Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch der grünen Steine

Der Fluch der grünen Steine

Titel: Der Fluch der grünen Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Dragees gegen Mangelerscheinungen und ließ die ganze Familie vor seinen Augen in Wasser gelöstes Kalzium trinken. Zapiga stand abseits und schaute dem Treiben finster zu. Als jeder seine Medikamente bekommen hatte, pfiff er wieder. Die Familie rannte wie eine Herde, die der Leitbulle rief, zu ihm.
    »Morgen wiederkommen!« sagte Dr. Mohr.
    »Das weiß ich noch nicht.«
    »Juan, ein letztes Wort: Wenn morgen vormittag um 11 Uhr deine Familie nicht hier vor mir steht, komme ich zu dir und hole sie mir.«
    »Ich würde auf ihn hören, Juan«, sagte Pebas. Zum erstenmal mischte er sich ein. »Er zerschlägt mit der Hand eine dicke Bohle. Ich habe es gesehen. Er kann dir jeden Knochen brechen, ehe du zweimal geatmet hast. Deinen Körper dann wieder zusammenzuflicken dauert länger.«
    Zapiga knurrte etwas Unverständliches und verschwand mit seiner Familie lautlos in der Dunkelheit. Das ganze Geschehen mutete an wie ein Spuk. Die zerbrochenen Ampullen auf der Erde bewiesen allerdings, daß alles Wirklichkeit gewesen war. Adolfo Pebas warf neue Scheite in das aufflackernde Feuer.
    »Mach deine Liste fertig, Doctor«, sagte er. »Ich gehe noch heute zu dem nächsten Mann, der ein Funkgerät hat. Ich kenne sie alle. Aber ich glaube nicht, daß die Sachen jemals hier ankommen werden.«
    »Warten wir es ab, Adolfo.« Dr. Mohr setzte sich auf seine Metallkiste und nahm sein Notizbuch aus der Tasche. »Aber wenn sie ankommen, beginnt hier eine neue Zeit.«
    »Man wird es dir nie danken, Doctor. Dein Weg zurück führt immer über Christus Revaila.«
    »Wer sagt, daß ich zurück will, Adolfo?«
    »Du lieber Himmel, du willst für immer bei uns bleiben?«
    »Wenn ihr mich haben wollt. Ein Arzt hat überall seine Heimat, wo es Kranke gibt, die nach ihm rufen.«
    »Warum lügst du, Doctor?«
    »Adolfo, ich lüge nicht.«
    »Du bleibst doch nur wegen Margarita.«
    »Nicht nur …«
    »Aber auch.«
    Dr. Mohr spürte ein Prickeln unter der Kopfhaut. Er machte sich an der Kiste zu schaffen, aber er spürte Pebas' Blick in seinem Nacken.
    »Margarita ist ein sauberes Mädchen«, sagte Pebas stumpf. »Unschuldig und voll der Hoffnung auf ein bißchen Glück. Ich hatte noch eine Tochter. Perdita. Auch sie war hübsch, sauber und unberührt. Dann kam ein Mann; er konnte sprechen wie ein Lexikon, sang zur Gitarre schöne Lieder und redete von Liebe. Er nahm sie mit nach Penasblancas. 2.000 Pesos gab er mir, damit ich die Hochzeit vorbereite. Er hat Perdita nie geheiratet. Erst später erkannte ich, daß er sie mir abgekauft hatte. Für 2.000 Pesos. Wo hat er sie hingebracht? In ein Hurenhaus. Er wird für sie 30.000 Pesos bekommen haben. ›Mamá‹ zahlt nicht schlecht für jungen Nachwuchs. So habe ich eine Tochter verloren.« Pebas beugte sich weit zu Dr. Mohr vor. Seine Wange streifte Mohrs Nacken. »Ich bringe dich um, Doctor«, sagte er leise, »wenn du Margarita verführst. Bei Gott und allen Engeln. Ich bringe dich um! Und jetzt schreib die Liste.«
    Dr. Mohr notierte sich, was er brauchte: einen klappbaren OP-Tisch. Einen starken Batteriescheinwerfer. Einen Stromerzeuger, mit Benzin getrieben. Chirurgische Bestecke für die wichtigsten Operationen. Infusionsflaschen und Blutersatz. Verband- und Nahtmaterial in großen Mengen. Narkosemittel. Sterilisationskästen. OP-Handschuhe. Antiseptische Lösungen. Desinfektions-Sprays. Und eine lange Liste mit Medikamenten.
    »Das wäre es vorerst«, sagte er und gab den Zettel an Pebas. Er hatte über eine Stunden für die Zusammenstellung gebraucht. »Damit kann ich arbeiten.«
    Pebas überflog die Liste und steckte sie ein. »Du bist doch verrückt, Doctor. Aber wie du willst. Ich lasse alles an Christus Revaila durchgeben. Du wirst jedoch nie wieder etwas davon hören. Ich gehe jetzt.«
    »Viel Glück, Adolfo.«
    Nach ein paar Schritten blieb Pebas stehen, überlegte etwas und kam zurück.
    Sein Gesicht war sehr ernst.
    »Ich weiß es«, sagte er. »Wenn ich weg bin, wird Margarita herauskommen. Sie wird mit dir sprechen. Was wirst du ihr sagen?«
    »Wie soll ich das im voraus wissen?«
    »Willst du ihr sagen, daß du sie liebst? Doctor, ich sehe es dir an: Du bist verrückt nach meiner Tochter! Das wird ein Unglück geben! Ich spüre es genau: Du wirst wie ein Engel für die Kranken sein, aber für uns, die Pebas, das große Unglück bedeuten. Es war ein Fehler, daß ich dich mitgenommen habe.«
    »Ich wäre auch so gekommen.«
    »Aber nicht zu uns!«
    »Zu euch! Ich hätte euch

Weitere Kostenlose Bücher