Der Fluch der grünen Steine
Hoffnung, Salto. Was da unterwegs ist, kann nur für Dr. Morero interessant sein. Was wollen die Burschen in den Minen mit einer Krankenhausausstattung? Ein Röntgengerät können sie nicht fressen! Und einen OP-Tisch auch nicht.«
»Aber die Betten, Major! Die Stühle und Tische! Die Verbände und Medikamente. Da wackelt ein Vermögen durch die Felsschluchten. Damit kann man sich fabelhaft wohnlich einrichten. Außerdem hat die Karawane im Gepäck: Sprengstoff, Lebensmittel, Konserven, Munition und Waffen. Und jede Menge Narkosemittel. Für eine Ampulle würden manche einen Menschen umbringen. Da kommen nun Hunderte heran …«
»Ach du Scheiße!« sagte Major Gomez aus tiefer Brust. »Warum hat man mich nicht schon gestern davon unterrichtet?«
»Ich habe es auch erst heute von Revaila erfahren. Der Bursche hat das bewußt getan. Wenn der Transport nicht ankommt, seine Schuld ist es nicht! Um Dr. Morero schaden zu können, läuft er, wenn es hilft, auf den Händen bis nach Bogotá! Sein Haß ist abgrundtief.«
»Ich könnte einen Hubschrauber schicken«, sagte Gomez nachdenklich. »Aber was kann der ausrichten? Nur beobachten.«
»Außerdem wird er abgeschossen. Die Kerle dort oben haben Maschinengewehre aus Armeebeständen. Eingetauscht gegen Smaragde. Was ich hier alles gehört habe, was vor meiner Zeit passiert ist … unbeschreiblich!«
»Mir geht's genauso, Salto. Meine eigenen Offiziere tauschen Guaqueros gegen Liebesnächte! Aber das verspreche ich Ihnen: Wenn der Transport nicht ankommt, rücke ich mit drei Kompanien in Ihr Gebiet und kämme es durch! Und wo ich nur ein Hustenbonbon aus den Hospitalbeständen entdecke, da lasse ich hinrichten! Jawohl, standrechtlich erschießen! Ich habe aus Bogotá alle Vollmachten. Noch eins, Salto: Bis heute habe ich die dreiundvierzigste Morddrohung erhalten. Und Sie?«
»Noch keine, Major.«
»Wie das? Sind Sie schon schlapp geworden?«
»Nein, aber in Penasblancas bewachen sich zwei Gruppen gegenseitig, und seitdem ist Ruhe.« Salto seufzte. »Ich hatte auf Sie gehofft, Herr Major.«
»Leider, leider …« Gomez seufzte zurück. »Ich sitze für drei Tage auf dem trockenen.«
Von dieser Unterhaltung wußte keiner in den Bergen. Man hätte sich auch kaum darum gekümmert. Wichtig allein war, daß da auf 170 Mulis unschätzbare Werte durch die Gegend geschaukelt wurden. Ob man alles, was auf die Mulirücken geschnallt war, gebrauchen konnte, spielte keine Rolle. Allein die Tatsache, daß alles wertvoll war, reizte ungemein.
Es bildeten sich vier Trupps, die beschlossen, an passenden Stellen die Karawane zu besichtigen und mitzunehmen, was sich lohnte. Aber drei Trupps fielen aus, weil die Erfahrungen der ersten Gruppe sie veranlaßten, sich aufzulösen.
Diese erste Gruppe von zehn zu allem entschlossenen Männern lauerte den Mulis in einer Felsensenke auf. Um ganz sicherzugehen, nahmen sie die zehn Mann Begleitung unter Feuer, die auch sofort in Deckung sprangen und sich nicht mehr rührten. Das hätte jedem zu denken geben müssen, aber die zehn jubelten in ihrem Übereifer und stürmten auf die 170 Mulis zu.
Es war ihr letzter Gang. Wie Hasen wurden sie abgeschossen, aber nicht mit gezielten Einzelschüssen, sondern sie liefen in ein konzentriertes Maschinenpistolenfeuer hinein, aus dem es kein Entkommen mehr gab. In einem der Jeeps klappte auch noch ein schweres MG heraus und hämmerte in die Gegend, den Fluchtweg versperrend.
Dieses Ereignis sprach sich schnell herum. Hinzu kam, daß es einen Überlebenden des ersten Trupps gab. Henry Duk, der kleine, dicke, glatzköpfige Teufel präparierte – so nannte er es – den nur leicht Verletzten: Er schnitt ihm die Ohren ab, kappte ihm die Nasenspitze und ließ ihn dann mit einer Botschaft laufen: Wer den Transport angreift und lebend in unsere Hände fällt, wird nicht am Ohr amputiert, sondern entmannt! Es gab keinen in den Bergen, der das nicht vorbehaltlos glaubte. Henry Duks Ruf flog durch die Guaquero-Niederlassungen: Da ist ein Glatzkopf, so klein wie ein unten Abgeschnittener, der mit einem fröhlichen Lächeln Körperteile abschneidet. Den muß man zuerst erledigen. Erst dann kann man an die Mulis heran.
Kritisch wurde die erste Nacht. Es war vorauszusehen gewesen, daß der Transport nicht innerhalb eines Tages bei Dr. Morero eintreffen würde; man rechnete vielmehr mit drei Tagen. Also trieb man bei Einbruch der Dunkelheit die Mulis zusammen, entlud sie nicht, was für zehn Mann ja auch
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