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Der Fluch der Druidin

Der Fluch der Druidin

Titel: Der Fluch der Druidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Jaeckel
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unaufgefordert sehen wolle, und danach gäbe es keine Ausnahmen mehr, denn sie würden sicherlich noch vor Beginn des nächsten, nicht mehr fernen Monats gegen die Kimbern ins Feld ziehen, selbst wenn Letztere sich momentan noch zieren mochten. Außerdem sei es den beiden selbstverständlich verboten, das Lager zu verlassen, es sei denn für Exerzierübungen mit ihrer eigenen Zenturie. Marcus solle gut aufpassen, denn von Flaccus könne man viel lernen – nein, nicht nur Reden schwingen –, und jetzt sollten sie ihn in Frieden lassen, sie würden ihm Kopfschmerzen bereiten. Und so waren Flaccus und Marcus unversehens frei, sich einen ganzen Tag, eine ganze Nacht und einen weiteren Tag im gesamten Legionslager herumzutreiben.
    Kaum war der Zenturio außer Hörweite, sprang Marcus aufgeregt neben Flaccus auf und ab. »Wohin gehen wir zuerst?«, rief er. »Heute Vormittag sollte ich eigentlich mit Schild und Schwert üben, aber ich würde viel lieber den Reiterübungen der, äh …«
    »Bundesgenossen?«, schlug Flaccus seufzend vor. »Alen?«
    »… zusehen. Sie haben die tollsten Pferde, und in ihrem Teil des Lagers ist alles viel bunter! Außerdem will ich mit dem Pilum üben, das habe ich noch nie getan!«
    Flaccus schüttelte den Kopf. »Ich weiß was Besseres«, sagte er grinsend. »Wart’s nur ab!«
    Wenig später fand sich Marcus in einem kleinen Wäldchen weit außerhalb der Verschanzungen wieder. Sie hatten das rechtwinklig angelegte Lager mit seiner strengen Ausrichtung im Eilschritt durchquert, ebenso den freien Platz zwischen Zelten und Wall und es schließlich durch das Haupttor verlassen. Jetzt trug der Wind den Lärm von exerzierenden Legionären an sein Ohr, und Marcus lauschte hingebungsvoll dem Geräusch von auf Holz prallenden Schwertern sowie dem Bellen der Offiziere – eine Musik, die er sich seine ganze Kindheit über ausgemalt hatte.
    »Das ist verboten!«, protestierte der Junge sorgenvoll, sowie Flaccus, ohne sich umzusehen, zielstrebig nach Norden ausschritt. »Wir dürfen das Lager nicht verlassen! Zumindest nicht so! Höchstens zum Exerzieren!«
    »Unsinn! Das merkt doch keiner. Bis morgen Abend müssen wir uns bei niemandem melden, überleg doch mal! So eine Möglichkeit bietet sich nur einmal in drei Jahren. Ich könnte dich küssen dafür, Kleiner!«
    Flaccus wollte die Kimbern sehen, und er musste Marcus nicht lange überreden, denn Marcus bewunderte seinen älteren Freund viel zu bedingungslos, um sich nicht für das Abenteuer begeistern zu lassen. Dabei hielt Flaccus zumindest in einem dem Zenturio gegenüber Wort: im Marschieren-Üben. Es war ein Gewaltmarsch bis zu dem Fluss, an dessen gegenüberliegendem Ufer die Kimbern ihr Lager aufgeschlagen hatten. Die Strecke nahm fast den ganzen Tag in Anspruch, obwohl sie ohne Gepäck unterwegs waren. Bis Mittag liefen sie parallel zu einer unebenen, von Schlaglöchern übersäten Straße aus festgetrampelter Erde – kein Vergleich zu den geradlinigen, sorgfältig gebauten römischen Straßen, die die Legionen bis an den Padus gebracht hatten. Einmal versteckten sie sich vor einer Einheit römischer Kundschafter, kurz darauf vor einer Truppe Nordmänner. Die Kimbern lagerten auf einer freien Fläche am Wegrand und hatten offenbar lediglich zur Aufgabe, darauf zu achten, dass es keine unbemerkten Vorstöße römischer Truppen gab. Mit solchen schienen sie allerdings nicht zu rechnen, denn die meisten Männer des Trupps schliefen. Ansonsten begegnete Marcus und Flaccus auf dem Weg kein Mensch. Jene Sippen, die das Gebiet zwischen den beiden Heeren bewohnten, hatten es entweder verlassen oder versteckten sich. Das Land, das sich schon bereitmachte, das Blut ganzer Völker aufzusaugen, schien wie im Schlaf erstarrt auszuharren.
    An diesem Tag brachte Flaccus Marcus viel bei. Während sie am Abend aus den Schatten der Bäume heraus die Frauen der Kimbern beim Kleiderwaschen und Töpfe-Säubern beobachteten, lehrte er Marcus, wie er sich bewegen musste, um selbst von scharfen Augen unentdeckt zu bleiben. Die beiden konnten sogar eine Gruppe nordischer Krieger beobachten, die ein Stück stromaufwärts den Fluss überquerten, indem sie auf dem Boden ganz nah heranrobbten – so nahe, dass sie sogar die Verzierungen auf den Schwertscheiden der Kimbern unterscheiden konnten. Wie viele der Einheimischen in der Padus-Ebene trugen die Kimbern Hosen, eine seltsame Sitte, wie Marcus fand, dazu waren sie auch noch bunt. Selbst über die wilden

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