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Der Fluch der Hebamme

Titel: Der Fluch der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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eigenen Schwung umgerissen, stürzte der Mann in den Schlamm und brüllte vor Schmerz.
    Mit einem gut gezielten Kinnhaken schlug Thomas ihn bewusstlos. Er warf einen Blick auf die klaffende Wunde am Bein des Gegners, riss einen von dessen zerlumpten Ärmeln ab und knotete ihn um das blutende Bein. Dann packte er sich den Bewusstlosen über die Schulter. Sie hatten Anweisung, möglichst ein paar Gefangene zu machen, denn die Anführer wollten herausbekommen, wer hinter den Angriffen steckte.

Byzantinische Wirren
    D en verklungenen Geräuschen zufolge war der Kampf inzwischen vorbei. Den Schmerz an der Hüfte so gut wie möglich unterdrückend, ging Thomas zu den Wachen unter Wiprechts Kommando und lieferte seinen Gefangenen ab.
    »Hatten wir Verluste?«, erkundigte er sich. »Hier nicht«, sagte der Lanzenführer düster. »Aber im Lager. Sie haben unser Lager mit Pfeilen angegriffen. Euren Knappen hat’s auch erwischt …«
    »Lebt er noch?«, fragte Thomas sofort. »Kann ich zu ihm?«
    »Ja, geht nur. Noch lebt er. Der Feldscher wird jetzt wohl bei ihm sein. Jedenfalls, wenn Gott ihm beisteht. Diese Pfeile sind vergiftet …«
    Thomas hielt rasch Ausschau nach Roland, der ihn schon entdeckt hatte. Sein Kettenhemd war am linken Arm aufgesprengt, Blut sickerte durch den aufgeschlitzten Ärmel.
    »Nur ein Kratzer«, wiegelte er ab.
    »Dolch oder Pfeil?«, fragte Thomas beunruhigt.
    »Dolch. Wenigstens nicht vergiftet …«
     
    Thomas’ Knappe lag mit zusammengebissenen Zähnen auf dem Boden und zitterte am ganzen Leib, obwohl auf seiner Stirn Schweißperlen standen.
    Ein paar von den anderen jungen Burschen standen oder knieten wortlos um ihn herum. Der Pfeil ragte ihm aus der Schulter, und einer der Knappen war gerade dabei, vorsichtig etwas um die Wunde zu packen, das verdächtig nach einem Kuhfladen aussah.
    »Was soll das hier werden? Und wo ist der Feldscher?«, brüllte Thomas.
    Sofort sprangen die Jungen auf. »Er steckt bei den Männern, die es noch schwerer erwischt hat«, meldete derjenige, der versucht hatte, Ruperts Wunde zuzudecken.
    »Und was ist das da?« Ungläubig wies Thomas auf den dunklen Klumpen.
    »Kuhmist, ganz frisch, um die Wunde warm zu halten und das Gift rauszuziehen«, antwortete der Bursche eifrig, der etwas jünger war als Rupert. »Das beste Mittel dafür! Das macht der Feldscher auch immer. Aber an den Pfeil haben wir uns nicht getraut.«
    Thomas verkniff sich mit Mühe eine abfällige Bemerkung über den Feldscher und dessen Methoden.
    »Nimm das sofort weg, tritt beiseite und hol mir Wasser! Oder noch besser: Wein«, befahl er stattdessen.
    Nun endlich schien Rupert ihn wahrzunehmen.
    »Seid Ihr jetzt auch noch klüger als der Wundarzt?«, fragte er zähneklappernd mit einem matten Anflug von Ungläubigkeit.
    »Du wirst dich wundern, was ich alles kann, wenn es sein muss«, sagte Thomas.
    Er zog seinen Dolch und schlitzte den Stoff rund um die Wunde auf. Der Pfeil steckte fest, aber nicht sehr tief im Muskelfleisch, er konnte sogar die Enden der Spitze sehen. Vielleicht gelang es ihm, die Spitze mit herauszuziehen. Wenn sie wirklich vergiftet war, zählte jeder Augenblick.
    »Du holst ein paar glühende Kohlen, aber rasch, und ihr zwei presst ihn zu Boden, damit er sich nicht rühren kann, wenn ich den Pfeil rausziehe.«
    Die Knappen gehorchten, auch wenn ihnen das Unbehagen ins Gesicht geschrieben stand. Thomas sah sich schnell nach etwas Geeignetem um, dann zog er Ruperts Essmesser aus dessen Gürtel und klemmte ihm das Heft zwischen die Zähne.
    »Sag schnell ein Gebet! Dann beiß darauf, aber fest! Und sprich in Gedanken drei Vaterunser.«
    Rupert nickte und ließ Thomas nicht aus den Augen.
    Der kniete sich neben den Verletzten, sprach selbst ein kurzes Gebet, umgriff den Pfeil mit beiden Händen und zog mit einem Ruck.
    Er hielt den Schaft in Händen, aber ohne die Spitze. Ein Blutschwall spritzte aus der Wunde.
    »Renne zum Feldscher und frag ihn nach dem Werkzeug, mit dem er Pfeilspitzen herauszieht«, befahl er Rolands Knappen Philipp, der der Jüngste in der Runde war und aussah, als würde er gleich in Ohnmacht fallen.
    Er gab dem Verwundeten etwas kaltes Wasser zu trinken, dann drehte er ihn auf die unverletzte Seite und spülte allen Wein, der auf die Schnelle aufzutreiben war, über die blutende Wunde. Er wollte so viel wie möglich von dem Gift herausbekommen.
    Atemlos kam Rolands Knappe zurück. »Der Feldscher braucht es selber. Es kann noch eine Weile dauern,

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