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Der Fledermausmann

Der Fledermausmann

Titel: Der Fledermausmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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Scheiße, Robin, dem bist du ins Messer gelaufen!«
    Toowoomba hielt die Hände vor das Gesicht und wich zurück, während Bobby ihm folgte. Bobbys linker Arm schoß vor und zurück, gefolgt von schweren rechten Haken und Uppercuts. Das Publikum geriet in Ekstase, und auch die Frau in Weiß war wieder auf den Beinen. Sie schrie nur die erste Silbe seines Namens und zog den Vokal in einem langen, schneidenden Ton in die Länge: »B000 . . .«
    Terry schüttelte den Kopf, während der Fanclub hastig einen neuen Refrain probierte: »Go-go-Bobby-go-go-go. Bobby be good!«
    »Das war's. Es ist vorbei«, sagte Andrew.
    »Toowoomba wird verlieren?«
    »Bist du verrückt?« Andrew blickte Harry bestürzt an. »Toowoomba wird den Kerl töten. Ich hatte nur gehofft, daß es heute einigermaßen sauber abgehen würde.«
    Harry konzentrierte sich, um zu verstehen, was Andrew sagte. Toowoomba hatte sich nach hinten in die Seile gelehnt und sah fast entspannt aus, obwohl Bobby auf seine Bauchmuskeln einhämmerte. Einen Augenblick lang glaubte Harry, Toowoomba würde einschlafen. Die Weißgekleidete zerrtehinter dem Murri an den Seilen. Bobby änderte seine Taktik und versuchte den Kopf zu treffen, doch Toowoomba wich den Schlägen aus, indem er den Oberkörper mit einer sachten, beinahe langsamen Bewegung vor und zurück schwang. Fast wie eine Brillenschlange, dachte Harry, wie eine . . . Kobra!
    Bobby erstarrte mitten in der Ausholbewegung zu einem Schlag. Sein Kopf war leicht nach links gedreht, und sein Gesicht sah aus, als sei ihm gerade etwas eingefallen, das er vergessen hatte, dann rollten seine Augen nach hinten, der Zahnschutz flutschte aus seinem Mund, und Blut spritzte in einem feinen gleichmäßigen Strahl aus einer kleinen Wunde auf dem Nasenrücken. Sein Nasenbein war gebrochen. Toowoomba wartete, bis Bobby fiel und schlug dann noch einmal zu. Im Zelt war es jetzt vollkommen still, und Harry konnte ganz deutlich das ekelerregende Klatschen hören, als Bobbys Nase zum zweiten Mal getroffen wurde und die kreischende Frauenstimme, die den Rest von Bobbys Namen schrie:
    ». . . biii!«
    Ein hellroter Strahl aus Schweiß und Blut rann aus Bobbys Kopf und machte die Ecke des Ringes naß.
    Terry stürmte vor und signalisierte etwas überflüssig, daß der Kampf beendet war. Noch immer war es mucksmäuschenstill im Zelt, nur das Klappern der Schuhe der Weißgekleideten war zu hören, die über den hölzernen Mittelgang aus dem Zelt rannte. Ihr Kleid hatte sich auf der Vorderseite rot verfärbt, und ihr Gesicht zeigte den gleichen überraschten Gesichtsausdruck, den auch Bobby gehabt hatte.
    Toowoomba versuchte mitzuhelfen, Bobby wieder auf die Beine zu bekommen, aber dessen Assistenten schoben ihn zur Seite. Einige wollten applaudieren, doch der Beifall verstummte gleich wieder. Das Pfeifkonzert war um so lautes als Terry den Ring betrat und Toowoombas Arm hochhielt. Andrew schüttelte den Kopf.
    »Da haben heute wirklich einige Geld auf den lokalen Meister gesetzt«, sagte er. »Idioten! Komm, laß uns unser Geldholen und ein paar ernsthafte Worte mit diesem Murritölpel reden!«
     
    »Robin, du Arsch. Dich sollte man einsperren – und das meine ich ernst!«
    Robin »The Murri« Toowoombas Gesicht leuchtete in einem breiten Lächeln auf. Er drückte sich ein zusammengerolltes Handtuch mit Eis auf das eine Auge.
    »Tuka! Ich habe dich da drinnen gehört. Hast du wieder mit Glücksspiel begonnen?« Toowoomba sprach leise. Ein Mann, der es gewohnt ist, daß man ihm zuhört, dachte Harry spontan. Seine Stimme war mild und sympathisch, und Harry fand, daß sich Toowoomba wirklich nicht wie jemand anhörte, der gerade einem fast doppelt so großen Mann die Nase gebrochen hatte.
    Andrew schnaufte. »Glücksspiel? Zu meiner Zeit hatte es kaum etwas mit Glück zu tun, wenn man auf einen von Chivers' Jungs setzte. Aber heutzutage ist wohl nichts mehr richtig wirklich sicher. Sich von einem elenden weißen Yahoo so hinter's Licht führen zu lassen! Wo soll das bloß enden?«
    Harry räusperte sich.
    »Oh, ja. Robin, ich möchte dir einen Freund vorstellen. Das ist Harry Holy. Harry, das ist Queenslands schlimmster Grobian und Lustmörder, Robin Toowoomba.« Sie begrüßten sich und wieder hatte Harry das Gefühl, seine Hand sitze in einem Türspalt fest. Er stöhnte ein »how are you« und erntete ein breites Lächeln und ein strahlend weißes »absolutely magnificent, cobber – how are you yourself?«
    »Haven't been better«,

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