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Der Fledermausmann

Der Fledermausmann

Titel: Der Fledermausmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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aufgetischt, daß es jetzt auch auf ein paar Theorien mehr oder weniger nicht mehr ankommt.«
    »Die Sache mit dem Gockel.«
    »Gockel?«
    »Toowoomba ist nicht einfach nur ein Psychopath. Er ist auch ein Gockel. Und die Eitelkeit eines Gockels darf man nicht unterschätzen. Während seine sexuell motivierten Morde einem Muster folgen, das mit zwanghaften Handlungen erklärt werden kann, ist der ›Clownsmord‹ etwas ganz anderes, nämlich ein rationeller, notwendiger Mord. Bei diesem Mord war er plötzlich frei, ungehemmt von den Psychosen, die den Ablauf der anderen Morde bestimmten. Es war dieChance, etwas wirklich Spektakuläres zu machen, seinem Lebenswerk die Krone aufzusetzen. Und man muß ja sagen, daß ihm das gelungen ist – an den Clownsmord wird man sich noch erinnern, wenn die Mädchen, die er getötet hat, längst vergessen sind.«
    »Gut. Und Andrew ist aus dem Krankenhaus abgehauen, um die Polizei aufzuhalten, als er begriff, daß wir Otto festnehmen wollten?«
    »Ich nehme an, daß er direkt in Ottos Wohnung gefahren ist, um mit ihm zu reden, ihn auf die Festnahme vorzubereiten und ihm einzubläuen, wie wichtig es sei, wegen Toowoomba die Klappe zu halten, damit sie beide, Otto und Andrew, nicht zu tief in die Sache verstrickt würden. Er wollte ihn beruhigen, daß Toowoomba, wie von Andrew geplant, festgenommen werden würde, wenn er nur noch etwas Zeit bekäme. Wenn ich nur noch etwas Zeit bekäme! Aber etwas ging schief. Ich habe keine Ahnung, was. Aber daß es Toowoomba war, der Andrew schließlich ins Jenseits befördert hat, ist für mich ziemlich klar.«
    »Warum?«
    »Intuition. Gesunder Menschenverstand. Und dann noch ein kleines Detail.«
    »Was denn?«
    »Als ich Andrew besuchte, hat er mir gesagt, daß Toowoomba am nächsten Tag kommen wollte.«
    »Und?«
    »Im St. Etienne-Krankenhaus werden alle Besucher registriert, bevor sie zur Rezeption kommen. Yong hat für mich im Krankenhaus angerufen, und nachdem ich gegangen war, hat es keine weiteren Anrufe oder Besuche mehr für Andrew gegeben.«
    »Ich komme nicht ganz mit, Harry.«
    »Wenn ihm etwas dazwischengekommen wäre, hätte Toowoomba Andrew sicher angerufen, um abzusagen. Da er das nicht tat, konnte er also unmöglich wissen, daß Andrew nichtmehr im Krankenhaus war, bevor er an der Rezeption stand. Nachdem er also in der Besucherliste vermerkt worden war. Außer . . .«
    »Außer, daß er es war, der ihn am Abend zuvor ermordet hat.«
    Harry breitete die Hände aus.
    »Man besucht doch keinen, der nicht mehr da ist, Sir.«
     
    Es sollte ein langer Sonntag werden. Verdammt, der war doch schon lang genug, dachte Harry. Sie saßen mit hochgekrempelten Ärmeln im Besprechungszimmer und versuchten, genial zu sein.
    »Also du rufst ihn über das Handy an«, sagte Wadkins. »Und du glaubst nicht, daß er zu Hause ist?«
    Harry schüttelte den Kopf.
    »Er ist vorsichtig. Er hat Birgitta irgendwo anders.«
    »Vielleicht finden wir jemanden bei ihm zu Hause, der uns einen Tip geben kann, wo er sie versteckt hält?« schlug Lebie vor.
    »Nein!« sagte Harry entschlossen. »Wenn er herausfindet, daß wir bei ihm zu Hause waren, weiß er, daß ich geredet habe, und Birgitta ist verloren.«
    »Nun, dafür müßte er erst einmal nach Hause kommen, und dann könnten wir ja bereitstehen und ihn festnehmen«, sagte Lebie.
    »Was, wenn er Birgitta umbringt, ohne selbst physisch anwesend zu sein?« fragte Harry. »Wenn sie irgendwo gefesselt festsitzt und Toowoomba uns nicht erzählt, wo?« Er blickte in die Runde. »Was, wenn sie zum Beispiel auf einer tickenden Bombe sitzt, die innerhalb von einer gewissen Anzahl Stunden entschärft werden muß?«
    »Stop!« Wadkins schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Wir bewegen uns langsam auf Comic-Niveau! Verdammt, sollten wir es plötzlich mit einem Sprengstoffexperten zu tun haben, nur weil er ein paar Mädchen umgebrachthat? Die Zeit vergeht, und wir können nicht einfach auf unseren Ärschen hocken und warten! Ich finde die Idee, mal bei Toowoomba zu Hause vorbeizuschauen, ganz gut. Und es wird uns wohl auch gelingen, ihm eine Falle zu stellen, wenn er sich seiner Wohnung nähern sollte, glaubt mir!«
    »Der Kerl ist, verdammt noch mal, nicht dumm!« sagte Harry. »Wir setzen Birgittas Leben aufs Spiel, versteht ihr das denn nicht?«
    Wadkins schüttelte den Kopf.
    »Sorry, Holy, aber ich fürchte, dein Verhältnis zu der Gekidnappten trübt ein wenig dein rationales Bewußtsein. Wir machen das

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