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Der Fluch der bösen Tat

Der Fluch der bösen Tat

Titel: Der Fluch der bösen Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Davidsen
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als Leibwächter für die königliche Familie und für angereiste Notabilitäten. Sie besaßen gegenseitiges Vertrauen, was auf der ganzen Welt zu den wichtigsten Voraussetzungen für eine funktionierende Zusammenarbeit unter Polizisten gehört. Und John war glücklicherweise nicht für das Gipfeltreffen abkommandiert. Für die Vorbereitung konnten sie noch zwei Mitarbeiter mehr bekommen, und Per bat John, sie in einer Stunde in das Büro im zweiten Stock zu bestellen, das sie vorübergehend als Planungsraum nutzen konnten. Er rief Politiken an und verabredete sich mit Lise Carlsen. Ihre Stimme war weich und angenehm. Hatte sie nicht einen leichten jütischen Akzent? Ob sie so freundlich sei, um drei ins Café Norden zu kommen?
    Dann ging er daran, das Treffen vorzubereiten. Er hatte das eindeutige Gefühl, daß der eine Monat, der ihnen zur Verfügung stand, viel zu schnell vergehen würde.
    Eine gute Stunde später stand er vor seinem Team. Es war nicht groß, aber er war zufrieden damit. Außer John handelte es sich um Bente Carlsen, Mitte Dreißig und eine gute Beamtin und Kollegin, und Frands Petersen, der vielleicht nicht zu den Klügsten auf Erden gehörte, aber methodisch und sorgfältig vorging und die langwierige Nachforschungs- und Überwachungsarbeit mochte. Mit Bente hatte er noch nicht zu tun gehabt, hatte aber nur Gutes von ihr gehört. Per arbeitete gern mit Frauen zusammen. Sie behielten oft einen kühlen Kopf und gaben meist ihr Bestes. Vielleicht mußten sie sich mehr ins Zeug legen als Männer, um vorwärtszukommen. Er wußte es nicht, aber es wurden jedenfalls von Jahr zu Jahr mehr. Es war eine kleine Gruppe, aber das mußte vorläufig reichen. Wenn das Objekt selbst in die Stadt käme, mußte er auf die Unterstützung der Wachabteilung der Kopenhagener Polizei zählen.
    Der Raum war schön groß, durch zwei Fenster fiel die herrliche Augustsonne auf ein paar zerkratzte Schreibtische, einige Rechner und Telefone und einen Overheadprojektor, an den sich Per stellte. Auf eine weiße Tafel hatte er in Rot SIMBA geschrieben. In der Ecke zischte eine Kaffeemaschine, und aus vier Pappbechern dampfte es schon. Sie waren alle in Zivil: Jeans und Hemden, was für alle, die schon mal im Einsatzkommando gearbeitet hatten, beinahe eine Art Uniform war.
    »Okay«, sagte Per. Er streckte sich, stellte den Becher mit dem schwarzen Kaffee ab und legte eine Folie auf den Projektor. Von seinem Kater war nur noch ein schwaches Brodeln im Magen übrig.
    Das Bild zeigte Sara Santanda von vorn. Das runde Gesicht mit dem kleinen schiefen Lächeln, das schwarze, kurz geschnittene, lockige Haar und ein Paar unübersehbare Ohrringe.
    »Das ist das Objekt, Freunde«, sagte Per. »Die Schriftstellerin Sara Santanda, von der wahrscheinlich keiner von euch unkultivierten Leuten je gehört hat. Aber sie hat ein paar Bücher geschrieben, weswegen sie die wahnsinnigen Priester im Iran zum Tode verurteilt haben. Ab sofort heißt das Objekt Simba. So werden wir sie unter uns nennen, in Berichten, Memos und im Computer, comprende? «
    Sie nickten und lächelten. Sie kannten Per. Er plusterte sich gern ein wenig auf und streute hier und da spanische Wörter in seine Rede ein wie kleine Pfefferkörner. Manche hielten das für Protzerei, aber John akzeptierte es, weil er wußte, daß es Pers Art war, eine Aufgabe zu strukturieren. Als müßte Per die Dinge erst einmal ordnen, bevor er sie benennen und im Gedächtnis behalten konnte. Außerdem war er von Spanien und Südamerika geradezu infiziert.
    John sagte lachend: »Verdammt noch mal, wo hast du denn den Decknamen her? Simba! Was kommt als nächstes? Mowgli?«
    Die andern lachten. Bentes Zähne waren etwas schief, und sie hickste ein wenig zu laut, wenn sie lachte, aber vielleicht war sie nur nervös. Bis die Zusammenarbeit endlich angefangen hatte.
    »So hieß mein Hund, als ich klein war«, sagte Per. Was erneutes Lachen hervorrief. Er ließ sie lachen. Es war nur sinnvoll, das erste operative Treffen mit einem ordentlichen Gelächter zu beginnen. Sie würden schon eine gute Mannschaft werden.
    Per hob die Hand.
    »So, jetzt beruhigen wir uns mal wieder. Simba kommt in einem knappen Monat. Sie hat Kopenhagen ausgewählt, um ihr reizendes, kleines Gesicht zu zeigen, nachdem sie ein Jahr im Untergrund leben mußte. Die Kollegen in London passen rund um die Uhr auf sie auf. Sie ist Schriftstellerin und deshalb bestimmt meschugge. Sie möchte von dänischen Autoren und Journalisten

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