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Der Fliegenfaenger

Der Fliegenfaenger

Titel: Der Fliegenfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willy Russell
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ziehen uns auf und machen Witze – wir seien ja wie Töpfchen und Deckelchen, wie siamesische Zwillinge, und wenn man wissen wolle, wo Jo steckt, dann müsse man nur nach Raymond suchen – und umgekehrt.
    Wie du siehst, Morrissey, sind ihre Scherze nicht besonders geistreich. Aber Ralph hat ganz Recht, wenn er sagt, dass es sehr nette Leute sind. Und deshalb lächeln Jo und ich nur drüber und lassen sie in dem Glauben. Wir sind einfach gern zusammen. Zum Beispiel bleiben wir manchmal beide die ganze Nacht auf und arbeiten Seite an Seite am Tisch in der Scheune, oder wir sitzen abends auf einem Sofa im Gemeinschaftsraum und reden so lange miteinander, bis wir einschlafen. Als Ralph mal eines Morgens zum Frühstück runterkam, fand er uns dort beide zusammengerollt. Aber er hat uns nicht geweckt. Er hat uns nur zugedeckt.
    Vorhin hab ich gesagt, Ralph wisse es nicht. Aber manchmal frag ich mich, ob er es sich nicht vielleicht doch zusammengereimt hat und sich einfach nie was anmerken lässt. Keine Ahnung. Ich wär ja selber nicht drauf gekommen.
    Als ich sie sah, am ersten Nachmittag, nachdem Ralph gesagt hatte, ich könne bleiben, machte es mich kein bisschen befangen, dass Ralph mich gebeten hatte, mich mit ihr zusammenzutun. Ich tat Ralph einfach nur einen Gefallen.
    Obwohl es schon fast Abend war, hielt ich mich immer noch lieber im Schatten auf. Ich saß unter der Buche und wollte etwas in mein Songbook schreiben, da kam sie über den Rasen auf den Torbogen zu, der aus dem Garten zum Pfad hinausführt.
    Ich glaub, sie sah mich erst, als ich aufstand. Ich fragte sie: »Welcher Gegenstand, den die heilige Johanna bei sich trug, zerschmolz in den Flammen?«
    Sie sah mich an. Zögernd, unsicher, ratlos. Aber dann lächelte sie und sagte: »Ein Walkman natürlich!«
    Ich zuckte die Achseln. »Tut mir Leid«, sagte ich. »Das war zu leicht.« Dann fragte ich lächelnd. »Stehst du immer noch auf ihn?«
    Sie nickte etwas unentschieden und sagte: »Ja, irgendwie.«
    Wir standen da und nickten. Und es war komisch, obwohl sie mich nicht gefragt hatte, ob ich spazieren gehen wolle, und obwohl ich sie nicht gefragt hatte, ob ich sie begleiten dürfe, traten wir plötzlich nebeneinander durch den Torbogen und gingen den Pfad entlang, und ich fragte sie, was für Sachen sie schreibe und wer ihre Lieblingsschriftsteller seien.
    Sie sagte, sie möge alle möglichen Leute, aber vor allem Kit Wright, Liz Lochhead und Carol Ann Duffy.
    Ich nickte. Von denen hatte ich noch nie gehört.
    »Aber zurzeit«, fuhr sie fort, »möchte ich lieber nicht so viel von ihnen lesen, weil ihre Stimmen so laut und kräftig sind.«
    Ich runzelte die Stirn. »Wie meinst du das?«, fragte ich.
    Sie zuckte die Achseln. Wir kamen an den ausgetrockneten Sümpfen vorbei, wo ich am Abend zuvor mit Ralph gegangen war.
    »Ich meine das so«, sagte sie, »na ja, … ich meine das so, dass ich im Moment … irgendwie … meine eigene Stimme finden möchte. Aber die ist noch nicht stark genug. Und wenn ich Kit Wright oder Duffy lese, dann kommt es mir vor, als würd ich von ihren starken, mächtigen Stimmen übertönt … und obwohl ich es gar nicht will, spreche ich dann nicht mit meiner eigenen Stimme, sondern parodiere bloß ihre Stimmen.«
    Sie nickte. »Tut mir Leid«, sagte sie. »Das klingt wahrscheinlich nicht besonders einleuchtend.«
    »O doch!«, erwiderte ich. »Das klingt sogar sehr einleuchtend! Ich hab nämlich mal Songs geschrieben, und es hat eine Ewigkeit gedauert, bis mir klar wurde, dass ich nur Mist fabriziert hatte, weil jeder Song nur Secondhand-Morrissey war. Sie haben alle nichts getaugt.«
    Sie sah mich skeptisch an. »Aber doch nicht alle «, erwiderte sie. »Doch nicht jeder Song, den du geschrieben hast!«
    Ich nickte.
    »Meinst du nicht, du bist vielleicht ein bisschen zu selbstkritisch?«, fragte sie.
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein«, antwortete ich. »Das wurde mir auch von anderer Seite bestätigt. Gestern Abend hab ich Ralph in der Scheune ein paar von meinen Songs vorgespielt. Und da hat er gesagt, so langweilige Melodien und so grauenhafte Texte hätt er sich bis jetzt glücklicherweise nur selten anhören müssen!«
    Sie runzelte die Stirn. Aber dann lachte sie und sagte: »Das stimmt doch gar nicht! Du ziehst mich nur auf! So würde Ralph seine Kritik nie formulieren. So redet der doch gar nicht!«
    »Ich weiß«, erwiderte ich. »Er war natürlich sehr höflich. Aber das hat er gemeint ! Außerdem war ich sowieso

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