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Der Fliegenfaenger

Der Fliegenfaenger

Titel: Der Fliegenfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willy Russell
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dass es meiner Mam gut geht, dann weiß ich, dass sie glücklich ist.
    An jenem Samstagabend sang sie sogar vor sich hin, während sie auf dem Küchentisch Teig knetete. Es war »I’m not in Love«, dieser alte Song von 10 CC. Meine Mam liebt diesen Song. Und ich war glücklich, weil sie glücklich war. Als ich durch die Küche ging, um mir ein Glas Wasser zu holen, hielt sich meine Mam sogar das Wellholz vor den Mund, als wär es ein Mikrophon! Das war einer dieser entsetzlich peinlichen Momente, die man eben immer wieder mal mit seiner Mutter erlebt und bei denen sich einem der Magen zusammenkrampft. Aber Gott sei Dank passierte es in unsrer kleinen Küche, sodass diese hochnotpeinliche Entgleisung meiner Mam niemand mitbekommen hat. Und da es mich freute, dass meine Mam glücklich war, lächelte ich sogar ein bisschen.
    Sie hörte auf zu singen und starrte mich neugierig an. »Na so was, Raymond«, sagte sie, »hab ich recht gesehen – du lächelst? Oder hast du bloß ein bisschen geschnuppert?«
    Ich sagte: »Dieser Song, den du da gerade gesungen hast. Der ist damals in den Strawberry Studios aufgenommen worden. Das war auch das Studio der Smiths.«
    »Ich liebe den Song«, sagte meine Mam und bekam beim Weitersingen einen ganz verträumten Blick. Dann drückte sie den Teig in die Form und sagte: »Aber das ist nicht deine Art von Musik, oder, Raymond?«
    Ich zuckte nur die Achseln. »Klingt gar nicht so schlecht«, sagte ich. »Gefällt mir eigentlich ganz gut.«
    Meine Mam starrte mich überrascht an. »Im Ernst?«, fragte sie. »Ehrlich?« Und ich merkte, dass ihr meine Zustimmung zu einem Song, den sie liebte, wahnsinnig wichtig war.
    »Ja«, sagte ich. »Ist ganz okay. Nicht gerade supertoll, aber okay. Irgendwie ganz witzig, dass immer alles andersrum gemeint ist.«
    Da glitt ein reizendes Lächeln über das Gesicht meiner Mam und sie schloss die Augen und sagte voller Leidenschaft: »Oh, ich finde es wunderbar! Ich finde es wunderbar, wie er ihr dauernd sagen will – wie er ihr dauernd sagen will, dass er nicht in sie verliebt ist, und dabei ist er so … dabei ist er so wahnsinnig in sie verliebt, dass er fast umkommt!«
    Bei diesen Worten strahlten die Augen meiner Mam vor lauter Glück über so etwas Trauriges. Ich dachte schon, dass ihr jetzt gleich die Tränen übers Gesicht laufen würden, aber sie stieß nur einen Seufzer aus – einen tiefen, traurigen, zufriedenen Seufzer – und verstrich die gequirlten Eier auf dem Apfelkuchen.
    »Weißt du, was das bedeutet, Raymond«, sagte sie, »wenn dir plötzlich die Musik gefällt, die sich deine Eltern früher mal angehört haben?«
    Mir tat schon Leid, dass ich was zu diesem bescheuerten 10-CC-Song gesagt hatte; ich hätte ja sagen können, dieser eine Song sei ganz okay, aber jetzt musste ich mir doch hoffentlich nicht diese scheiß Bee Gees oder diesen bescheuerten Leo Sayer oder sonst irgendwas von dem seichten Mist anhören, auf den meine Mam nun mal steht.
    »Es bedeutet, Raymond«, sagte meine Mam, »dass du … langsam erwachsen wirst.«
    Sie stand da und lächelte mich stolz und glücklich und zufrieden an.
    Fast wär mir rausgerutscht, dass ich überhaupt keine Lust hätte, erwachsen zu werden. Aber mit so was wollte ich meiner Mam nicht ihre frohe Stimmung verderben. Also meinte ich bloß: »Ich geh dann mal wieder in mein Zimmer, Mam.«
    Doch plötzlich sagte sie: »Hey! Warum holst du nicht einfach mal ein paar von deinen Platten und spielst sie mir vor? Du hörst sie ja sonst immer nur in deinem Zimmer!«
    Ich zuckte die Achseln und sagte: »Ich dachte, so was gefällt dir nicht.«
    »Woher soll ich denn wissen, ob es mir gefällt?«, meinte sie. »Du lässt mich ja nie zuhören, jedenfalls nicht richtig. Ich hör es immer nur durch deine Zimmertür. Wer weiß, vielleicht würden mir deine Platten ja gefallen? Immerhin gefällt dir meine Musik, warum soll mir nicht auch deine gefallen? Weißt du was, Raymond? Ich schieb jetzt den Kuchen in den Ofen und dann setze ich mich zu dir und höre sie mir an, diese … wie heißen sie noch mal?«
    »The Smiths«, sagte ich.
    »The Smiths«, sagte sie. »Wir setzen uns zusammen und hören uns The Smiths an.«
    Ich war skeptisch, äußerst skeptisch. Aber mir war klar, dass meine Mam sich wahnsinnig über diese Mutter-Sohn-Gemeinschaft freute und sie unbedingt weiter ausbauen wollte. Und ich wollte sie einfach nicht traurig machen. Also wischte ich meine Zweifel beiseite, ging in mein Zimmer und

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