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Der Fluch der Schriftrollen

Der Fluch der Schriftrollen

Titel: Der Fluch der Schriftrollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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habt euch von jenem Tage an geliebt, da ich euch zum erstenmal
miteinander bekanntmachte, und ihr liebt euch bis zu dieser Stunde. Ich nehme
es dir nicht übel und habe es auch nie getan, denn Sara ist eine gute Frau. Ich
kann verstehen, was dir so an ihr gefällt. Und du bist ein guter Mann. Ich
weiß, warum sie dich liebt.
    Indes vermute ich, lieber
Bruder, daß du über Jonathan nicht Bescheid weißt. Sara ist sich auch nicht
bewußt, daß ich davon weiß. Sie glaubt vielmehr, daß sie allein das Geheimnis
all die Jahre hindurch gehütet habe. Doch ein Mann weiß diese Dinge, so wie du
es jetzt erfahren mußt. Jonathan ist dein Sohn.«
     
     
    Ben brach an seinem
Schreibtisch zusammen. Er schluchzte laut und durchweichte das Foto mit seinen
Tränen, während Judy leise weinte und ihre Hand sanft auf seiner Schulter ruhen
ließ. Es verging eine ganze Weile, bevor sie imstande waren, zum nächsten Teilstück
überzugehen. Und als sie soweit waren, schrieb Ben die Übersetzung nicht länger
nieder, sondern las sie gleich mit lauter Stimme vor.
     
     
    »Wie kann das sein?« rief
ich.
    Saul antwortete: »Wenn du nur
deine Augen öffnest, wirst du dich selbst in Jonathan erkennen. Er wurde zwei
Monate zu früh geboren, doch du bemerktest es nicht, mein lieber,
begriffsstutziger Freund. Da wußte ich, daß du Sara erkannt hattest und daß sie
keine Jungfrau gewesen war. Zuerst war ich verletzt, aber ich liebte sie so
sehr, und ich liebte dich so sehr, daß ich den Schmerz überwand und Jonathan
als mein leibliches Kind betrachtete. Doch wenn ich tot bin, wird Sara ihm
erzählen, daß du sein Vater bist, und Jonathan wird nach dir suchen. Finde
heraus, wo sie sind, David, bevor es zu spät ist!«
    Saul starb in meinen Armen,
noch immer mit demselben Lächeln auf den Lippen, und von diesem Augenblick an
beneidete ich ihn. Aber der Tod kommt niemals zu dem, der ihn sucht, und
obgleich ich unbewaffnet und ohne nach links und rechts zu sehen durch die
Straßen lief und immer noch ein Stück Brot in meinem Gürtel trug, wurde ich
nicht behelligt.
    Als ich zu Miriams Haus –
oder zu dem, was davon übrig war – zurückkehrte, stand ich davor, wie ein
Mensch, der den Untergang miterlebt. Ich empfand überhaupt nichts mehr und
zeigte beim Anblick des völlig zertrümmerten Hauses keinerlei Gefühlsregung.
Oh, welch ein Gemetzel! Wie können Unschuldige zu Opfern eines solchen
Überfalls werden? Wer wäre imstande, wehrlose Frauen und Kinder abzuschlachten,
sie derart zu verstümmeln und sie so widerlich zu schänden?
    Wäre ich in diesem Moment bei
vollem Verstand gewesen, hätte mich eine rasende Wut gepackt. Doch jetzt
geschah nichts dergleichen. Die letzten paar Stunden hatten mich so
abgestumpft, daß ich zu nichts anderem mehr fähig war, als dazustehen und die
Grausamkeit und die Zerstörung um mich her zu betrachten. Diese freundlichen,
sanften Juden, deren einziges Verbrechen darin bestand, daß sie auf ihren
Heiland gewartet hatten, waren wegen ihrer paar Stücke Brot niedergemetzelt
worden. Und nicht der römische Feind hatte dies verbrochen, sondern jüdische
Glaubensbrüder.
    Meine liebe Rebekka lag unter
dem Leichnam von Matthäus, der wohl versucht haben mußte, sie kämpfend zu
verteidigen, und ihr rotes Haar mischte sich mit dem roten Blut, das ihr aus
einer klaffenden Wunde am Kopf strömte.
    Und warst du nicht derjenige,
lieber Matthäus, der oft sagte, daß jene, die mit dem Schwert leben, auch durch
das Schwert sterben werden?
    Wie unrecht du damit hattest!
Wie unrecht ihr alle hattet! Ich stolperte blind durch den Gesteinsschutt und
über die Leichen meiner lieben Brüder und Schwestern, aber Sara und Jonathan
fand ich nicht unter ihnen. Wenn sie geflohen waren, wohin mochten sie wohl
gegangen sein? Denn nirgends in der Stadt war man mehr sicher. So kniete ich
nieder und sprach ein einfaches Gebet. Es gab nichts, was ich hier noch hätte
tun können. Die Schlacht war verloren. Und während ich zum letztenmal auf die
Leichname meiner Frau und meiner Freunde blickte, fühlte ich, wie eine Flut von
Haß und Wut in mir aufwallte, die einen Geschmack, so bitter wie Gift, in
meinem Mund hinterließ. So stand ich auf diesem Massengrab, schüttelte meine
Faust himmelwärts, und mit einer Entschlossenheit, wie ich sie nie zuvor
gekannt hatte, verfluchte ich den Gott Abrahams für alle Zeiten.
    Die nächsten Stunden, die
Stunden vor Tagesanbruch, verbrachte ich damit, nach Sara und Jonathan zu
suchen. Doch ich

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