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Der Fliegenfaenger

Der Fliegenfaenger

Titel: Der Fliegenfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willy Russell
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Zölibatär« bist. Das fand ich klasse. Ich wünschte, ich könnte von mir das Gleiche sagen, doch bisher fällt mir der Teil mit dem »zölibatär« leichter als der mit dem »abfallen«. Aber ich mache mir nicht allzu viele Gedanken drüber. Ich hab meine Morrissey-Platten und meine Smiths-Platten und mein Buch mit Oscar-Wilde-Zitaten.Und ich schreib meine Texte und das ist mir total wichtig. Und weißt du, was mir aufgefallen ist, Morrissey, wenn ich was über andere Schriftsteller gelesen oder mir Interviews angehört hab? Viele von ihnen sagen das Gleiche – dass Schreiben letzten Endes besser ist als Sex. Also, wenn das stimmt, geht’s mir super.

    Mit freundlichen Grüßen
Raymond Marks

Aus dem Songbook von
Raymond James Marks
    Hinter der Einkaufspassage am Zaun,
riesig hoch und mächtig breit,
steht ein uralter Kastanienbaum
wie aus einer anderen Zeit.
Ich warf einen Stock nach einem Ast,
damit’ne Kastanie runterfällt.
Der Stock fiel herab, erschlug mich fast,
da war mir der Tag vergällt.
Ich nahm den Stock und brach ihn entzwei
und es donnerte schon ganz nah,
als ich sie sagen hörte: »Ray!«,
und ihre Kastanienaugen sah.
Sie sagte sanft: »Versuch’s nicht mehr,
vergebliche Liebesmüh.
Komm Ende Oktober wieder her,
Mitte Juni ist viel zu früh.«
Ich griff nach ihr, sie war ganz nah,
ich griff ins Leere, obwohl ich sie sah,
obwohl ich es ganz genau wusste, ja,
ich weiß , sie war da.
Und so verlegte ich mich aufs Warten,
bis die Schwalben ihre Nester bauten,
bis Schmetterlinge im Sturm erstarrten
und welke Blätter sich im Rinnstein stauten.
Dann ging ich heiter und bereit
zurück zu dem Kastanienbaum,
fand aber nichts! Nur Einsamkeit
wie in einem düsteren Traum.
Das Herz blieb mir beinah stehn,
ich war trauriger als ein Zirkusclown;
Denn was bekam ich zu sehn?
Die hatten den Baum umgehaun!
Ich wandte mich ab wie der Sieger,
dem man den Kampfpreis versagt,
obwohl er gekämpft wie ein Tiger,
und der sich jetzt bitter beklagt.
Alles begann ich zu hassen
wie ein mürrischer Trauerkloß,
wie Deirdre (von Ken Barlow verlassen),
und ich rannte einfach los.
Ich rannte bis an ein Gewässer,
Rochdale-Kanal genannt;
ich machte Schluss, das war besser,
ich war völlig ausgebrannt.
»Morgen« klang für mich öde und hohl,
bald hieß es »in memoriam«.
Ich sagte leise Lebewohl
zu Oscar Wilde und meiner Mam.
Ich watete in das eiskalte Nass,
überall rostiger Schrott,
da hörte ich jemand rufen: »Was
macht denn dieser Dummkopf? O Gott!«

    Es wurde ganz still, und ich sank wie ein Wrack
in dem dunklen, kalten Sog,
als mich plötzlich jemand am Anorak
aus dem eisigen Wasser zog.
Mein Bett stand in einem weißen Raum,
Licht brannte die ganze Nacht
und jemand sagte, den hat wohl auch
irgend was um den Verstand gebracht.
Ich rief empört: Entlasst mich doch!
Hört mal, das ist nicht fair!
Meinen Verstand, den hab ich noch,
nur meine Kastanien nicht mehr!
Ich erklärte ihnen den Sachverhalt
und gebärdete mich wie toll.
Sie sagten: »Der ist total durchgeknallt«,
und pumpten mit Pillen mich voll.
Sie sagten: »Damit es dir besser geht«,
doch mein Hirn wurde zu Matsch,
und ich saß vor dem Fernseher auf dem Bett
und glotzte irgend’nen Quatsch.
Greisenhaft schlurfte ich durch den Park,
mühsam, als hätte ich Schmerzen,
vom Kummer getroffen bis ins Mark,
im Klub der gebrochenen Herzen.

    Winter und Frühling gingen vorbei,
auch den Sommer bekam ich kaum mit,
denn entweder war mein Hirn weich wie Brei
oder mürbe wie Biskuit.
Doch dann kam herbstliches Wetter
und ich schlurfte ermattet durchs Laub.
Da war mir, als riefen die Blätter:
»Schau her, du! Hey, bist du taub?«
Ich sammelte meinen Willen,
hob den Kopf und glotzte stier,
und durch den Nebel aus Pillen
sah ich dies hier vor mir:
von einer goldnen Galeone den Bug,
groß wie ein Kastanienbaum.
Erst hielt ich’s für einen Valiumspuk,
einen Tranquilizertraum.
Doch als ich mich in den Unterarm kniff,
damit ich nicht doch den Verstand verlor,
trat plötzlich hinter dem mächtigen Schiff
das kastanienäugige Mädchen hervor.
Sie umschlang mich und flüsterte leise:
»Vertrau mir jederzeit,
wenn du niemals an mir zweifelst,
ist die Rettung nicht mehr weit.«
Ich versprach es ihr leise ins Ohr –
da versank ich in brennendem Schnee.
Flammen schlugen empor
wie ein Horrortrip auf LSD.
In eine Peitsche verwandelte sich
das Mädchen und schlug mich frech,
und als ich nicht losließ, verletzte sie mich
als scharfes, schartiges Blech.
Sie riss mir blutige

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