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Der Fluch der Hebamme

Titel: Der Fluch der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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solltet sie probieren«, ergänzte Philipp eifrig.
    »Habt ihr euch etwa auf dem Markt mit den Einheimischen geschlagen?«, fragte Thomas drohend.
    Philipp senkte den Kopf und sah verstohlen zu Rupert, der begriff, dass er um eine klare Antwort nicht herumkam.
    »Nein, Herr, mit den Unsrigen«, gestand er kleinlaut.
    »Soll ich jetzt froh darüber sein, dass du nicht die ersten Menschen verprügelst, die uns hier willkommen heißen?«, donnerte Thomas. »Sondern
nur
die eigenen Leute! Weißt du nicht, welche Strafe darauf steht? Ich sollte dich sofort nach Hause jagen!«
    »Mit wem seid ihr aneinandergeraten und weshalb?«, fragte Roland, und auch er klang alles andere als nachsichtig.
    »Herr, ein paar der Männer haben auf dem Markt die Beherrschung verloren, als sie all die Köstlichkeiten sahen, und begannen zu plündern. Einer wollte Philipp das Brot wegnehmen, das er schon für Euch gekauft hatte, und ein anderer griff der Frau ins Kleid, die am Stand Hühner feilbot«, berichtete Rupert mit gesenktem Kopf. »Da musste ich schließlich dazwischenfahren …«
    Thomas blickte zu Roland und erkannte, dass der Freund diesmal das Gleiche dachte wie er. So beschämend der Vorfall auch war – sich den wütenden Rupert inmitten der prügelnden Menge vorzustellen, hatte etwas Erheiterndes.
    »Wie ist die Sache ausgegangen?«, erkundigte sich Thomas mit gespielter Strenge.
    Sein Knappe atmete auf, dass er nicht sofort nach Hause geschickt wurde. Jetzt klang sogar Begeisterung aus seinen Worten: »Es wurde erst eine ziemlich unübersichtliche Rauferei, aber ein paar aus dem Lager des Herzogs von Meran haben sich auf unsere Seite gestellt und mit uns Ordnung geschaffen. Und dem Benediktiner habe ich gebracht, was Ihr wolltet«, fügte er noch eilig an.
    »Zieh dein Hemd aus«, forderte Thomas.
    Sofort verflog die Begeisterung aus Ruperts Gesicht. Er vermutete wohl, sein Herr wolle ihm zur Strafe ein paar Hiebe verpassen.
    »Ich will nachsehen, wie deiner Wunde diese Sache bekommen ist«, sagte Thomas und verdrehte die Augen ungeduldig.
    Mit Philipps Hilfe zog sich der Junge Bliaut und Unterkleid über den Kopf. Wie Thomas befürchtet hatte, war ein Teil des Schorfs aufgebrochen, das blutdurchtränkte Leinen klebte auf der Haut fest.
    »Das heißt also, dass wir immer noch nicht mit den Waffenübungen fortfahren können«, sagte Thomas streng. »Philipp soll Leinen in Streifen reißen und die Wunde neu verbinden. Und dann legt euch schlafen, ihr Narren! Da ihr euch geprügelt habt, um zu verhindern, dass ein paar unwürdige Kerle Schande über das Heer bringen, will ich euch die Sache nicht weiter nachtragen.«
    »Ja, Herr«, antworteten die Jungen wie aus einem Mund und trabten davon.
    »Wer hätte das gedacht? Kann sein, dass aus den zwei Nichtsnutzen doch noch was wird«, meinte Thomas, als die beiden außer Hörweite waren.
    »Inzwischen hast du dir ja richtig Achtung verschafft bei dem Burschen«, meinte Roland grinsend. »Man hätte eben fast meinen können, er fürchtet sich vor dir.«
    Dann änderte er den Ton. »Das mit den Plünderern ist übel. Ich frage mich, was passiert, wenn der Groll der Männer über die eidbrüchigen Byzantiner weiter wächst. Und wie der Kaiser das wohl aufhalten will.«
    »Vielleicht hat bisher nur keiner geplündert, weil es einfach nichts zu plündern gab in dem gottverlassenen Bulgarenwald«, überlegte Thomas, und diesen Gedanken fanden beide ziemlich beunruhigend.

Die Entfesselung des Heeres
    D as Pilgerheer erholte sich in Nisch von den Anstrengungen der zurückliegenden Wochen und frischte seine Vorräte an Futter, Korn, Gemüse und Honig auf. Natürlich hatte sich der Zwischenfall auf dem Markt im gesamten Heerlager herumgesprochen, und der ebenso waffengeübte wie wortgewaltige Bischof von Würzburg hielt eine eindringliche Predigt über die Verderbtheit solchen Tuns.
    Von Nisch aus marschierte das Heer weiter, verstärkt durch Geleittruppen der Serben, und von nun an in gefechtsbereiten Verbänden: voran die Vorhut aus Ungarn und Böhmen, die immer wieder Hindernisse beiseiteräumen musste, mit denen die schmalen Gebirgspfade blockiert waren, danach zwei gewaltige Abteilungen schwerbewaffneter Reiter unter dem Kommando Friedrichs von Schwaben, zum Schluss der vom Kaiser angeführte Tross.
    Alle Hoffnungen richteten sich auf die Ankunft in Sofia, wo dem Heer durch den byzantinischen Kaiser ein würdiger Empfang und ein Markt versprochen worden waren.
    Doch als die Kolonnen

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