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Der Flatbootmann

Titel: Der Flatbootmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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bekommen, he? Oder macht dir der kleine Hund vielleicht Magendrücken? Na warte, dich kann ich hoffentlich kurieren! Möchte dich überdies gern einmal in der Nähe sehen.«
    Er suchte jetzt auf dem Damm hin etwas besser an den Verwundeten hinanzukommen, der indessen gerade jetzt den Kopf hinter den umgestürzten Stamm gebracht. Während sich der angeschossene Alligator aber die größte Mühe gab, aus der etwas unbequemen Lage wieder herauszukommen, blieb Jack mit der Büchse im Anschlag stehen, um einen günstigen Moment für einen zweiten Schuß abzuwarten. Das Wasser schien hier nicht sehr tief, er scheute sich aber doch auch hineinzuwaten, wo er vorher so viele der tückischen Bestien hatte umherschwimmen und untertauchen sehen, und hoffte seine Beute noch bequemer zu bekommen.
    Durch die Ruhe draußen waren die übrigen Alligatoren aber auch indessen wieder sicher geworden, und hier und da sah er aufs neue die rosenroten Kegel emporsteigen, die er jetzt ganz erstaunt als die riesigen Oberkiefer der unbehilflichen Bestien erkannte - und was für Zähne die Burschen in dem weit aufgerissenen Rachen führten! Sein Alligator lag aber jetzt ganz still und regungslos, und zwar mit dem Leib zum Teil auf den Baumstamm hingeschoben. Krankgeschossen war er jedenfalls, vielleicht gar schon verendet, und sollte er ihn jetzt da drüben im Stich lassen? Das ging unmöglich an. Er wäre ja kein Jäger gewesen.
    Da, wo er stand, konnte er vom Damm aus recht gut den Grund unter dem klaren Wasser erkennen. Es mochte dort etwa drei Fuß tief sein, und wenn er auch weiter drin vielleicht etwas tiefere Stellen fand, war es bis zu den Zypressen ja doch auch kaum hundert Schritt weit, und dort hob sich das Land schon wieder zu einer kleinen Insel empor. Rasch entschlossen, hieb er sich deshalb mit seinem breiten Jagdmesser eine etwa sechs oder sieben Fuß lange Stange ab, an deren unterem Ende er einen vorragenden Ast als Haken stehenließ, und stieg dann, die Büchse schußfertig auf der rechten Schulter, den Stock in der Linken, in das lauwarme Sumpfwasser hinein.
    Am Anfang schritt er allerdings außerordentlich vorsichtig darin hin und blickte mißtrauisch bald nach rechts, bald nach links hinunter, ob er nicht einen der trägen Gesellen neben sich erkennen könne. Da aber das Wasser nicht tiefer wurde und nur höchstens von drei bis vier Fuß wechselte, verlor sich diese Ängstlichkeit auch bald. So hatte er etwa den halben Weg zwischen Damm und Baum zurückgelegt, als er plötzlich etwas hinter sich im Wasser plätschern hörte. Erschreckt fuhr er herum, sah aber gleich, daß es niemand weiter als der Dackel war, der nicht hatte allein an Land zurückbleiben wollen und jetzt hinter ihm dreingeschwommen kam.
    »Na ja, du hast gerade noch gefehlt«, brummte Jack zwischen den Zähnen durch, »und wenn dich auch ein Alligator fräße, dürfte ich unserer Alten gar nicht wieder an Bord kommen - zurück Kleiner - mach, daß du wieder an Land kommst, und wenn du klug bist, tust du das Maul nicht auf!«
    Er streckte dabei den Arm, in dem er die Stange hielt nach dem Land zu aus. Ob aber der Dackel glaubte, daß er ihn mit dem Stock schlagen wolle, oder ob er keine Lust hatte, allein auf dem Damm sitzen zu bleiben, kurz, er schwamm in einem Bogen um den jungen Bootsmann hin und kam ihm nicht zu nahe. Jack suchte ihn jetzt an sich zu locken, um ihn wenigstens auf den Arm zu nehmen; aber auch das litt er nicht oder fürchtete auch vielleicht, daß er zurückgebracht werden sollte, und als Jack jetzt versuchte, ihn mit dem Haken zu erreichen, drehte er sich sogar um und schwamm gerade in den Sumpf hinaus.
    »Du bist ein Racker! » brummte Jack mit einem derben Fluch. »Aber meinetwegen, wenn du dir ein Vergnügen daraus machst, habe ich auch nichts dagegen. Soviel sage ich dir aber gleich, ich weine nicht, wenn dir etwas Menschliches begegnet, darauf kannst du dich verlassen.«
    Und damit wandte er sich von dem Hund ab und schritt wieder, so rasch er konnte, den drei Zypressen zu. Der Dackel hatte aber nur darauf gewartet. Sowie er sah, daß sich der Mann nicht weiter um ihn kümmerte, machte er wieder kehrt und schwamm jetzt ruhig hinter ihm drein, bis Jack bald darauf wieder seichteres Wasser erreichte und gleich darauf das trockene Stück Land unter den Bäumen betrat. Da sich der Dackel übrigens doch noch nicht ganz in seine Nähe getraute, schwamm er erst einmal auf den schräg aus dem Wasser ragenden Baumstamm zu und suchte an dem

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