Der Fluch der Sphinx
Nacht in Luxor mitgeteilt: Achmed Khazzan war erschossen worden – eine Tatsache, die Erica allerdings schon in der Sekunde bewußt geworden war, als ihn der Schuß traf; Mohammed Abdulal lag noch im Koma; Yvon de Margeau war ins Ausland geflohen und galt nun in Ägypten als unerwünschte Person; und Stephanos Markoulis war wie von der Bildfläche verschwunden.
Alles schien jetzt so unwirklich zu sein, da sie sich wieder in Boston befand. Der Gedanke an ihre Abenteuer stimmte sie aber auch traurig, vor allem, wenn sie an Achmed dachte. Menschen zu beurteilen, schien nicht ihre Stärke zu sein. Daß sie sich in Yvon so hatte täuschen können! Nach alldem, was geschehen war, hatte er sogar noch die Unverfrorenheit besessen, sie von Paris aus in Kairo anzurufen und ihr größere Summen für Informationen über die Gruft Sethos’ I. zu bieten. Sie schüttelte noch immer betroffen den Kopf, als sie ihr Handgepäck zusammenraffte.
Erica ließ sich von der Menge der Passagiere treiben. Sie durchquerte die Einreisekontrolle und holte ihr Gepäck ab. Dann schlenderte sie in den Wartesaal.
Sie sahen einander im gleichen Augenblick. Richardlief ihr entgegen und drückte sie an sich; Erica ließ ihr Gepäck fallen, so daß die nachfolgenden darübersteigen mußten. Sie hielten sich wortlos in den Armen. Schließlich lehnte sich Erica zurück. »Du hattest recht, Richard. Ich war der Sache von Anfang an nicht gewachsen. Ich kann froh sein, daß ich noch mit dem Leben davongekommen bin.«
Richards Augen füllten sich mit Tränen; so etwas hatte Erica bei ihm noch nie gesehen. »Nein, Erica. Wir hatten beide recht, und zugleich haben wir uns beide geirrt. Wir müssen noch viel über einander lernen. Und glaube mir, ich bin ehrlich bereit dazu.«
Erica lächelte. Sie wußte nicht genau, was er damit meinte, aber sie hatte ein gutes Gefühl.
»Ach, übrigens«, sagte Richard, als er ihr Gepäck aufnahm. »Ein Mann aus Houston ist hier, der sich mit dir unterhalten möchte.«
»Tatsächlich?« meinte Erica.
»Ja. Anscheinend ein Bekannter von Dr. Lowery, denn von ihm hatte er meine Telefonnummer. Da drüben steht er.« Richard deutete nach vorn.
»Mein Gott«, rief Erica. »Das ist ja Jeffrey John Rice.«
Als hätte er seinen Namen rufen hören, kam Jeffrey Rice auf sie zu und schwang zum Gruß seinen Stetson.
»Entschuldigen Sie, daß ich Sie beide gerade jetzt störe, Miss Baron, aber hier ist Ihr Scheck als Belohnung für die Entdeckung der Sethos-Statue.«
»Ich verstehe nicht, was Sie meinen«, stammelte Erica. »Die Statue ist Eigentum der ägyptischen Regierung. Sie können sie nicht kaufen.«
»Das ist es ja eben. Dadurch ist meine Statue die einzige Sethos-Statue außerhalb Ägyptens und darum jetzt noch viel wertvoller als vorher. In Houston freut man sich ganz gewaltig.«
Erica senkte ihren Blick auf den Scheck über zehntausend Dollar und lachte laut heraus. Richard, der nicht alles begriff, was eigentlich los war, sah ihre Überraschung und begann ebenfalls zu lachen. Rice zuckte mit den Achseln und geleitete die beiden, den Scheck noch immer in der Hand, hinaus in den hellen Bostoner Sonnenschein.
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