Der Fluch der bösen Tat
umgeben sein. Und wie ihr alle wißt, sind die unglaublich nervig und haben nicht die leiseste Ahnung von Sicherheit.«
Bente räusperte sich, und Per schwieg und schaute sie freundlich an.
»Bitte, Bente.«
»So viele rabiate Muslims haben wir in Dänemark ja nicht. Wir haben ein waches Auge auf die Zelle des Ägypters. Wir wissen, mit wem er verkehrt. Und die meisten Muslims im Lande würden uns zweifellos behilflich sein, das heißt, wenn wir die wenigen radikalen überwachen, dann …«
»Wir nehmen uns nicht nur die Fanatiker vor.« Per nahm einen Stift und warf ihn von einer Hand in die andere.
»Die Heiligen dürfen zu Allah in den Himmel, wenn sie sie umlegen. Das ist ihre Droge. Aber der Staat Iran gibt auch uns Ungläubigen eine Chance. Die Belohnung für den, der Simba kaltmacht, beträgt vier Millionen amerikanische Dollar.«
Die Reaktion seiner Kollegen gefiel ihm. Sie schauten sich an, sie pfiffen durch die Zähne. Die Summe gab ihnen zu verstehen, daß sie vor einer wichtigen, großen Aufgabe standen.
»Ja. Das ist verlockend, nicht?« sagte er. »Für die Profis genauso wie für die Gelegenheitskiller. Für jeden, der in die Nähe der kleinen Simba kommt.«
Per drehte sich zur Tafel um und sagte, während er die wichtigsten Punkte aufschrieb: »Wir müssen konspirative Wohnungen beschnüffeln. Wir müssen eine Strecke vom Flughafen zur KW ausgucken, eine Alternativroute und den Transport von der Wohnung zur Pressekonferenz, und schließlich einen passenden und sicheren Ort für die Pressekonferenz, und wir müssen, da können die Presseleute noch so fiepen oder trällern, alle, die Simba treffen wollen, strengster Kontrolle unterziehen. Comprende? «
»Was für Mittel stehen uns zur Verfügung?« Die Frage stellte wieder Bente. Sie wollte von Anfang an sichergehen, mit an Bord zu sein.
»Nie genug. Nicht wie bei einem Staatsbesuch«, antwortete Per. »Die Hauptsache ist: Simbas Besuch zu verheimlichen. Ins Land mit dem Baby. Pressekonferenz. Wieder raus. Operation Ende.«
»Okay«, sagte Bente.
»Nun bring ihn schon, Per!« sagte Frands. Er war ein etwas zu kräftiger Typ, der seinen Bauch nur noch mit Mühe einziehen konnte. Aber er sah so aus, als würde er bald aufgeben und den Bauch über den Gürtel hängen lassen.
Per lachte, richtete sich auf und sagte mit gespieltem Pathos: »Der Secret Service hat Kennedy verloren. Reagan wurde getroffen. Wir haben nie jemanden verloren. Simba soll nicht die erste sein!«
John und Frands trampelten vor Begeisterung auf den Boden und grölten vor Lachen. Bente schien Schwierigkeiten zu haben, das besonders witzig zu finden.
»Nun sind wir ja auch in Dänemark«, sagte sie.
Per sah sie an.
»Eben, Bente. Rein statistisch kann es eigentlich nicht mehr so gut weitergehen. Also … vamos! «
Per Toftlund fand einen Parkplatz am Gammel Strand. Er fütterte die Parkuhr und ging am Kanal entlang. Die Leute saßen auf dem Kai, ließen die Beine baumeln und tranken Bier und Cola. Er war früh dran, mit Absicht. Über der Stadt lag der schwere Duft eines stickigen Sommers, die Mischung aus Smog und Sonne und Essen und Bierdünsten von Restaurantterrassen und aus offenen Küchentüren. Die Arme und Beine der Radfahrer changierten zwischen rot und braun. Er schlenderte zu dem Café und suchte sich drinnen einen Platz in der hintersten Ecke, damit er den Eingang überblicken konnte. Er holte sich an der Bar eine Tasse Kaffee und schaute wie verabredet ins Ekstra Bladet.
Er entdeckte sie sofort. Sie hatte einen suchenden Gesichtsausdruck, aber sie wäre ihm auch sonst aufgefallen. Sie hatte ein schönes Gesicht und einen attraktiven Körper, aber das war nicht alles. Das haben viele Frauen. Ihm gefiel, wie sie den Kopf hob und das helle Haar zurückwarf und wie sie die Füße geschmeidig und leicht auf den Boden setzte. Aus dem leichten Sommerrock ragten schöne Beine und sie benutzte nicht viel Make-up. Er veranschlagte sie auf etwa dreißig, vielleicht etwas älter. Wahrscheinlich würde sie so aussehen, bis sie vierzig war. Wenn sie nicht zufällig einen schwierigen Charakter hatte, würde es ein Vergnügen sein, mit ihr zusammen zu arbeiten.
Er bemerkte ihre Unsicherheit, als sie das Café betrat, obwohl sie eigentlich wie der Typ Frau aussah, der in den angesagten Cafés der Kopenhagener Szene aus- und einging. Aber hier schaute sie sich suchend um, als ob es ihr unangenehm wäre, auf einen ihr Unbekannten zu warten. Als wäre sie überhaupt das
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