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Der Fledermausmann

Der Fledermausmann

Titel: Der Fledermausmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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gefragt: warum ihn füttern, wenn Inger doch mit Fleischresten aus dem Albury auf dem Heimweg war? Zuerst habe ich nicht glauben wollen, daß Sie überhaupt nichts miteinander geredet haben, und dachte, das sei vielleicht für den nächsten Tag oder so, aber dann fiel mir etwas ein, an das ich sofort hätte denken müssen – daß Ihr Hund kein Fleisch frißt . . . jedenfalls kein Fleisch fressen soll. Aber was wollte Inger dann mit den Essensresten? Sie hatte in der Bar gesagt, das sei für den Hund, und warum sollte sie da lügen?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte Robertson.
    Harry sah, daß Robertson auf die Uhr schaute. Seine Vorstellung sollte wohl gleich beginnen.
    »Nur eine letzte Frage, Robertson. Was wissen Sie über Evans White?«
    Robertson drehte sich zu ihm um und schaute ihn mit wäßrigen, hellblauen Augen an. Lag da eine Spur von Furcht in seinem Blick?
    »Herzlich wenig«, sagte Robertson.
    Harry gab auf. Er war nicht großartig weitergekommen. Inseinem Inneren kochte eine Lust zu jagen und zu fangen, aber das Ganze schien ihm immer wieder durch die Finger zu gleiten. Verdammt noch mal, in ein paar Tagen würde er ohnehin auf dem Weg weg von hier sein, aber auch der Gedanke daran besserte seine Laune merkwürdigerweise kein bißchen.
    »Was Sie von den Zuschauern gesagt haben«, begann Robertson, »es wäre mir wichtig, daß Sie . . .«
    »Ich werde Ihre Vorstellung nicht kaputtmachen, Robertson. Ich weiß, daß diejenigen, die kommen, sicher etwas davon halten.« Er warf einen Blick in seine Zigarettenschachtel, nahm eine Kippe heraus und steckte das Päckchen mit den restlichen Zigaretten in Josephs Jackentasche. Dann stand er auf.
    »Ich hab die Nummer meiner Witwe jedenfalls geschätzt !«
     
    Wie gewöhnlich herrschte im Albury gute Stimmung. In voller Lautstärke lief »It's Raining Men«, und auf der Bühne standen drei Jungs, die alle nur eine lange Stola und sonst keine weiteren Kleidungsstücke trugen. Das Publikum grölte und sang mit. Harry blieb stehen, um einen kurzen Blick auf die Show zu werfen, bevor er zu Birgitta an die Bar ging.
    »Warum singst du nicht mit, handsome?« fragte ihn eine wohlvertraute Stimme. Harry drehte sich um. Otto trug heute nicht seine volle Montur, sondern ganz einfach ein ausgeschnittenes, rosa Seidenkleid. Die zarte Andeutung von Mascara und Lippenstift ließ aber erkennen, daß er trotz allem mit seinem Äußeren einverstanden war.
    »Ich habe wohl kaum die Stimme dafür, Otto, tut mir leid.«
    »Puh, ihr Skandinavier seid alle gleich. Ihr könnt einfach nicht aus eurer Haut, bevor ihr nicht so viele Drinks intus habt, daß ihr ohnehin nicht mehr in der Lage seid zu . . . ach du weißt schon, was!«
    Harry lächelte über Ottos gesenkte Augenlider.
    »Flirte nicht mit mir, Otto. Ich bin verloren.« »Hoffnungsloser Hetero, was?«Harry nickte.
    »Laß mich dir wenigstens einen Drink spendieren, handsome. Was willst du?« Er bestellte einen Grapefruitsaft für Harry und eine Bloody Mary für sich. Sie stießen miteinander an, und Otto kippte die Hälfte seines Drinks in einem Schluck hinunter.
    »Das einzige, das gegen Liebeskummer hilft«, sagte er und kippte den Rest hinterher, schauderte, bestellte einen neuen Drink und fixierte Harry mit seinem Blick. »Du hast also noch nie Sex mit einem Mann gehabt? Und auch noch nie davon geträumt?«
    Harry drehte das Glas in seiner Hand herum. »Das kommt darauf an, was du mit träumen meinst. Ich würde das wohl eher einen Alptraum nennen.«
    »Aha, da haben wir es!« Otto wedelte mit seinem Zeigefinger. »Du hast dir im Schlaf also schon diese Frage gestellt! Auch du kannst dein Unterbewußtsein nicht betrügen, handsome. Ich seh doch in deinen Augen, daß du das in dir hast. Die Frage ist bloß, wann es aktiviert wird.«
    »Ich habe schon immer darauf gewartet, daß jemand den Schwulen in mir weckt«, erwiderte Harry trocken. »Sorry, aber ich glaub da nicht dran. Das ist doch von Geburt an irgendwie physisch festgelegt. Entweder man ist so oder nicht. Das ganze Gerede über Umwelt und Erziehung ist doch Bullshit!«
    »Was sagst du da? Wo ich doch immer geglaubt habe, meine Schwester und meine Mutter seien an all dem schuld . . .«, rief Otto und faßte sich theatralisch an die Stirn.
    Harry überhörte ihn und fuhr fort:
    »Die Wissenschaftler wissen das, weil man in den letzten Jahren die Gehirnforschung bei Schwulen intensivieren konnte. Aids hat die Verfügbarkeit von Leichen solcher Personen, die

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