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Der Fledermausmann

Der Fledermausmann

Titel: Der Fledermausmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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entlockt.
    »Ich bin alle unaufgeklärten Morde der letzten zehn Jahre in New South Wales durchgegangen. Dabei bin ich auf vier Morde gestoßen, die Gemeinsamkeiten mit unserem aufweisen. Die Leichen wurden an abgelegenen Stellen gefunden, zwei auf einer Müllkippe, eine an einem Waldrand an einer Landstraße und eine trieb im Darling River. Alle sind wahrscheinlich an anderen Stellen getötet und sexuell mißbraucht worden, bevor sie an diesen Orten abgeladen wurden. Und – und das ist das Entscheidende – alle sind erwürgt worden und haben die Würgemale von Fingern am Hals.«
    Yong Sue strahlte.
    Wadkins räusperte sich. »Nun, lassen Sie uns nichts überstürzen. Erwürgen ist im Zusammenhang mit Vergewaltigung nicht gerade ungewöhnlich. Wie sieht es mit dem geographischen Zusammenhang aus, Yong? Der Darling River ist verdammt weit draußen im Outback, über tausend Kilometer von Sydney entfernt.«
    »No luck, Sir. Ich hab kein geographisches Muster erkennen können.«
    Yong sah aus, als täte ihm das wirklich leid.
    »Nun, vier erwürgte Leichen im ganzen Staat verteilt und das in zehn Jahren . . . das ist nicht gerade . . .«
    »Es gibt noch etwas, Sir. Alle Frauen hatten helle Haare. Ich meine nicht einfach blond, sondern richtig helle, fast weiße Haare.«
    Lebie pfiff tonlos. Dann wurde es still am Tisch.
    Wadkins sah noch immer skeptisch aus. »Können Sie das nicht irgendwie statistisch auswerten, Yong? Die Signifikanz berechnen und diese Sachen, um herauszufinden, ob die Wahrscheinlichkeit sich in einem vernünftigen Rahmen bewegt, bevor wir hier schlafende Hunde wecken? Sicherheitshalber sollten Sie vielleicht ganz Australien untersuchen. Und überprüfen Sie auch die unaufgeklärten Vergewaltigungen, vielleicht finden wir da etwas.«
    »Das kann etwas dauern. Aber ich kann es versuchen, Sir.« Yong lächelte wieder.
    »Okay, Kensington und Holy, warum sind Sie noch nicht auf dem Weg nach Nimbin?«
    »Wir fahren morgen früh, Sir«, sagte Andrew. »Es gibt eine aktuelle Vergewaltigungssache in Lithgow, die ich mir zuerst einmal anschauen möchte. Ich hab das Gefühl, daß es da eine Verbindung geben könnte. Wir waren gerade auf dem Weg dorthin.«
    »Just a hunch, Sir.«
    Wadkins seufzte.
    »Tja, McCormack meint ja, Sie hätten so etwas wie einen sechsten Sinn . . .«
    »Wissen Sie, Sir, wir Aborigines haben einen engeren Kontakt zu der Geisterwelt als ihr Bleichgesichter.«
    »In meiner Abteilung baut die Polizeiarbeit nicht auf so etwas auf.«
    Wadkins schüttelte den Kopf. »Aber seien Sie morgen früh in diesem Flugzeug, okay?«
     
    Sie nahmen von Sydney aus die Autobahn. Lithgow ist eine Industriestadt mit zehn- bis zwölftausend Einwohnern, doch der Ort erinnerte Harry eher an ein mittelgroßes Dorf. Vor der Polizeistation prangte ein leuchtendes Blaulicht auf einem Pfosten.
    Der örtliche Polizeichef empfing sie herzlich. Er war ein übergewichtiger, freundlicher Herr mit gleich mehreren Doppelkinnenund dem Namen Larsen. Larsen hatte entfernte Verwandte in Norwegen.
    »Do you know any of the Larsens in Norway, mate?« fragte er.
    »Well there are quite a few of them«, antwortete Harry. »Ja, ich weiß, meine Großmutter hat erzählt, daß wir dort oben eine große Familie haben.«
    »Sure do.«
    Larsen erinnerte sich gut an den Vergewaltigungsfall.
    »So etwas passiert hier in Lithgow zum Glück nicht so oft. Es war Anfang November. Sie wurde nach der Spätschicht auf dem Heimweg von der Firma, in der sie arbeitet, in einer Nebenstraße niedergeschlagen, in ein Auto gezerrt und weggeschafft. Er hat ihr mit einem großen Messer gedroht, fuhr mit ihr auf einen abseits gelegenen Waldweg am Fuße der Blue Mountains und vergewaltigte sie auf dem Rücksitz des Autos. Der Vergewaltiger hatte ihr die Hände an den Hals gelegt und begonnen sie zu würgen, als ein Auto hinter ihnen hupte. Der Fahrer hinter ihnen war auf dem Weg zu seiner Hütte und glaubte, vor sich auf dem verlassenen Waldweg ein Liebespaar überrascht zu haben, und wollte deshalb nicht aussteigen. Als sich der Vergewaltiger wieder auf den Vordersitz gesetzt hatte, um loszufahren, ist es der Frau gelungen, aus dem Auto zu flüchten und zu dem anderen Fahrzeug zu laufen. Der Vergewaltiger sah, daß er verloren hatte, gab Gas und verschwand.«
    »Hat sich jemand die Autonummer merken können?« »Nope, es war dunkel und ging alles viel zu schnell.« »Konnte die Frau den Mann richtig erkennen? Habt ihr eine Beschreibung?«
    »Sure.

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