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Der Fluch der grünen Steine

Der Fluch der grünen Steine

Titel: Der Fluch der grünen Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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einem Verbandkasten für etwaige Verwundete.
    Margarita hatte den Mann mit der Handquetschung übernommen, reinigte die Wunde und hielt den Arm fest, als Dr. Mohr die Verletzung behandelte und eine Penicillinspritze gab. Wie fast alle der besonders wild und stark aussehenden Burschen verdrehte auch dieser Guaquero beim Einstich die Augen und sank gegen Margaritas Busen. Sie hielt den Mann fest und lächelte dabei Dr. Mohr an.
    »Jetzt hast du es geschafft, Pete«, sagte sie.
    Die Zärtlichkeit ihrer Stimme berührte ihn immer wieder. Er beugte sich vor und gab ihr über den Kopf des Ohnmächtigen hinweg einen Kuß.
    Es war ein dummer Zufall, daß gerade in diesem Augenblick Adolfo Pebas in der Tür stand. Sie hatten ihn nicht kommen hören. Durch die offenen Fenster schallte der Baulärm vom Bettenhaus und der Kirche herein. Das Hämmern und Sägen übertönte alles.
    Um so mehr schraken sie zusammen, als Pebas' laute Stimme durch den Raum dröhnte.
    »Aha!« brüllte er. »Am hellichten Tag! Vor aller Augen!«
    Margarita stieß einen spitzen Schrei aus und umklammerte den ohnmächtigen Guaquero, als könne dieser ihr helfen. Unsagbare Angst lag in ihren Augen. Mit wiegendem Gang kam Pebas näher und baute sich vor Dr. Mohr auf.
    »Was habe ich dir gesagt, Pete? Einmal eine Tochter verlieren, das ist genug. Meine zweite wird keine Hure, eher schlage ich sie und dich zusammen tot!«
    »Spiel nicht den wilden Mann, Adolfo!« sagte Dr. Mohr ruhig. »Du weißt seit langem, daß ich Margarita liebe!«
    »Du hast versprochen, sie nicht anzurühren!«
    »Dieses Versprechen habe ich gehalten.«
    »Und was habe ich gesehen?! Küßt man sich in aller Öffentlichkeit, wenn man nicht mehr voneinander weiß?«
    »Warum fragst du nach Dingen, die dir längst klar sind? Ich bin mit dir in die Berge gezogen, um euer Leben kennenzulernen. Ich bin hiergeblieben und baue jetzt ein Hospital. Alles nur, weil ich mir als Arzt sage: Hier wirst du gebraucht? Diese Menschen am Rande der Welt und der Menschlichkeit brauchen einen Hauch von Liebe, wenngleich ich diese Liebe nur mit Skalpell und Spritze bringen kann? Nein, nicht allein deshalb bin ich mitgekommen. Hätte ich Margarita nicht gesehen, vielleicht wäre ich in Penasblancas geblieben.«
    »Wir haben darüber schon gesprochen«, knurrte Pebas. »Und ich habe dir gesagt, daß meine Tochter kein Spielzeug reicher Herren ist! Ob du jetzt hier lebst oder in Bogotá, du bist ein studierter Herr, du bist reich – und was ist Margarita?«
    »Das schönste Mädchen, das ich je gesehen habe!«
    »Und damit ist auch alles erschöpft.« Er blickte seine Tochter an und streckte herrisch die Hand aus. »Laß den Kerl los und komm ins Haus! Du hilfst dem Doktor ab sofort nicht mehr!«
    Margarita ließ den Kopf des Guaquero los und legte den noch immer Ohnmächtigen vorsichtig auf den Tisch. Dann warf sie mit einem Ruck die langen Haare aus dem Gesicht und stemmte die Arme in die Seiten. Verblüfft starrte Pebas seine Tochter an. Das war eine Haltung, die er bisher nur von Maria Dolores kannte, wenn sie unbeschreiblich wütend war.
    »Nein!« sagte Margarita laut.
    »Was heißt nein?« schrie Pebas sofort. »Du widersetzt dich deinem leibhaftigen Vater?!«
    »Ja!«
    »Ins Haus!«
    »Ich bleibe hier! Im Hospital! Bei Pete. Ab heute schlafe ich hier …«
    »Margarita«, sagte Dr. Mohr. Seine Kehle wurde trocken. »Ich habe deinem Vater versprochen …«
    »Aber ich habe nichts versprochen!« Sie atmete heftig, und trotz aller inneren Angst hielt sie den flammenden Blicken des Vaters stand. »Ich bin alt genug. Ich will kein Kind mehr sein. Das ewige Kind! Ich liebe Pete! Ich werde ab heute bei ihm schlafen.«
    »Sag das noch einmal!« Pebas streckte wie ein Raubvogel den Kopf vor. »Sag mir das ins Gesicht. Dieses Hurenwort.«
    »Ich will und werde bei Pete schlafen!«
    »Du hast es gehört!« Pebas drehte sich zu Dr. Mohr. »Das hast du aus ihr gemacht! Ein schamloses Luder, das sich zu dir ins Bett legen will! Wie kann ich das ertragen?! Soll ich das alles noch einmal mitmachen, was ich mit Perdita hinter mir habe?! Diese ganze Qual? Nein! Nein!«
    Pebas hatte plötzlich ein Messer in der Hand, duckte sich und wollte zustoßen. Gleichzeitig mit Margaritas Aufschrei stieß vom Tisch her ein Bein in einem derben Stiefel vor und trat Pebas mit aller Wucht in die Seite. Mit einem dumpfen Laut flog Pebas quer durch das Zimmer, fand keinen Halt und krachte ungebremst gegen die linke Bohlenwand. Dort

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