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Der Fluch der Sphinx

Titel: Der Fluch der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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größten Freude mitteilen würde: Yvon, Achmed oder Richard. Yvon und Achmed wüßten den Fund zweifelsfrei mehr zu würdigen, aber Richard wäre bestimmt starr vor Staunen. Selbst ihre Mutter würde sich freuen: Endlich brauchte sie sich im Country Club einmal nicht für die Berufswahl ihrer Tochter zu entschuldigen.
    Am Ostufer angekommen, war es ihr nur angenehm, daß sich im Foyer des Winter Palace Hotel niemand aufhielt. Sie mußte an der Rezeption laut rufen, um einen Hotelangestellten hervorzulocken.
    Der schläfrige Ägypter überreichte ihr wortlos den Schlüssel und einen Briefumschlag, obwohl ihr Aussehen ihn merklich wunderte. Erica stieg die breite, mit einem Läufer ausgelegte Treppe hinauf, während der Angestellte ihr nachblickte und sich offensichtlich fragte, was sie wohl getrieben haben mochte, daß sie so verdreckt war. Erica betrachtete den Umschlag. Es war ein hauseigener und in kräftiger, schwerfälliger Schrift an sie adressiert. Als sie ihren Korridor betrat, schob sie einen Finger in die Ecke des Umschlags und riß ihn auf, während sie über das zum Hotelumbau bestimmte Baumaterial stieg. Sie stand vor ihrer Tür und wollte gerade den Schlüssel ins Schloß stecken, als sie den Brief entfaltete. Der Briefbogen war nur sinnlos bekritzelt. Erneut betrachtete Erica den Umschlag, diesmal von allen Seiten, und fragte sich, ob das irgendein Scherz sein solle. Falls ja, dann fehlte es ihr dafür an Verständnis und Humor. Das glich einem Anruf, bei dem der Anrufer auflegte, ohne etwas zu sagen, sobald man abnahm. Irgendwie beunruhigte sie dieser Fetzen.
    Erica heftete ihren Blick auf die Zimmertür. Wenn sie im Laufe ihrer Reise etwas dazugelernt hatte, dann ganzbestimmt, daß Hotels keine Sicherheit boten; sie erinnerte sich daran, Achmed in ihrem Zimmer angetroffen zu haben, an Richards Ankunft und daß man ihr Zimmer durchsucht hatte. Mit schwankenden Gefühlen schob sie den Schlüssel in die Tür.
    Plötzlich meinte sie ein Geräusch zu hören. In ihrer gegenwärtigen Verfassung brauchte es nicht mehr zur augenblicklichen Flucht. Sie ließ den Schlüssel im Schloß stecken und rannte den Korridor hinab. Durch ihre Hast prallte die Segeltuchtasche mit vernehmlichem Krachen gegen einen Stapel von Ziegelsteinen. Sie hörte, wie hinter ihr jemand eilig die Zimmertür von innen aufschloß.
    Als Evangelos das Geräusch von Ericas Schlüssel vernommen hatte, war er augenblicklich zur Tür gesprungen. »Mach sie kalt«, schnauzte Stephanos, den der Lärm weckte. Evangelos stieß mit gezogener Beretta die Tür auf und sah gerade noch, wie Erica im Treppenhaus verschwand.
    Sie besaß keine Ahnung, wer sich in ihrem Zimmer aufhalten mochte, aber sie machte sich keine Illusionen, daß der lahme Hotelangestellte sie vor einer Gefahr schützen könnte. Außerdem befand er sich gar nicht am Anmeldeschalter. Sie mußte zu Yvon ins New Winter Palace Hotel fliehen. Sie lief an der Rückseite des Hotels in den Garten.
    Trotz seines wuchtigen Körperbaus konnte Evangelos sich verblüffend schnell bewegen, vor allem, wenn er sich Mühe gab. Und sobald er erst einmal eine Anweisung erhalten hatte, die seiner gewalttätigen Neigung entgegenkam, benahm er sich wie ein Bluthund.
    Erica rannte quer durch ein Blumenbeet und erreichte den Swimmingpool. Als sie um ihn herumlief, glitt sie auf den feuchten Fliesen aus und stürzte auf die Seite. Sie rappelte sich wieder hoch, ließ ihre Segeltuchtascheliegen und flüchtete weiter. Hinter ihr kamen schnelle Schritte näher.
    Evangelos war nahe genug für einen zielsicheren Schuß. »Halt!« brüllte er und richtete die Pistole auf Ericas Rücken.
    Erica sah ein, daß ihre Lage hoffnungslos war; noch fünfzig Meter trennten sie vom New Winter Palace Hotel. Erschöpft blieb sie stehen, völlig außer Atem, wandte sich ihrem Verfolger zu. Er war nur zehn Meter hinter ihr. Sie kannte ihn aus der El-Azhar-Moschee. Die lange Schnittwunde, die er dort an jenem Tag erhalten hatte, war inzwischen vernarbt, und er sah nun aus wie Frankensteins Monster. Er hatte seine Pistole mit Schalldämpfer auf sie gerichtet.
    Evangelos überlegte, wie er sie am besten erschießen könnte. Schließlich hielt er die Waffe auf Armlänge, zielte auf Ericas Hals und begann langsam den Abzug durchzudrücken.
    Erica sah ihn seinen Arm heben, und ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen, als sie erkannte, daß er, obwohl sie wunschgemäß stehengeblieben war, zu schießen beabsichtigte. »Nein!«
    Erica

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