Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch der bösen Tat

Der Fluch der bösen Tat

Titel: Der Fluch der bösen Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Davidsen
Vom Netzwerk:
warm.«
    »Okay.«
    »Unterm Sitz ist eine heiße Sache.«
    »Verstanden. Ich lasse es abholen.«
    Vuk reichte ihm die Schlüssel und schwang den Rucksack über die rechte Schulter.
    » Bon voyage « , sagte die Schlange.
    » Merci « , sagte Vuk und ging in die Abfertigungshalle.
    Vuk schlief im Flugzeug nach Wien und nahm auf dem betriebsamen Wiener Flughafen schnell eine Dusche und rasierte sich, bevor er die halbvolle Maschine nach Warschau bestieg. Er aß ein Brötchen mit etwas Käse und schlief wieder. Die Paßkontrolle in Warschau war etwas gründlicher, als er erwartet hatte, aber sein Flugzeug kam gleichzeitig mit einer SAS-Maschine aus Kopenhagen an. Vuk verließ seine Warteschlange und stellte sich zu den dänischen und schwedischen Geschäftsleuten. Es war merkwürdig, aber auch schön, wieder einmal Schwedisch und Dänisch zu hören. Besonders Dänisch. Es rief viele Erinnerungen hervor, aber er schob sie beiseite und beobachtete lieber konzentriert, mit welcher Sorgfalt sie die Pässe überprüften. Sobald es sich jedoch um skandinavische Pässe handelte, waren sie oberflächlich. Als er an der Reihe war, schaute die Beamtin nur flüchtig auf seinen Paß und in sein Gesicht. Er lächelte sie breit an, und sie konnte nicht anders als zurückzulächeln.
    » Have a nice stay in Poland, Mr. Ericson « , sagte sie.
    » I will try, madam « , antwortete er, nahm seinen Paß und betrat Polen.
    Vuk ging zu den Toiletten. Er suchte sich eine leere Kabine und stellte den Rucksack auf den Boden. Er holte seinen Schminkkasten hervor und einen kleinen Spiegel und färbte mit Pulver sein Haar schwarz. Dann klebte er sorgfältig den Schnurrbart an und setzte sich eine Mütze auf den Kopf. Er packte den Schminkkasten wieder ein und nahm den russischen Paß hervor. Er setzte sich hin und wartete, bis er sicher war, daß alle Passagiere, die mit ihm zusammen gekommen waren, mittlerweile ihr Gepäck geholt hatten und in Richtung polnische Hauptstadt verschwunden waren. Dann kam er heraus und ging zur Bank, wo er Deutsche Mark in polnische Zloty umtauschte.
    Dem Mädchen am Avis-Schalter legte er seinen roten russischen Paß zusammen mit dem russischen Führerschein vor. Die polnische Mitarbeiterin des Autoverleihs schaute ihn zuerst gereizt an, aber dann gewann das Personaltraining doch die Oberhand, und sie schenkte ihm ihr schönstes Avis-Lächeln. Sie war sich natürlich darüber im klaren, daß er als Russe bar bezahlen würde. Die Autoverleihfirmen operierten nur ungern ohne Kreditkarte, aber das Geschäft mit den vielen legalen, aber auch mit den etwas lichtscheueren Russen, die sich in Ost- und Westeuropa bewegten, war so groß, daß man es nicht einfach sausen lassen durfte. Vielleicht ging das eine oder andere Auto dabei verschütt, aber das erledigten die Versicherungen. Paß und Führerschein schienen in Ordnung zu sein, so daß sie sich entschloß, keinen Vorgesetzten zu rufen. Außerdem hatte der Russe nur um ein Mittelklassemodell gebeten. Wenn sie was einsacken wollten, dann waren es immer Luxusmodelle.
    » Cash or credit? «fragte sie trotzdem.
    » Cash « , sagte Vuk und zündete sich eine Zigarette an, während sie das Formular mit den Angaben aus Paß und Führerschein ausfüllte. Als Polin konnte sie die kyrillischen Buchstaben mühelos lesen, aus dem Pflichtunterricht in der Schule konnte sie sicher auch noch einige russische Brocken, aber sprechen wollte sie es nicht. Vuk konnte sie sehr gut verstehen. Einer Versicherung stimmte er zu. Und gab an, er wolle das Auto lediglich zwei Tage nutzen. Er zog, wie es bei den Russen Usus ist, ein zusammengerolltes Bündel Hundert-Dollar-Noten aus der Tasche und zählte ihr das Geld hin. Er bekam die Schlüssel für einen Ford Fiesta, und einige Minuten später fuhr er in südwestlicher Richtung nach Breslau. Herr Ericson war in Polen angekommen und hatte sich jetzt in Luft aufgelöst. Herr Jenikow hatte ein Auto gemietet, obgleich keine Paßbehörde seine Einreise in die polnische Republik registriert hatte. Das war allerdings weniger ungewöhnlich. Es gab einen lebhaften Verkehr von Russen und Ukrainern über die polnisch-ukrainische Grenze. In der jungen galoppierenden Marktwirtschaft, die östlich des ehemaligen Eisernen Vorhangs die Planwirtschaft abgelöst hatte, wurden eben nicht alle Formalitäten immer und überall eingehalten.
    Vuk hielt in einer mittelgroßen Stadt an einem Supermarkt und kaufte Brot, Wurst, Käse, ein paar Äpfel und zwei große

Weitere Kostenlose Bücher