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Der Fluch der grünen Steine

Der Fluch der grünen Steine

Titel: Der Fluch der grünen Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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überall gesucht und auch gefunden!«
    »Margarita!«
    »Ich habe in Penasblancas immer an sie gedacht.«
    »Warum hast du das nicht vorher gesagt?« preßte Pebas leise durch die Lippen. »Doctor, ich hätte dich schon auf dem Marktplatz erschlagen sollen …«
    Nachdenklich blieb Dr. Mohr draußen am Feuer sitzen, nachdem Pebas in der Dunkelheit untergetaucht war. Er wagte nicht, jetzt ins Haus zu gehen, da er wußte, daß Margarita auf ihn wartete. Es war die erste Gelegenheit, mit ihr allein zu reden. Maria Dolores war kein Hindernis. Sie hatte gelernt zu dulden. Adolfo und Perdita hatten immer getan, was sie wollten, sie hatten nie gefragt. Nun war Margarita herangewachsen. Warum sollte sie anders als Vater und Schwester sein?
    Dr. Mohr drehte sich nicht um, als er hinter sich das Rascheln eines Kleides hörte. Angespannt wartete er. Sie steht hinter mir, dachte er. Sie blickt auf mich herunter. Ich spüre ihren Blick auf meiner Haut. Als ob ein warmer Wind über mich hinwegstreicht. Verrückt ist dieses Gefühl! Wer mir gesagt hätte, daß die Nähe einer schönen Frau bei einem gestandenen Mann wie mir noch Atemschwierigkeiten bereitet, den hätte ich für verrückt erklärt. Und jedem Patienten, der zu mir gesagt hätte: »Herr Doktor, mir ist, als ob meine Haut brennt, wenn sie mich ansieht!« hätte ich als Therapie verordnet: »Stecken Sie jedesmal bei solchen Anfällen den Kopf in einen Eimer eiskalten Wassers!«
    Wo ist hier ein Eimer mit kaltem Wasser …
    »Ich habe gehört, was er gesagt hat.« Margaritas Stimme klang traurig. Er rührte sich nicht, starrte in die Flammen und schob mit dem Fuß einen Holzscheit tiefer in die Glut. »Er meint es ernst, Doctor.«
    »Ich nehme es auch ernst, Margarita.«
    »Warum gehst du dann nicht nach Bogotá zurück?«
    »Auch wenn ich es wollte, jetzt kann ich es nicht mehr. Nicht, nachdem ich die Familie Zapiga gesehen habe.«
    »Es gibt noch Hunderte solcher Familien. Tausende …«
    »Genau daran habe ich gedacht. Warum kümmert sich keiner darum?«
    »Weil es uns nicht gibt. Alle Gruben sind stillgelegt, heißt es. Das Gebiet ist vom Militär abgeriegelt. Es ist totes Land. Wenn in diesem toten Land heimlich Menschen leben, wen geht das etwas an? Keiner schert sich darum. Und wenn einmal jemand kommt, der sich um dieses Elend kümmern will, dann wird er verhaftet und weggeschafft. Vor einem Jahr war ein Mann hier, ein Deutscher …«
    »Ach!« Dr. Mohr faltete die Hände über den angezogenen Knien.
    »Er sprach spanisch wie wir, sagte aber, er käme aus Deutschland. Kennst du Deutschland, Doctor?«
    Mohr zögerte. Dies war eine entscheidende Minute, in der man die Wahrheit sagen konnte oder sich das ›zweite Ich‹ für lange Zeit, vielleicht für immer, überstreifen mußte. Er entschloß sich, auszuweichen.
    »Ein kleines Land, weit weg.«
    »Aber ein reiches Land, nicht wahr?«
    »Wie man's nimmt. Die Menschen sollen dort von Arbeit und Geldverdienen sogar träumen.«
    »Der Mann hat viel über Deutschland erzählt. Er wollte uns Guaqueros nach deutschem Muster leiten.«
    »Du lieber Himmel! Es war wirklich ein echter Deutscher!«
    »Er wollte – ich habe es mir gemerkt – eine Gewerkschaft mit uns gründen.«
    »Prost! Und wo ist der Reformer?«
    »Wir wissen es nicht. Zuerst bekam er Streit mit dem Militär. Sie haben ihn verhaftet und nach Muzo mitgenommen. Dort hat man ihn nach zwei Monaten wieder laufen lassen. Zuletzt hat man ihn in Penasblancas gesehen, bei Mercedes Ordaz. Dann war er plötzlich weg. Aber er ist nie nach Bogotá gekommen, das wissen wir.«
    »Warum erzählst du mir das, Margarita?«
    »Es ist gefährlich, sich um uns zu kümmern, Doctor.«
    »Ich bin kein Gründer einer Guaquero-Gewerkschaft. Ich bin Arzt.«
    »Du willst etwas verändern, das genügt.«
    »Ich will helfen!«
    »Aber ich habe Angst um dich.« Dr. Mohr fühlte, wie sich ihre Hand ganz leicht auf seine Schulter legte. Sein Atem wurde schwer. Er preßte die Lippen aufeinander und unterdrückte das Verlangen, nach ihrer Hand zu greifen.
    »Bis jetzt sieht alles friedlicher aus, als ich geglaubt hatte.«
    »Du bist noch keinen ganzen Tag bei uns. Noch hast du nichts gesehen. Hier gibt es keinen Tag ohne Schlägerei, ohne Messerstecherei, ohne einen Toten. Man spricht nicht einmal mehr darüber. Das gehört hier zu unserem täglichen Leben.«
    Sie schwieg abrupt. Durch die Dunkelheit drang der Klang eines harten Schrittes zu ihnen. Jemand in schweren Stiefeln näherte

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