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Der Fluch der grünen Steine

Der Fluch der grünen Steine

Titel: Der Fluch der grünen Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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stand Peter mit zehn anderen Kommilitonen hinten am Eingang, unter der Orgelempore, und während die Gläubigen ihr Kirchenlied sangen, grölten sie das Goldene Alphabet, die berüchtigt-schönen schweinischen Studentenverse. Das brachte allen zwei Monate Haft mit Bewährung ein und 5.000 DM fürs Rote Kreuz, aber nur, weil die Alten Herren der Verbindungen ihre Beziehungen spielen ließen und überall intervenierten.
    Und jetzt hatte Peter einen Priester als Freund bei sich! Es war fast unglaublich.
    »Was will denn der Priester bei den Minen?« fragte Fachtmann mit erschöpfter Stimme. Er setzte sich neben das Telefon auf einen Bambushocker. Sehnsüchtig schielte er zu der Hausbar, aber sie war zu weit von ihm entfernt. Jetzt einen kalten Doppelten, dachte er. Der würde zischend schon in der Mundhöhle verdampfen.
    »Unruhe stiften, was sonst!« Camargos Stimme, bisher noch im Plauderton, wurde kalt und scharf. Aha, jetzt haben wir ihn in voller Pracht, dachte Fachtmann. Don Alfonso, vor dem selbst den Ministern die Hose flattert.
    »Neben dem Hospital will er eine Kirche bauen! Nach einem Jahr hat er die Guaqueros so weit, daß sie fromme Lieder singen und statt in die Minen einzufahren, eine Prozession nach der anderen veranstalten. Aber was noch viel schlimmer ist: Sie werden ihre Smaragde fürs ewige Seelenheil der Kirche stiften. Ich kenne diese Pfaffen! Sie bezahlen mit einem Kuß aufs Kruzifix, und die Idioten sind glücklich dabei! Señor, ich bin enttäuscht!«
    »Moment, Don Alfonso.« Fachtmann trommelte mit der freien Hand auf seinen Oberschenkel. »Ich habe Ihnen einen vorzüglichen Arzt empfohlen, aber keinen Pater! Das möchte ich hier feststellen. Und für Sinneswandlungen meines Freundes bin ich auch nicht zuständig. Das diskutieren Sie bitte mit ihm selbst. Was mich beunruhigt – ich gebe es zu – ist diese plötzliche Freundschaft zur Kirche. Das widerspricht seiner Natur.«
    »Außerdem ist er verliebt! Die Tochter eines Schürfers hat es ihm angetan.«
    Fachtmann atmete hörbar auf. »Warum haben Sie Ihre Beschwerde nicht sofort mit diesem Fakt begonnen? Das erklärt alles! Wenn ›Othello‹ verliebt ist, läßt er die Flüsse die Berge hinauffließen. Dann ist nichts mehr unmöglich bei ihm! Ein hübsches Mädchen macht aus seinen Hirnwindungen Achterbahnen. Ich kann Ihnen nur sagen, Don Alfonso: Keine Sorgen! Er wird wieder normal! Liebschaften haben bei ihm einen Schnittblumen-Effekt: Frisch sehen sie wundervoll aus, aber nach ein paar Tagen, wenn sie welken, erlischt alle Faszination. Das Ende ist der Mülleimer.«
    »Ich teile Ihren Optimismus nicht, Señor.« Don Camargo kam zum Ende. Immerhin hatte Ewald Fachtmann die ungeheure Auszeichnung genossen, daß sich der unbekannte Herrscher von Bogotá so lange mit ihm unterhielt. »Dr. Morero – bleiben wir bei diesem Namen – baut kein Hospital, um dann wieder nach Europa zurückzukehren. Er will sich zwischen Muzo und Penasblancas etablieren. Sie sind lange genug im Lande, um zu wissen, daß auch ein Guaquero, wenn er Vater einer Tochter ist, ein ungeheures Ehrgefühl entwickelt. Die Hälfte aller Toten in diesem Gebiet entfallen auf Weibergeschichten! Mir bleibt keine Wahl …«
    Fachtmann wurde es plötzlich eisig kalt. »Was … was heißt das, Don Alfonso?«
    »Dreierlei.« Die Stimme Camargos war jetzt abgehackt, aller Persönlichkeit entzogen. »Erstens: Wenn das Hospital funktionsfähig ist und der Blödsinn mit den sozialen Reformen weitergeht, wechsele ich Dr. Morero aus. Sie verstehen?«
    »Ich verstehe«, sagte Fachtmann tonlos. Auswechseln, das hieß bei Don Alfonso kalte Liquidation. Was er jetzt am Telefon hörte, war nichts anderes als Dr. Mohrs Todesurteil. Fachtmann schluckte krampfhaft. Die eingeatmete Luft verdichtete sich in seiner Kehle zu einem dicken Kloß.
    »Zweitens: Sollten Sie irgendeiner amtlichen Stelle einen Tip geben, wäre Ihre Abberufung unerläßlich. Verstehen Sie?«
    »Ich verstehe.« Abberufung, auch ein anderes Wort für etwas Unentrinnbares.
    »Drittens: Selbst wenn es nicht zum Äußersten kommt, wird man Präparate der Strothfeld-Werke in Kolumbien nicht mehr bestellen. Eine Ausreise Ihrerseits werde ich verhindern. Ihnen bliebe nur die Flucht, aber Sie sind ein Feigling. Sie würden nie ein solches Risiko eingehen.«
    »Nie!« stammelte Fachtmann. »Don Alfonso, ich weiß nicht, warum Sie sich an mich halten? Das ist doch unlogisch! Ich habe doch nur …«
    »Sie haben mir Dr. Morero

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