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Der Fluch der Druidin

Der Fluch der Druidin

Titel: Der Fluch der Druidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Jaeckel
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ihr Wasser gelassen hatte.
    »Ich fühle mich orientierungslos«, vertraute sie der Priesterin an, obwohl sie eigentlich gar nicht das Bedürfnis verspürte zu sprechen. Ihr Mund war trocken, in ihren Schläfen bohrten ferne Kopfschmerzen. Sie bekam keine Antwort. Sumelis überlegte kurz, stellte fest, dass sie vindelikisch gesprochen haben musste, war jedoch zu ermattet, um den Satz nochmals in einer anderen Sprache zu wiederholen. Es ruckte, der Wagen fuhr überraschend los. Sumelis klammerte sich an das splittrige Holz und wurde trotzdem auf die Seite geworfen. Ein junges Mädchen eilte herbei. Es drückte der Priesterin einen Becher in die Hand, den Sumelis wiedererkannte. Nicht den Becher, sondern den leicht bitteren Geruch, den der Honig nicht ganz überdecken konnte. Sie hatte schon ein paar dieser Becher zu trinken bekommen. Wie viele? Mindestens drei. Ja, drei – oder mehr? Sie erinnerte es nicht genau. Sie wusste nur, der Trank brachte Träume, Schlaf, Farben, verschwommene Formen. Sie erinnerte sich, einen schönen Traum gehabt zu haben, einmal. Nando war darin gewesen. Er hatte sie geküsst. Sie berührt. Mit ihr geschlafen. War es wirklich nur ein Traum gewesen?
    Sumelis fuhr sich über das gerötete Gesicht. Es musste ein Traum gewesen sein, denn später hatte sie wieder geweint. Einsamkeit und Verzweiflung waren zurückgekehrt und mit ihnen der Krüppel. Er hatte nur ein, zwei Sätze mit ihr gewechselt – was hatte sie ihm gesagt? –, dann war er verschwunden. Sie vermutete, sie hatte ihn nach Nando gefragt. Sie hatte sich vorgenommen, loszugehen und Nando zu suchen, aber sie hatte sich nicht aufraffen können.
    Teilnahmslos starrte Sumelis auf den leeren Becher in ihren Fingern. Diesmal hatte es überhaupt nicht bitter geschmeckt, nur etwas krümelig, süß und fruchtig. Zumindest die letzten Schlucke. Die ersten hatten … bunt geschmeckt.
    Sanft nahm die Priesterin Sumelis den Becher ab, dann half sie ihr, sich hinzulegen. Sie legte ihr ein Tuch über das Gesicht, um sie vor der Sonne zu schützen, die schräg durch die offene Plane fiel, aber das Tuch war löchrig und durchscheinend und ließ mehr durch, als es ausschloss. Weich aufsteigend kehrten die Farben zurück.
    Rütteln, das Sumelis jede Faser ihres Körpers spüren ließ. Ein vergnügliches Wackeln, anfangs zumindest. Dazu Pfeile, die auf sie zuflossen. Sie flogen langsam, träge, vermischten sich mit den Umrissen der Frau neben ihr. Überhaupt schien alles plötzlich viel länger zu dauern, überlegte Sumelis mit erstaunlich klaren Gedanken. Sogar der Schlag ihres Herzens, laut und gleichmäßig in ihrer Brust, schien sich endlos auszudehnen. Wieso zählte sie eigentlich ihren Herztakt immer nur bis vier und fing dann wieder von vorne an? War das nicht unsinnig?
    Irgendwann schlief sie ein. Sie träumte von Nando, von ihrer Familie, wie lange, wusste sie nicht. Einen Nachmittag? Einen Tag? Drei?
    Sumelis hätte auf ewig so ruhig vor sich hingedämmert, wenn sie nicht schließlich einen starken Druck auf ihrem Brustkorb gespürt hätte. Plötzlich zerriss ein Sturm aus schwarzen Wolken die Traumbilder, die verlaufenden Farben und wandernden Gedanken.
    Sie war wach. Sie erinnerte sich.
    Nando hatte sie zurückgebracht!
    Die Luft schien sich zu sträuben, in Sumelis’ Lungen zu fließen. Es fühlte sich an wie ein Panzer um ihre Brust, trotzdem konnte sie die weichen Fesseln des Dahindämmerns nicht völlig abstreifen. War sie wirklich wach?, zweifelte sie. Träumte sie schon wieder?
    Die schwarzen Wolken rissen auf.
    Boiorix beugt sich über sie, ein Messer in den Händen. Er hält es ihr an die Kehle, aber plötzlich ist Nando da. Er nimmt Boiorix die Klinge aus der Hand, und Sumelis’ Herz fliegt ihm entgegen. Nando lächelt ihr zu. Dann nimmt er das Messer, setzt seine Spitze an ihre Schläfe. Das scharfe Eisen ritzt ihre Haut. Schneidet sie auf von ihrem rechten Augenwinkel bis zum Haaransatz. Sumelis sieht den Schnitt im Spiegel seiner Pupillen. Sie liegt erstarrt, bewegt keinen Muskel. Anstatt Blut fließen Tränen aus der Wunde. Entstellt starrt sie Nando an. Dieser schüttelt den Kopf. »Ich habe dich nie geliebt«, sagt er. Dann legt er das Messer beiseite und geht.
    Dunkelheit. Nichts bleibt, nicht einmal der Schmerz des Schnitts in ihrem Gesicht. Nicht einmal eine Erinnerung an das Gefühl, das seine Berührungen begleitet hatte.
    Er hatte sie zurückgebracht.
    Irgendwo in der Finsternis der Nacht, die sich über die

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