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Der Fluch der grünen Steine

Der Fluch der grünen Steine

Titel: Der Fluch der grünen Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Medellin, bei der 49 harmlose Arbeiter ums Leben kamen und Hunderte verletzt und für ewig verkrüppelt wurden, der Kinobrand von Buena Ventura und das Massaker von Manizales, bei dem eine ganze Kompanie Soldaten ausgelöscht wurde. Das alles wollten Sie nicht?«
    »So ist es«, antwortete Novarra ruhig. »Pater, Sie klagen den Falschen an! Ich bin ein Administrator der Macht, das blutige Handwerk üben andere aus.«
    »Für Ihre Idee! In Ihrem Namen! Auf Ihren Befehl! Natürlich legen Sie nicht eigenhändig die Bomben! Nero hat die Christen auch nicht mit seinem eigenen Schwert erstochen, er trieb sie in die Arena den Löwen und Panthern zu.«
    »Mir war klar, daß ich auf Mißtrauen und Unverständnis stoße.« Dr. Novarra wies in den Hintergrund der riesigen Felshalle, wo verschiedene Bohlentüren den Zugang zu weiteren Höhlenüberraschungen verschlossen. »Darum führe ich Sie jetzt zu dem Kranken. Wie lange er noch zu leben hat, können Sie am besten überblicken, Doctor. Sie werden sich jetzt fragen: Warum tut er das? Will er sich rechtfertigen? Vor wem? Vor uns, die wir in einiger Zeit genauso elend sein werden wie die anderen Guaqueros? Plagt ihn das Gewissen? Will er sich reinwaschen? Will er einem armen Sterbenden die historische Schuld zuschieben? Ist er ein so feiges Schwein? – Nichts von alledem ist der Fall. Der Kranke selbst möchte über sich reden. Als er erfahren hat, daß wir Rechtlosen von Muzo plötzlich einen vor lauter Idealen geradezu dämlichen und besoffenen Arzt haben und einen ebenso Illusionsschwangeren Priester, da hat er gesagt: Ramon, laß sie zu mir kommen. Ich bin am Ende angelangt. Was man dir nie glauben wird, sollen sie später bezeugen.« Ramon Novarra drehte sich um und ging durch die Halle voraus. »Folgen Sie mir, meine Herren.«
    Sie kamen in einen langen Gang, von dem, wie in einem Kloster, rechts und links kleine Zimmer abgingen, winzige Zellen, Schlafplätze, nur mit holzgezimmerten Betten und sorgfältig zusammengelegten Decken ausgestattet. Ein Waschraum in der Mitte des Ganges war groß genug, um dreißig Mann aufzunehmen. Über einem langen, gemauerten Trog hing ein Wasserrohr mit vielen Zapfhähnen.
    »Fließend Wasser!« sagte Dr. Simpson geradezu ergriffen. »Welch ein Traum!«
    »Durch das eigene Aggregat möglich. Von einem Wasserreservoir kann ich es in alle Ecken der ›Burg‹ pumpen. Wir haben sogar Duschen und Bäder … mit Warmwasser.«
    »Phantastisch! Novarra, ich melde mich bei Ihnen an. Wöchentlich zweimal ein heißes Bad!« Dr. Simpson blieb an der Tür zum Waschraum stehen. »Was muß man tun, um in Ihren Club aufgenommen zu werden?«
    »Schuften. Acht Stunden mindestens täglich in der Mine. Was man findet, bei mir abliefern – und an die Revolution glauben!«
    »Da ist ein Armenhospital komfortabler!« Dr. Simpson ging weiter. »Und uns nennt er idiotische Idealisten!«
    Vor einer verschlossenen Tür blieben sie stehen. Dr. Novarra räusperte sich. »Noch etwas«, sagte er gedämpft. »Das geht Sie an, Dr. Morero. Der Mann will sterben. Machen Sie ihm keine Hoffnungen aus ärztlicher Sicht.«
    »Wenn es Hoffnungen gibt …« Dr. Mohr schüttelte energisch den Kopf. »Ich habe die Pflicht übernommen zu helfen. Jedem zu helfen!«
    »Er hat Krebs.«
    »Das haben Sie schon angedeutet. Aber das Wort allein ist noch kein Todesurteil.«
    »Hier wohl doch! Sie sind kein Westentaschengott, Doctor, der kraft seines Blickes die Tumoren zerstören kann. Und wenn Sie an das Hospital denken, das wir bauen, der Mann ist inoperabel. Außerdem wird er längst tot sein, bevor Sie ihm unter dem eigenen Dach die erste Injektion geben können. Der Mann ist nur noch Haut und Knochen.«
    »Gehen wir hinein?« fragte Pater Cristobal.
    »Ja.« Dr. Novarra klinkte die Tür auf und trat zurück. Trotz der an den Decken entlanggezogenen Entlüftungskanäle aus Zinkblech wehte ihnen ein süßlicher Duft entgegen. Fäulnis, sich zersetzendes Fleisch, Verwesung, der Geruch des Todes.
    Der Mann in dem klobigen Holzbett hob den Kopf, als die Tür aufsprang. Ein Kopf ohne Fleisch, ein Totenschädel mit Lederhaut überzogen. Darin groß und brennend die Augen und darüber ein wilder, schwarzer Haarschopf.
    »Wer ist der Pater?« fragte er. Eine harte Stimme, kein Wohlklang, kein schwingender Ton, wie sie jede menschliche Stimme besitzt. Nur kalte Worte, wie aus dem Lautsprecher eines Automaten kommend.
    »Das bin ich.« Pater Cristobal trat an das Bett. Er erkannte das lebende

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