Der Flatbootmann
während des Kampfes die Beute außer Augen zu lassen. Wie ein Ungewitter, den Schaum hinter sich ausschlagend, fuhr er wieder herbei, richtete sich zum zweitenmal aus dem Wasser und schien ordentlich herausfordernd zurück nach unten zu sehen, ob noch einmal jemand es wagen wolle, das, was er für sich in Beschlag genommen, ihm streitig zu machen.
Jack stand indes kaum zwanzig Schritt von dem allen entfernt zwischen den drei Bäumen und wußte noch immer nicht recht, was er tun solle, dem Hund zu Hilfe kommen oder ihn seinem Schicksal überlassen. Im letzten Fall hatte er starke Hoffnung, daß die Bestien ihm wieder Raum geben würden, sobald sie den Dackel abgefertigt, und der war doch eigentlich an der ganzen albernen Geschichte selber schuld. Das arme kleine Tier dauerte ihn aber auch wieder. Außerdem zeigte der alte Bursche von Alligator sein Schulterblatt in diesem Augenblick auch gar so verführerisch her. Daß die Kugeln einschlugen, hatte er an dem ersten Schuß ebenfalls gesehen, und ohne sich lange zu besinnen, zielte er dem aufgerichteten Alligator gerade hinter die Schulter aufs Blatt und drückte ab. Wollten sie ihm nachher zu Leibe, so würde er sich seiner Haut schon auch noch wehren.
Der Alligator blieb allerdings nach dem Schuß noch unbeweglich stehen, augenblicklich aber konnte Jack sein Kugelloch gerade, an der rechten Stelle erkennen, aus dem das helle Blut vorströmte. Plötzlich ließ der Getroffene die linke Tatze los, senkte den Kopf ein wenig zur Seite und schlug dann mit schwerem Fall aufs Wasser nieder.
Wieder mußte der Dackel balancieren und hatte die Freude, fast unmittelbar darauf einen anderen aufklettern zu sehen, der sich wenig oder gar nichts aus dem Schuß gemacht hatte. In hastiger Eile trieb aber auch Jack eine frische Ladung in den Büchsenlauf hinunter, und ehe der neue Feind den armen kleinen Hund erreichen konnte, knallte auch das treue Rohr schon wieder und machte ihn unschädlich.
Das war den übrigen Alligatoren doch ein wenig zu viel Lärm in unmittelbarer Nähe. Sie ließen ihre Toten auf dem Schlachtfeld liegen und zogen sich in etwas größere Entfernung, aber immer noch nicht außer Schußweite zurück.
Der Dackel hätte jetzt allerdings prächtige Gelegenheit gehabt, von dem gefährlichen Stamm hinunter und zu seinem Herrn zu flüchten, aber er traute da unten dem Frieden noch nicht recht. Die Alligatoren, wenn auch tödlich getroffen, wanden sich doch noch im Wasser umher, das sie mit ihrem Blut färbten; Jack lockte ihn ein paarmal, aber er kam nicht, und der junge Mann rief lachend:
»O ja, erst hat er da oben das große Maul gehabt und räsoniert, als ob er sie alle fressen wolle, und jetzt ist er auf einmal nicht zu Hause. Pfui, Dackel, schäme dich! Aber die anderen Gesellen, denk ich, jagen wir doch erst noch ein wenig weiter in den Sumpf hinein, und dann will ich sehen, ob ich dich selber da herunterholen kann, mein Bursche.«
Damit hatte er sein Gewehr wieder geladen und schoß noch ein paar Kugeln hintereinander nach den jetzt kaum an der Oberfläche sichtbaren Köpfen der Tiere. Das Wasser blendete ihn aber, er konnte nicht ordentlich darauf zielen; der Teil, nach dem er zielen mußte, ragte auch kaum anderthalb Zoll aus dem Wasser, und er überschoß sie alle. Nichtsdestoweniger erreichte er damit seinen Zweck, denn die Alligatoren zogen sich weiter und weiter aus seiner Nähe fort, und Jack ging jetzt ernstlich daran, den eben nicht so ganz sicheren Fleck zu verlassen. Wenn sie ihm der Hund noch einmal herbeilockte, hätte es ihnen ebensogut einfallen können, ihn selber anzugreifen, und die Bäume waren viel zu glatt und dick, als daß er imstande gewesen wäre, daran hinaufzuklettern. Nachdem er also seine Büchse wieder geladen, schulterte er sie und suchte dann vor allen Dingen den Dackel von dem Baum herunterzubekommen. Der ließ sich aber diesmal gar nicht lange bitten, und wie der Mann nur an den Stamm trat, kam das arme kleine, geängstigte Tier leise winselnd niedergekrochen und ließ sich willig und geduldig von ihm auf den Arm nehmen.
»Aha!« lachte Jack. »Haben wir was gemerkt? Na, ich denke, mein Bursche, du wirst künftig wohl das Maul halten, wenn du nicht unter deinesgleichen bist. Und jetzt wollen wir alle beide machen, daß wir wieder aus diesem verdammten Sumpf kommen, aus dem ich mir nur das Andenken da mitnehmen werde.«
Damit nahm er den Dackel in den linken Arm, mit dem er die Büchse hielt, schlug eine kurze Schnur
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