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Der Fluch der Abendröte. Roman

Der Fluch der Abendröte. Roman

Titel: Der Fluch der Abendröte. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leah Cohn
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gekommen waren, schien auch jetzt die Erde zu vibrieren, der Himmel zu brodeln, doch dann verebbte alles in Totenstille. Nur das zertrampelte Gras erinnerte daran, dass sie überhaupt hier gewesen waren, und bei dem Anblick der geknickten Halme konnte ich nichts anderes denken, als dass sie nie wieder nachwachsen würden. Erst jetzt ging mir auf, dass Marian seinem Vater und Großonkel gefolgt war und es keine Gelegenheit mehr gegeben hatte, mich von ihm zu verabschieden. Meine Knie gaben nach, gerade noch rechtzeitig fing Nathan mich auf. Ich verharrte nicht lange in seiner Umarmung, sondern riss mich los und wandte mich wieder Aurora zu.
    Ihr Gesicht waren leichenblass, aber ihre Brust hob und senkte sich leicht.
    Ich hatte gewusst, dass sie nicht tot war, ich hatte es die ganze Zeit gewusst, und doch wurde mir schwindlig vor lauter Erleichterung.
    »Du hast nur behauptet, sie wäre tot, um sie loszuwerden«, stieß ich aus.
    Cara nickte. »Aber ich denke nicht, dass die Alten mir wirklich geglaubt haben. Meinem Gefühl nach sind sie ein bisschen zu schnell gegangen. Es könnte auch ein taktischer Zug gewesen sein – auf beiden Seiten. Sie haben gewusst, dass sie bei einem Kampf viele ihrer besten Leute verloren hätten, und haben darum mein Spiel mitgespielt. Um ab jetzt nach anderen Mitteln und Wegen zu suchen, Aurora habhaft zu werden, sie nach Gutdünken zu beeinflussen und ihre Macht im Krieg zu nutzen.« Sie hob den Kopf, schien ihre grünen Augen förmlich in mich zu bohren. »Wir müssen Aurora von hier wegbringen. So schnell wie möglich.«
    »Ja, so schnell wie möglich«, echote ich.
    »Sophie«, Cara hob ihre Hand und legte sie auf meine Schulter. Ein Kribbeln ging durch meinen Körper, warm und beruhigend. »Was ich meine, ist: Es genügt nicht nur, sie einfach von hier wegzubringen. Ihr müsst Hallstatt verlassen.«
    Es dauerte lange, bis mich ihre Worte wirklich erreicht hatten, und selbst dann lösten sie noch kein Entsetzen aus. Immer noch fühlte ich mich wie in einem Niemandsland, in dem es ohnehin nichts gab, was an die vertraute Heimat erinnerte. Erst als Nathan mit Caras Hilfe Aurora hochhob und etwas Farbe in ihr Gesicht zurückkehrte, trafen mich ihre Worte mit ganzer Wucht. Die Villa … mein Zuhause … das friedliche Leben, das Nathan, Aurora und ich dort geführt hatten … vorbei … für immer vorbei. Wir würden von nun an Flüchtende, Gejagte sein.
    »Wohin sollen wir gehen?«
    Cara antwortete nicht, aber ich wiederholte die Frage nicht noch einmal. Ich hatte Mia entdeckt, die sich immer noch hinter einem der Bäume versteckte. Sie war schreckerstarrt und verstummt. Als ich auf sie zutrat, schluchzte sie trocken auf, aber einen anderen Laut brachte sie nicht hervor. Ich hatte keine Ahnung, ob sie sich je wieder von diesen Ereignissen erholen würde, aber immerhin ließ sie sich von mir dazu bewegen, mir die Hand zu geben und sich von mir mitziehen zu lassen. Nathan war mit Aurora schon vorausgeeilt, Cara drehte sich sichtlich ungeduldig nach uns um.
    »Beeilt euch! Es … es kann nicht schnell genug gehen.«
    Ich beschleunigte meinen Schritt, erleichtert, dass Mia sich meinem Griff nicht widersetze – doch dann blieben wir plötzlich alle gleichzeitig stehen: Nathan mit Aurora, Cara, Mia und ich.
    Wir waren den Berg hinuntergegangen, hatten einen breiteren Weg erreicht, der direkt auf Hallstatt zuführte – und stießen hier auf … ihn.
    Alle Nephilim hatten dem Befehl ihrer Alten gehorcht und sich zurückgezogen. Außer Caspar, der vor uns auf einem Stein saß.
     
    Bestimmt hatte er mit Absicht hier auf uns gewartet, doch er blickte uns mit einem überraschten Lächeln entgegen, als wäre es ein netter Zufall, liebe, alte Bekannte wiederzutreffen. Er lachte leise auf, als er Aurora sah, doch er kam ihr nicht zu nahe, blieb vielmehr an den Stein gelehnt und verschränkte seine Arme.
    »Sie ist tot!«, spottete er. »Pah! Was bist du dramatisch, Schwesterherz!«
    Erst bei seinem letzten Wort hatte er sich Cara zugewandt, die sich kaum merklich versteifte. Eine Weile funkelten sich die Geschwister an. Caras grüne Augen schienen sich ein paar Töne dunkler zu färben, während in Caspars schwarzen ein kaltes Feuer brannte.
    »Du hast gewusst, dass sie nicht tot ist«, stellte Cara fest, und ich hörte, wie sie darum kämpfte, möglichst kalt und gleichgültig zu sprechen.
    »Pah!«, machte Caspar wieder. »Sie ist mächtig genug, um … so etwas zu überstehen.« Er wedelte

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