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Der Fluch der grünen Steine

Der Fluch der grünen Steine

Titel: Der Fluch der grünen Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Dr. Mohr nicht an, tappte zum Ausgang und wurde dort von Pater Cristobal und Novarras Männern in Empfang genommen. Dr. Mohr nickte Maria Dolores zu.
    »Danke.«
    Sie lächelte verhalten, setzte sich wieder neben ihren Teekessel und wartete. Dr. Simpson bebte noch immer am ganzen Körper. Margarita packte mit zitternden Fingern Tupfer aus und stapelte sie auf einem Nebentisch. Ihre Mundwinkel zuckten, als weine sie nach innen.
    ›Harald der Wikinger‹ kam nach zehn Minuten wieder. Man ließ ihn ohne Murren vor. Anscheinend hatte man ihm nicht zugesetzt, denn er wirkte keineswegs zerschlagen oder gezwungen. Dr. Mohr legte eine Pinzette, mit der er gerade einen dicken Kakteendorn aus einer stark entzündeten Wunde gezogen hatte, zur Seite.
    »Ich bitte um Verzeihung!« sagte Harald mürrisch. Dr. Mohr lächelte breit.
    »Hieß der Satz nicht anders?«
    »So ähnlich!« Der bullige Mann atmete schnaufend durch die Nase. »Genügt das nicht?«
    »Mir schon. Jetzt ein Foto?«
    »Wenn's sein muß …«
    Dr. Simpson fotografierte. Und weil es ›Harald der Wikinger‹ war, sogar noch einmal im Profil. »Das hätten wir«, grinste er. »Ich hatte schon Angst, das Objektiv springt bei dieser Visage auseinander.«
    »Muß ich mir das gefallen lassen?« fragte Harald dumpf. »Ehrlich, Doctor.«
    »Ehrlich – nein! Aber wer ist hier ehrlich?«
    Auch Harald bekam seine Spritzen, und er hielt stand. »In zwei Tagen zum Nachsehen!« sagte Dr. Mohr. Er hatte die Kugel herausgeholt, in Lokalanästhesie, und reichte sie Harald hin. »Kannst du dir als Amulett fassen lassen.«
    »Da müßte ich bleierne Perlenketten tragen! Ich komme nicht wieder!«
    »Wie du willst! Es ist dein Körper! Der nächste …«
    So ging es drei Wochen lang, bis zu zehn Stunden täglich. In den Pausen fuhren sie zu Chica und ihrem kleinen Sohn, die sich beide kräftig entwickelten und Novarra vor Stolz glänzen ließen. In regelmäßigen Abständen erschien Juan Zapiga mit Frau und seinen zehn Kindern und sahen zu, wie Dr. Mohr den Ältesten, den stämmigen Pablo, behandelte. Es war leider wenig zu machen, man mußte auf das bestellte Material warten.
    »Ich operiere sofort, wenn alles da ist, Pablo«, sagte er zu dem tapferen Jungen. Er konnte nur noch unter stärksten Schmerzen den Arm bewegen und schlief mit starken Dämpfungsmitteln. »Bis dahin können wir nur Tabletten schlucken …«
    Abends, mit Blei in den Gliedern vor Müdigkeit, saßen dann die Pebas und Dr. Mohr um das Feuer und aßen. Alfonso lag nach langen Stunden im Kriechstollen wie geplatzt auf dem Rücken, ausgelaugt, eingefallen, mit vibrierenden Nerven. Die Ausbeute mancher Tage: ein paar winzige Steinchen. Oder gar nichts. Oder der Hoffnungsschimmer: Ich habe eine Verfärbung im Gestein gesehen. Ich muß vor einem Fund stehen! Noch einige Tage … dann bin ich dran …
    Oft saß auch der obere Nachbar, der alte, halbblinde Pepe Garcia, mit ihnen am Feuer und erzählte, wie es vor dreißig Jahren in Penasblancas gewesen war. »Was ist mit meinen Augen?« Das war immer der Abschluß seiner Gespräche. »Bekommst du sie wieder hin, Doctor?«
    »Ich weiß es nicht, Pepe«, antwortete Dr. Mohr immer. »Du solltest jedenfalls nicht mehr in die Mine gehen. Das Graben mit der Stirnlampe, das frißt deine Augen auf.«
    »Wie kann ich aufhören? Wovon soll ich leben? Der verfluchte Berg ist meine ganze Welt.«
    Seit Dr. Simpson bei ihnen war, hatten sie auch immer frisches Fleisch. Simpson war darin ein Genie. Er witterte Wild wie ein alter Indianer. Wenn es dämmerte, kündigte er seinen Assistentendienst, nahm sein Gewehr und verschwand in den Schluchten. Dann hörte man sein Schießen, und Maria Dolores setzte heißes Wasser auf, wetzte die Messer und wußte, daß es einen guten Braten geben würde.
    Zu einem Problem wurde José Bandilla, der Revolutionär. Jeden Tag ließ sich Dr. Mohr die Augen verbinden, tappte hinter Dr. Novarra in die ›Burg‹ und behandelte den lebenden Leichnam mit Kräftigungsspritzen und Vitaminen. Einen Tropf hatte Dr. Mohr nur dreimal gegeben. »Mehr geht nicht«, sagte er ehrlich. »Sie sind nicht der einzige Kranke, Bandilla. Ich brauche die paar Flaschen, die ich mitgebracht habe, auch für andere Fälle. Aber wenn aus Bogotá mein Transport kommt, dann jubeln wir wieder vor Kraft! Wie fühlen Sie sich?«
    »Besser.« Bandilla mußte es wissen, ansehen konnte man ihm noch nichts. »Nur ein Brennen im Magen fühle ich noch. Und dieser Durst! Ich könnte ein

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