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Der Fledermausmann

Der Fledermausmann

Titel: Der Fledermausmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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gesprochen haben, sagen, daß sie ihn schon eine Weile nicht mehr gesehen haben. Er ist noch nie im Gefängnis gewesen. Leider haben wir deshalb nur ein Bild von ihm als Dreizehnjährigem, als er einen Paß bekam.«
    »Ich bin beeindruckt«, sagte Harry aufrichtig. »Wie ist es Ihnen in so kurzer Zeit gelungen, nur anhand eines Fotos und eines Vornamens einen Mann ohne Akte zu finden? Und das bei einer Bevölkerung von achtzehn Millionen?«
    Lebie nickte zu Andrew.
    »Andrew hat die Stadt auf dem Foto erkannt. Wir habender lokalen Polizeistation das Foto gefaxt, und die haben uns den Namen gegeben. Sie haben uns informiert, daß er dort oben eine gewisse Rolle im Milieu spielt. Im Klartext heißt das, daß er Marihuana raucht.«
    »Das muß eine verdammt kleine Stadt sein«, sagte Harry.
    »Nimbin, etwas über tausend Einwohner«, ergänzte Andrew. »Der Ort lebte größtenteils von der dortigen Molkerei, bis Australiens nationale Studentenorganisation auf die Idee kam, dort 1973 das sogenannte Aquarius-Festival auszurichten.«
    Ein gedämpftes Lachen war am Tisch zu hören.
    »Bei dem Festival ging es eigentlich um Idealismus, um alternativen Lebensstil, zurück zur Natur und das alles. Die Zeitungen aber konzentrierten sich auf die Jugend, die Drogen und den hemmungslosen Sex. Das Fest dauerte mehr als zehn Tage, und für manch einen ist es wohl noch immer nicht zu Ende. Rund um Nimbin sind die Anbaubedingungen gut, und zwar für alles mögliche. Laß es mich so ausdrücken, ich zweifle daran, daß die Molkereiprodukte heute noch die größte Einnahmequelle sind. Auf der Hauptstraße, nur fünfzig Meter von der lokalen Polizeistation entfernt, gibt es, fürchte ich, Australiens offensten Markt für Marihuana und LSD.«
    »Jedenfalls«, fiel ihm Lebie ins Wort, »hat ihn die dortige Polizei vor kurzem in Nimbin gesehen.«
    »Der Gouverneur von New South Wales hat dort oben aber inzwischen eine große Kampagne gestartet«, ergänzte Wadkins, »die Regierung in Canberra hat wohl Druck auf ihn ausgeübt, etwas gegen den zunehmenden Drogenhandel zu unternehmen.«
    »Das stimmt«, sagte Lebie, »die Polizei setzt Kleinflugzeuge und Helikopter ein, um Bilder von den Flächen zu machen, auf denen sie Hanf anbauen.«
    »Okay«, sagte Wadkins. »Wir holen uns diesen Typ. Kensington, Sie kennen sich dort oben offensichtlich aus, und Sie,Holy, haben sicher nichts dagegen, etwas mehr von Australien zu sehen. Ich werde McCormack bitten, mit der Polizeistelle zu telefonieren, damit man dort darüber informiert ist, daß ihr kommt. Yong, Sie bearbeiten weiter Ihren PC und schauen, was Sie damit erreichen können. Let's do some good!«
    »Let's have some lunch!« sagte Andrew.
     
    Sie mischten sich unter die Touristen und fuhren mit der eingleisigen Eisenbahn nach Darling Harbour, stiegen an der Harbourside aus und setzen sich an einen Tisch mit Blick über den Hafen.
    Ein paar lange Beine stolzierten auf Stilettabsätzen vorbei. Andrew verdrehte die Augen und pfiff ihnen politisch höchst unkorrekt nach. Ein paar Köpfe drehten sich im Restaurant um und schauten irritiert zu ihnen herüber. Harry schüttelte den Kopf.
    »Wie geht es deinem Freund Otto?«
    »Tja, er ist am Boden zerstört. Er ist wegen einer Frau verlassen worden. Wenn Liebhaber erst anfangen, sich in beiden Richtungen umzuschauen, landen sie immer bei einer Frau, hat er geschimpft. Aber er wird es wohl auch dieses Mal überleben.«
    Zu seiner Überraschung bemerkte Harry ein paar Tropfen Regen, und ganz richtig: Eine dicke Wolkendecke hatte sich fast unbemerkt von Nordwesten her über ihre Köpfe geschoben.
    »Wie konntest du dieses Nimbin bloß anhand des Bildes einer einzigen Fassade erkennen?«
    »Nimbin? Habe ich vergessen, dir zu erzählen, daß ich ein alter Hippie bin?« grinste Andrew. »Es wird behauptet, daß diejenigen, die sich an das Aquarius-Festival erinnern, nicht daran teilgenommen haben. Nun, ich kann mich jedenfalls noch an die Fassaden auf der Hauptstraße erinnern. Daß es aussah wie die Stadt der Gesetzlosen in einem alten Westernfilm,allerdings in psychedelischem Lila und Gelb. Nun, ehrlich gesagt, hatte ich geglaubt, daß dieses Lila und Gelb nur auf die Wirkung gewisser Stoffe auf mein Wahrnehmungsvermögen zurückzuführen waren. Bis ich eben dieses Foto in Ingers Wohnung sah.«
     
    Als sie vom Essen zurückkamen, berief Wadkins eine neuerliche Besprechung im Sitzungszimmer ein. Yong Sue hatte seinem PC ein paar interessante Neuigkeiten

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