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Der Fliegenfaenger

Der Fliegenfaenger

Titel: Der Fliegenfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willy Russell
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Aber Oscar Wilde war nie dick, nicht innerlich. Und ich war auch nie dick, jedenfalls nicht innerlich. Und wahrscheinlich war das einfach so eine Phase, die Oscar Wilde durchgemacht hat, und er konnte nichts dafür, genauso wenig wie ich. Moby Dick haben sie mich damals genannt! Als wir nach Wythenshawe zogen, steckten sie mich in diese Gesamtschule, wo ich keinen kannte, und es war auch noch mitten im Schuljahr. Ich kam ins Klassenzimmer, und Steven Spanswick hob den Kopf und sagte: »Verdammte Scheiße – da kommt Moby Dick!«
    Und die ganze Klasse brach in Gelächter aus, sogar der Lehrer!
    Aber das lässt mich jetzt kalt – Spegga Spanswick und Barry Tucknott und Mustapha Golightly und dieser ganze Haufen. Lauter Witzfiguren! Eigentlich bin ich ihnen sogar dankbar. Wegen Typen wie Steve Spanswick und Jackson und solchen Trotteln hab ich damals nämlich meinen ersten Song geschrieben, »Lässt mich kalt«. Der Text ging so:
    Lässt mich kalt
Wenn ihr mir eine knallt
Wenn ihr auf meine Nikes rotzt
Oder mir auf mein Skateboard kotzt
Lässt mich kalt
Lässt mich kalt, wenn ihr mich überfallt
Euer Schrott in meinen Ohren schallt
Lässt mich kalt
Wenn ihr mich blöde Fettsau nennt
Euren Ball in meine Eier brennt
Lässt mich kalt
Mir geht so was nicht nah
Denn ich bin gar nicht da
Lässt mich kalt
    Im Rückblick kommt mir das schrecklich belehrend und irgendwie allzu simpel vor. Es ist wirklich total peinlich, vorhersehbar und epigonal. Aber schließlich muss jeder Künstler mal irgendwo anfangen, und entscheidend ist doch, dass ich überhaupt angefangen hab, selbst zu schreiben, egal mit was für Texten. O Scheiße, was will Speckfresse denn jetzt schon wieder von mir …?

Später,
hinten im Lastwagen
eines Teppichlegers,
irgendwo in den Penninen
(wie mir scheint)

    Lieber Morrissey,

    ich könnte immer noch vor Scham im Erdboden versinken. Ich kam gar nicht schnell genug aus der Raststätte raus!
    Diese Bodenleger fahren nach Halifax und haben gesagt, sie würden mich dort absetzen. Ich weiß nicht mal, ob Halifax auf dem Weg liegt, aber ich wär überallhin mitgefahren, bloß um von der Raststätte wegzukommen.
    Ich bin froh, dass das Ganze wenigstens dort passiert ist, wo alle Leute nur auf der Durchreise sind, und dass ich sie deshalb hoffentlich nie wiedersehe!
    Da ich ja meinen Walkman aufhatte und an dich schrieb, war mir völlig entgangen, dass das Fettmonster etwas zu mir sagte. Als ich dann den Kopfhörer abnahm, schrie er: »Hey! Schau mal! Schau mal!«
    Mein Blick folgte seinem ausgestreckten Zeigefinger. Und da sah ich sie an der Selbstbedienungsmüslitheke stehen. Sie lächelte mich an und winkte mir kurz zu. Und obwohl ich normalerweise nicht so leicht lächle, konnte ich einfach nicht anders und lächelte zurück; denn ich war ihr zwar erst ein einziges Mal am Altglasbehälter an der Bushaltestelle Failsworth Boulevard begegnet, aber ich hatte es nie vergessen, das Mädchen mit den Kastanienaugen. Ich kannte sie nicht und sie kannte mich nicht. Wir standen da in der Schlange, die auf den Bus wartete – sie fast ganz vorn und ich ganz hinten. Erst war ich ein bisschen geschockt, als sie mir einfach so zunickte. Ich muss wohl ziemlich ratlos ausgesehen haben, denn sie lächelte erneut und machte ihre Jeansjacke auf, damit ich ihr T-Shirt sehen konnte. Und jetzt begriff ich. Und lächelte zurück. Sie trug genau das gleiche T-Shirt wie ich! Das gleiche, das ich auch heute trage, das, wo man vorn das Bild von Edith Sitwell sieht und hinten Morrissey draufsteht. Es ist immer toll, wenn man einem andern Morrissey-Fan begegnet. Auch wenn man die Person noch nie gesehen hat, weiß man doch, es gibt etwas Wichtiges, das man mit ihr teilt. Sie rief mir vom vorderen Ende der Schlange etwas zu und zwar: »Wo hat Morrissey seine Tasche verloren?«
    Ich lachte. Und sagte: »Das ist ganz leicht: Newport Pagnell!«
    Da lachte sie auch und alle Leute in der Schlange starrten uns an, als seien wir bescheuert oder gehörten zu diesen dekadenten, drogenbenebelten Randalierern, über die ständig in der Failsworth Fanfare berichtet wird. Aber das ließ mich kalt. Ließ uns kalt. Wir waren Morrissey-Fans!
    Ich sagte: »Für welchen Job hat er sich beim CVJM beworben?«
    Sie lachte wieder und sagte: »Das ist doch kinderleicht! Als Rückenschrubber.«
    Wir amüsierten uns prächtig an der Bushaltestelle, ich und das Mädchen mit den Kastanienaugen.
    »Was hatte Morrissey bei sich«, fragte sie, »als er ins Palace

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