinlich nicht machen wollte, er schwieg plötzlich still, sah sich vorsichtig nach rechts und links unten um und legte sich endlich oben auf dem Stamm ganz ruhig auf den Bauch, den Kopf dabei fest an das Holz gedrückt, um so wenig Raum als möglich einzunehmen. Die Vorsicht kam aber zu spät, denn die Gesellschaft da unten wußte einmal, daß der Dackel oben sei, und wünschte nun auch, ihn herunterzuhaben. Da sie übrigens bald fanden, daß sie das durch umherschwimmen nicht erreichen konnten, fielen sie auf einen anderen Plan, der auch erfolgreich zu werden versprach.
Der eine Alligator, und wie es schien, einer der stärksten, ein Bursche von wenigstens 13 bis 14 Fuß Länge, hob sich mit den scharfbeklauten Vorderbeinen an dem Stamm empor, und während er sich unten mit dem Schwanz gegen den Grund stemmte, schob er den langen beschuppten Leib mehr und mehr außer Wasser und nach oben. Er rückte dabei dem Hund auch bedenklich näher, der ängstlich knurrend und die Zähne fletschend nach ihm hinüberschaute; einer der anderen kam ihm aber diesmal noch zu Hilfe. Neidisch, daß ihm der Kamerad den Bissen vor der Nase wegschnappen sollte, und ziemlich ebenso stark wie dieser, warf er sich gegen ihn an und stieß ihn dadurch von dem Stamm herunter - eine Hilfe, die dem armen Dackel bald verderblich geworden wäre. Der Stamm fing nämlich durch das plötzlich abgeschüttelte Gewicht an zu schwanken, und der Dackel mußte erschreckt alle vier Beinchen ausspreizen, um seinen etwas sehr unsicheren Sitz auf dem runden, glatten Holz da oben zu wahren. Er hielt sich aber trotzdem und hatte Gelegenheit zu sehen, wie der, der ihm eben zu Hilfe gekommen war, von dem anderen bestraft wurde,
Der große Alligator hatte den Angriff nämlich entsetzlich übelgenommen und fuhr in wilder Wut über den Angreifer her. Der wollte sich seinerseits auch nicht werfen lassen, und die beiden mächtigen Tiere peitschten im nächsten Augenblick das Wasser dermaßen mit den Schwänzen und klappten die gierigen Rachen zusammen, daß der Schaum hoch in die Luft und selbst bis zu der Stelle hinspritzte, auf der Jack noch immer unschlüssig stand.
Ein schwächerer Alligator wollte indessen die Zeit ganz schlau benutzen, in der sich die stärksten Kameraden um die Beute schlugen, griff, wie es der erste getan, den Stamm an und schnellte sich daran hinauf. Er mußte aber ebenso rasch machen, daß er wieder hinunterkam, ohne seinen Zweck erreicht zu haben, denn der alte Bursche war nicht so leichtsinnig gewesen,
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