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Der Fluch der bösen Tat

Der Fluch der bösen Tat

Titel: Der Fluch der bösen Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Davidsen
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krankhaften Machthunger und seinen Mißbrauch von Geliebten. Unter anderem bestraft er sie, indem er sie zwingt, Schweinefleisch zu essen, wenn sie ihm nicht zu Gefallen sind. Die Iraner wollen sie aus dem Weg räumen, auch wenn sie das offiziell natürlich nicht zugeben.«
    Per lächelte und sagte: »Das ist ein bißchen ironisch, was?«
    »Was ist an dieser Sache ironisch, Per?«
    »So hat Khomeini den Schah unterwandert. Khomeinis Reden zirkulierten auf Kassette. Bei einer Bevölkerung mit vielen Analphabeten ist das sehr effektiv.«
    »Sara Santanda kommt in einem Monat nach Kopenhagen, und du sollst sie beschützen und für die Sicherheit der Veranstaltung sorgen.«
    »Wer lädt sie ein? Der Staat?«
    » Politiken. Deine Kontaktperson ist Lise Carlsen.«
    »Wer ist das?«
    »Verfolgst du die Kulturdebatten nicht, Toftlund?«
    »Nein.«
    Vuldom schüttelte ein wenig den Kopf, als wäre er ein Kind, das seine Hausaufgaben nicht gemacht hatte, aber das war Per egal. Er kümmerte sich um Politik, Wirtschaft, Kriminalität und Sport. Kultur interessierte ihn nicht. Die meisten dänischen Künstler jammerten über die Finanzen und waren anscheinend nur darauf erpicht, ihren Rüssel in die Staatskasse zu stecken und Kronen aufzusaugen. Wenn schon Bücher, mußten es internationale Thriller auf englisch sein, im übrigen ging er lieber ins Kino.
    »Sie ist die Vorsitzende des dänischen PEN. Eine der jüngsten, die es bislang gab, und eine der wenigen Frauen auf der Welt, die diesen Posten innehaben. Sehr tüchtig. Außerdem ist sie Journalistin bei Politiken. In diesem Fall ist sie Gastgeberin.«
    »Aber der Gastgeber entscheidet, oder?«
    »Gastgeber und Gastgeberin müssen zusammenarbeiten, damit sich die Gäste willkommen fühlen. Ist das klar, Toftlund?«
    »Das war ziemlich deutlich.«
    Sie lehnte sich über ihren Schreibtisch, auf dem zwei kleine Stapel wohlgeordneter grüner Klarsichthüllen lagen. Sie dämpfte die Stimme. Per war ganz versessen auf diese Stimme. Sie war tief und ganz verschleiert vor lauter Zigaretten und erinnerte ihn an die Stimme von Lauren Bacall in The Big Sleep.
    »Das ist ein komplizierter Bewachungsauftrag, ich weiß, Per. Zum einen sind die Mittel knapp. Im Spätherbst kommt noch das Gipfeltreffen. Die Planung verschlingt schon Unsummen … Zum andern mußt du damit rechnen, daß der dänische PEN, die Autorin und die Zeitung soviel Öffentlichkeit wie möglich haben wollen. Das ist ja der Sinn der Sache. Aus ihrer Sicht natürlich. Wir dagegen wünschen größtmögliche Sicherheit. Also bring sie in Sicherheit, diese Sara Santanda, Toftlund.«
    »Totale Sicherheit und totale Öffentlichkeit. Das sind unvereinbare Größen.«
    »Es ist deine und Lise Carlsens Aufgabe, sie zu verbinden. Aber wir wollen sie nicht verlieren. Verstanden? Sicherheit geht vor. Erst dann kommt die Presse.«
    »Es gibt noch etwas anderes«, sagte Per.
    Er trank einen Schluck Kaffee. Vuldom wartete. Das war einer ihrer Vorzüge. Sie gab Befehle, legte einen Auftrag fest und ging davon aus, daß er befolgt wurde, aber sie ließ die Leute auch nachdenken, ehe sie antworteten. Sie wünschte gute Antworten, keine flotten Antworten. Per nahm noch einen Schluck und fuhr fort: »Die Politiker werden sauer sein. Es wird einen Mordsaufstand geben …«
    »Und, Per?«
    »Dänemark verdient so ungefähr ein paar Milliarden im Jahr am Export in den Iran. In den Zeitungen gab es Gerüchte über Aufträge für den Eisenbahnbau in Randers. Aus dem Iran. Die Firma ist ja auch ziemlich pleite. Also …«
    »Also: Für diese Sache ist die Polizei nicht zuständig«, sagte Vuldom und blickte demonstrativ auf ihre Uhr. Per ließ ihre Bemerkung stehen. Aber er wußte, daß es sich nicht so verhielt. Wenn sowohl Journalisten als auch Politiker involviert waren, war es vollkommen unwahrscheinlich, daß irgend etwas geheimgehalten werden konnte. Sie lebten davon, sich die Informationen gegenseitig auszusaugen und abzujagen. Die meisten Politiker würden ihre Mutter verkaufen, um zwei Minuten in den Fernsehnachrichten aufzutauchen. Plötzlich wurde ihm klar, daß Vuldom ihm da elegant einen Riesenscheißhaufen in den Schoß gelegt hatte. Er hob den Kopf, aber Vuldom kam ihm zuvor: »Du hast jetzt wahrscheinlich zu tun«, beendete sie die Besprechung.
    In seinem Arbeitszimmer hängte Per Toftlund das Sakko auf einen Bügel und rief John Nikolajsen zu sich. Sie hatten schon mehrfach zusammen gearbeitet, bei wichtigen Veranstaltungen und

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