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Der Fliegende Holländer

Der Fliegende Holländer

Titel: Der Fliegende Holländer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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als erstes bei Marks und Spencer neue Unterwäsche zu kaufen. Danach sollte sie Montalban aufsuchen und dann …? Nun, wer weiß?
    Ziemlich überrascht und etwas verängstigt dankte sie ihrem neuen Ich, daß es die Sache in die Hand genommen hatte, und trank den Tee aus. Was auch immer in sie gefahren war, es schien, als werde es noch eine Weile dort bleiben, und im großen und ganzen tat es ihr nicht leid.
     
    »Missis Carmody, ist alles fertig?« fragte der Mann. Die elegant gekleidete Frau nickte. »Dann seien Sie doch bitte so freundlich, und bringen Sie es rüber. Wir sollten unsere Gäste nicht länger warten lassen.«
    Kurz darauf schob Mrs. Carmody einen altmodischen Teewagen herein, auf dem ein Kuchenständer aus Porzellan und ein silbernes Teeservice standen. Der Mann dankte ihr und fragte sie noch einmal nach ihrer Meinung über die Katze.
    »Nein«, antwortete sie entschieden.
    »Haben Sie vielen Dank«, sagte er. »Würden Sie dann Harvey bitten, unsere Gäste hereinzuführen?«
    Der Mann untersuchte den Kuchenständer und probierte ein Stück von dem Rosinenbrot. Es genügte den Anforderungen. Dann schloß er den Deckel des Spinetts, lehnte sich dagegen und wartete auf die Ankunft seiner Gäste.
    Der Hubschrauberpilot kam als erster herein. Er hatte die Fliegerjacke ausgezogen und betrat den Raum rückwärts; aber nicht etwa aus falscher Bescheidenheit oder einer perversen Veranlagung heraus, sondern damit er die Mündung seiner Pistole ständig auf Dannys Bauchnabel richten konnte. Als nächster kam Danny herein, unmittelbar gefolgt von der Kameracrew. Der Kopilot des Hubschraubers bildete den Schluß; auf den ersten Blick unterschied er sich von seinem Kollegen lediglich darin, daß sein Anzug marineblau und seine Pistole von einem anderen Hersteller war.
    »Nehmen Sie bitte Platz, Gentlemen«, forderte Professor Montalban die Männer auf. »Eigentlich müßten genug Sitzgelegenheiten für alle vorhanden sein. Es tut mir leid, daß Sie ein wenig warten mußten, aber anscheinend hat das Rosinenbrot eine Weile gebraucht, um aufzugehen.«
    Danny, der die letzte Stunde im Keller damit zugebracht hatte, sich die Meinung der Kameracrew anzuhören, war nicht sonderlich beeindruckt. Er mochte sowieso kein Rosinenbrot. Der Pistolenlauf des Piloten deutete an, daß er sich hinsetzen sollte.
    »Danke. Harvey, Neville, bitte versorgt unsere Gäste mit etwas Kuchen und Tee«, sagte der Professor. Der Pilot warf ihm einen mißbilligenden Blick zu und nahm widerwillig einen Teller in die Hand, während sich der Kopilot mit der freien Hand um eine Tasse kümmerte. Der Professor schenkte den Tee ein, wählte ein Stück von dem Rosinenbrot aus und legte es auf den Teller. Die beiden bewaffneten Männer reichten Teller und Tasse an Danny, der aufrichtig versuchte, gute Miene zum bösen Spiel zu machen, was ihm allerdings nur leidlich gelang. Dann wiederholten Harvey und Neville dieselbe Prozedur beim Kameramann, dessen Assistenten und den Tontechnikern. Das alles dauerte eine Weile, und eine Menge Tee landete dabei in der Untertasse.
    Als der Professor das Gefühl hatte, daß der Höflichkeit Genüge getan war, stellte er sich vor. »Meine Name ist Montalban, und dieser Gentleman« – er deutete auf den Piloten – »ist Harvey, und der andere Herr heißt Neville.«
    Das war anscheinend alles, was Danny als Erklärung bekommen sollte, zumindest bis der Professor sein Rosinenbrot hinuntergeschluckt hatte. Danny wartete und zwang sich, die Ruhe zu bewahren und nichts zu unternehmen, was als Feindseligkeit oder Drohung aufgefaßt werden konnte. Unter den gegebenen Umständen fiel ihm das nicht allzu schwer; selbst ein mongolischer Reiter hätte seine Probleme gehabt, mit einer Tasse in der einen und einem Teller in der anderen Hand eine drohende Geste zu machen. Vermutlich hätte er sogar schon Schwierigkeiten gehabt, den Kuchen zu essen oder den Tee zu trinken.
    »Und das hier«, sagte der Professor schließlich, »ist meine persönliche Assistentin, Missis Carmody. Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Reise.«
    Danny nickte zurückhaltend. Die Arme schmerzten ihm vom Halten der Teetasse und des Tellers, aber Harveys Pistole zeigte noch immer auf ihn.
    »Mister Bennett«, wandte sich der Professor an Danny, »ich muß mich dafür entschuldigen, Ihnen auf diese Art unnötige Umstände zu bereiten, aber bis zu einem gewissen Grad sind Sie dafür selbst verantwortlich …« Der Professor legte eine kurze Kunstpause ein und

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