Der Fluch der Hebamme
wünschst!«, zischte Roland ebenso leise. »Wenn das so weitergeht mit diesem byzantinischen Kaiser, macht Friedrich mit uns doch noch einen kleinen Umweg über Konstantinopel. Und das wird mit Sicherheit kein freundschaftlicher Besuch.«
Die meisten um sie herum schienen ähnlich zu denken, denn nun fragte jemand: »Ist es wahr, Graf, dass auch noch andere Gesandtschaften heute eingetroffen sind? Dass auch der Kaiser von Byzanz Nachricht geschickt hat? Wird er endlich sein Wort halten?«
»Es stimmt, heute sind gleich mehrere wichtige Botschaften eingetroffen«, erklärte Dietrich. »Ein Gesandter des ungarischen Königs hat bestätigt, dass sich der Kaiser von Byzanz wegen kriegerischer Angelegenheiten auf der anderen Seite des Meeres aufhält, in Kleinasien.«
»Was muss erst da los sein, wenn es ihm dringender schien, mit seinem Heer dorthin zu ziehen, während die Serben hier schon den ganzen Nordosten eingenommen haben?«, rief Gottfried, der alte Wallfahrer, und brachte damit die anderen zum Lachen.
»Ja, wie es aussieht, ist Kaiser Isaak Angelos derzeit ein sehr beschäftigter Mann«, meinte Dietrich sarkastisch. Er stellte einen Fuß auf die Bank und stützte sich leicht auf. »Und entweder hat er einen sehr merkwürdigen Humor oder ein sehr kurzes Gedächtnis. Denn sein Gesandter gab Befremdliches von sich: Sein Herr sei sehr verwundert über unseren Einmarsch in sein Land, hoffe aber, wir beabsichtigen friedlichen Durchzug. Hätte er davon gewusst, würde er doch ein prächtiges Geleit und einen zufriedenstellenden Markt vorbereitet haben.«
»Dieser verlogene Bastard von einem oströmischen Kaiser!«, brüllte der Auenweiler. »Es sind doch Gesandte nach Konstantinopel geschickt worden! Herren von höchstem Rang! Was hat er mit denen gemacht?«
»Beruhigt Euch!«, mahnte der Graf von Weißenfels. »Unsere Gesandten sind kurz vor Konstantinopel und bestätigen, dass der Kaiser von Byzanz sich nicht dort aufhält. Er hat nun ausrichten lassen, dass er alles für unseren angemessenen Empfang in der Stadt Sofia vorbereiten wird, das ist fünfzehn Tagesmärsche von hier entfernt.«
»Noch fünfzehn Tagesmärsche?«, rief einer der Männer des Bischofs entgeistert. »Wie lange soll das noch so weitergehen? Wo bleiben Geleitschutz und Märkte?«
»Das alles bekommen wir morgen von den Serben in Nisch. Und ich erinnere daran: Lasst Euren Widerwillen über die unzuverlässigen Byzantiner nicht an den Verbündeten in Nisch aus! Ihr wisst, welche Strafe auf Plünderung steht. Und nun legt Euch zur Ruhe oder geht auf Eure Posten.«
Vier Tage rastete der Heerzug in Nisch, vier Tage, die nach dem wochenlangen zermürbenden Marsch durch das von Räubern besetzte Waldgebiet und verlassene Dörfer, nach ständigen Überfällen und ohne Nachschub eine mehr als willkommene Abwechslung boten.
Schon der Anblick der süßen Früchte auf dem Markt und der Duft frisch gebackenen Brotes ließ den Männern das Wasser im Munde zusammenlaufen. Und manche tauschten sich ganz ungehemmt darüber aus, hier wohl endlich ein paar tüchtige Huren auftreiben zu können – trotz des Wallfahrergelübdes.
Thomas kam zu der Meinung, dass es seinem Knappen mittlerweile gut genug ging, damit er zusammen mit den anderen die Besorgungen erledigen konnte, während er selbst mit den Rittern auf die Burg zog, wo der Großfürst Stefan Nemanja den Kaiser und seine Gefolgsleute willkommen heißen wollte.
Er gab Rupert Geld, genaue Anweisungen, was sie brauchten, und den ausdrücklichen Befehl, einen Teil der Früchte dem jungen Benediktiner zum Lohn für seine Hilfe zu bringen. Fleisch würde der Mönch wohl nicht wollen, aber vielleicht ließ sich für ihn etwas Käse auftreiben. »Und keinen Fisch in der Hitze, den du nicht noch lebend im Fass gesehen hast!«, wies er den Knappen an, dessen Benehmen sich seit seiner Verletzung und Rettung durch Thomas auffällig zum Guten verändert hatte.
Es war schon spät in der Nacht, als Thomas und Roland ins Lager zurückkehrten – immer noch überwältigt von dem glanzvollen Empfang, dem üppigen Mahl und den prachtvollen Geschenken des Serbenfürsten an den Kaiser.
Die Knappen hatten auf sie gewartet und sprangen bei ihrem Anblick sofort auf. »Wir haben alles erledigt, wie Ihr es angeordnet habt«, meldete Rupert, doch er trug wie auch der magere Philipp einen merkwürdigen Gesichtsausdruck – und unübersehbare Spuren einer deftigen Prügelei.
»Die Trauben sind wirklich süß, Ihr
Weitere Kostenlose Bücher