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Der Fluch der Druidin

Der Fluch der Druidin

Titel: Der Fluch der Druidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Jaeckel
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Eindruck, sie würden uns gerne dazu bringen, sie sofort anzugreifen, aber unsere Gefolgsleute gehorchen Euren Befehlen, Herr. Sie verbreiten die Nachricht, wir würden auf die Teutonen warten, um die Römer später gemeinsam zu vernichten.«
    »Habe ich gerade Skepsis in deiner Stimme gehört?«
    »Mein König, ich bin nicht sicher, ob es weise war, unseren Männern nichts von der Niederlage der Teutonen zu erzählen. Es ist trotzdem bekannt geworden, die Römer schreien es unseren Leuten entgegen, sobald sie sie sehen, und überall blühen Gerüchte auf.«
    Boiorix verschränkte die Arme vor der Brust. »Hältst du meine Gründe für schlecht?«
    Nando schwieg eine Zeitlang. Er wusste, Boiorix stellte ihn auf die Probe.
    »Eure Gründe.« Er hob den Daumen. »Erstens, die Römer glauben zu machen, wir wüssten nichts von der Niederlage unserer teutonischen Waffenbrüder. Sollen sie uns für Schwachköpfe halten, die auf eine Verstärkung warten, die nicht kommen wird. Was das angeht, bezweifle ich, ob sich ihre Anführer davon beeinflussen lassen werden. Marius hat die Teutonen und Ambronen besiegt, er ist ein ernstzunehmender Gegner. Es ist anzunehmen, dass er auch uns ernst nehmen wird. Selbst ein Narr würde das nach all den Schlachten, die die Römer gegen uns verloren haben.« Der Zeigefinger schoss hoch. »Zweitens, unsere Krieger, wenn sie von der Niederlage der Teutonen erfahren, mit Wut in die Schlacht schicken.«
    »Fürchtest du, unsere Männer könnten nach der Nachricht verzagt anstatt zornentbrannt losstürmen?«
    »Nein, das fürchte ich nicht. Ich meine, Ihr kennt Euer Volk. Unsere Männer werden nach Rache schreien, werden die Schmach tilgen wollen. Aber bei einem solchen Gegner kann blinde Wut genauso gefährlich sein wie Furcht.«
    »Ich habe gehört, die Raserei unseres Volkes sei in Rom legendär. Von ihren Kindern bis zu ihren Senatoren, ja, sogar ihre erfahrensten Krieger erzittern allein schon beim Gedanken an uns!«
    »Zu Recht. Doch was geschieht, wenn die Römer ihren Schreck überwinden? Ein guter Feldherr mag ihre Reihen selbst dann zusammenhalten, wenn sie eigentlich in Panik fliehen sollten.«
    »Bei der Versammlung des Kriegsrats hast du keine dieser Bedenken geäußert.«
    »Es steht mir nicht zu, Euch vor anderen zu kritisieren, Herr. Das hilft uns nicht. In einer Situation wie dieser brauchen wir einen starken Anführer, dem wir geeint und ohne Zweifel folgen können. Euch.«
    Boiorix verzog den Mund zu einem seiner seltenen Lächeln. Er legte Nando eine Hand auf die Schulter. Die schwielige, von hellen Härchen überzogene Pranke wog schwer, beinahe wie ein Kettenhemd, aber wahrscheinlich lag es einzig an Nandos düsterer Stimmung, weshalb er dies heute so empfand.
    »Es hat in letzter Zeit leider viele gegeben, die weniger vorausschauend waren als du, Nando. Fürsten unseres Volkes, die meine Macht neiden, Feiglinge, die jammern, wir hätten Rom niemals so nahe kommen dürfen. Sie sagen, wir sollten hierbleiben, in dieser Ebene, so lange um Land bitten, bis die Römer es uns endlich gewähren. All die Unterhändler, die sie ausgeschickt haben! Ha! Dabei haben die Römer diese Bitten schon immer abgelehnt!« Boiorix spuckte aus. »Rom, glauben sie, wird niemals an uns fallen. Wir seien ja schon nicht in der Lage gewesen, die Städte der Kelten einzunehmen! Ich dagegen meine, wir hätten Rom bereits vor zwölf Jahren, damals nach jener Schlacht bei Noreia, angreifen sollen. Wir hatten sie besiegt, verdammt! Dasselbe nach Arausio, aber nein, unsere feigen Edlen richteten ihren Blick fort von Rom, nach Westen, obwohl nicht nur diese Ebene hier, sondern ganz Italien schutzlos vor uns lag! Wie müssen sie gezittert haben, diese feinen Römer mit ihren schwachen Weibern! Wie viele Opfer werden sie ihren verweichlichten Göttern dargeboten haben, als sie hörten, wir hätten uns abgewandt!«
    Nando versagte sich, Boiorix darauf hinzuweisen, dass er selbst erst lange nach Arausio zum ersten Mal ernsthaft davon gesprochen hatte, ihr Heil in Italien zu finden. Erst nachdem das Nordvolk hatte feststellen müssen, dass es sich in der keltischen Welt niemals dauerhaft niederlassen konnte. Und selbst danach war viel Wasser die Flüsse hinabgeflossen, bevor der Plan, das Gebirge in einer Zangenbewegung zusammen mit den Teutonen, Ambronen und ihren keltischen Verbündeten zu überschreiten, erstmals geäußert worden war.
    »Einige römische Unterhändler behaupteten, Marius’ Truppen würden

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